Eine Versammlung von Gläubigen aus ganz China in einer apostolischen Hauskirche wurde überraschend unterbrochen, als fast 200 Strafverfolgungsbeamte aufgrund des Tipps eines örtlichen Parteikaders erschienen.
Am 19. August fand eine Versammlung an einem Versammlungsort der apostolischen Hauskirche im Bezirk Jian’an der Stadt Xuchang in Henan statt, als fast 200 Polizeibeamte hineinstürmten. Zum Aufgebot gehörten auch Beamte des Überfallkommandos und der Spezialeinheiten.
Augenzeugen zufolge waren draußen, auf den Straßen, Polizeiwagen aufgereiht und ortsansässigen Einwohnern war es nicht erlaubt, das Gebiet zu betreten.
Insgesamt 130 Gläubige aus ganz China nahmen an der Versammlung teil. Das Treffen war organisiert worden, um sich mit jungen Gläubigen solidarisch zu zeigen. Stattdessen mussten sie jedoch diesen Angriff ertragen, nachdem sie ein kommunistischer Parteikader im Dorf angezeigt hatte.
Ein Gläubiger, der vor Ort anwesend war, berichtete Bitter Winter: „Nachdem die Polizei in den Treffpunkt gestürmt war, schrien sie uns an: ‚Keiner bewegt sich! Nehmt eure Handys und legt sie auf den Tisch‘.“ Ein Beamter nahm auch 4 000 RMB bzw. fast 600 USD an Bargeld, das auf dem Tisch lag, so der Gläubige.
130 Polizeibeamte wurden damit beauftragt, die Gemeinde zu bewachen: Ein Polizist für jeden Gläubigen. Später wurden 20 Teilnehmer, die als Verantwortliche ihrer Kirchen identifiziert wurden, zu Verhören zu einer Unterabteilung des öffentlichen Sicherheitsbüros von Dongcheng gebracht, während die jungen Gläubigen in eine örtliche Schule gebracht wurden.
Am nächsten Tag wurden alle, bis auf drei Personen, entlassen. Die drei übrig gebliebenen waren der Verantwortliche der Kirche Zhang Heng (Pseudonym), der Gastgeber der Versammlung und ein Gläubiger, der fälschlicherweise für einen Prediger gehalten wurde.
Die drei wurden detailliert über die Versammlung befragt. Sie wurden gefragt, wer sie organisierte, wie die Kirche gegründet wurde, wo die Spendengelder aufbewahrt wurden und so weiter. Als sich die Befragung als erfolglos herausstellte, versuchten die Beamten, Herrn Zhang einzuschüchtern. Sie sagten ihm, dass sein Glaube seinen Kindern und Enkelkindern teuer zu stehen kommen könnte, da es ihnen verboten sein könnte, in der Armee zu dienen, für die Regierung zu arbeiten, ins Ausland zu reisen oder Renten zu beziehen.
Herr Zhang offenbarte, dass er bereits früher verhaftet worden war und daher keine Angst vor der Einschüchterungstaktik durch die Beamten hatte. 1994 war er sieben Tage lang verhaftet gewesen und mit einer Geldstrafe von 2 000 RMB bzw. beinahe 300 USD bestraft worden, weil er ein Foto mit einem kanadischen Pastor gemacht hatte. Auch seine Ehefrau war in der Vergangenheit wegen ihres Glaubens verhaftet worden.
Diesmal wurde Herr Zhang zwei Wochen nach seiner Verhaftung entlassen, während der Gastgeber der Versammlung bereits zwei Tage vor ihm freigelassen worden war.
Fünf Tage später kamen wieder Polizeibeamte auf das Gelände der Kirche. Sie führten eine weitere Razzia durch und beschlagnahmten diesmal zahlreiche Gegenstände im Wert von 80 000 RMB bzw. 11 000 USD, die in acht Polizeilaster untergebracht wurden.
Bericht von Jiang Tao