Quelle: Unmittelbare Berichte aus China
Bitter Winter hat wiederholt über die Verfolgung von Muslimen in Xinjiang berichtet. Die religiöse Verfolgung in Xinjiang richtet sich laut Berichten und Dokumenten, die wir weiterhin erhalten, auch gegen Christen.
Beamte der Nationalen Sicherheitsbrigade im Kasachischen Autonomen Kreis Barköl in der Stadt Hami, Xinjiang, luden am 19. Oktober 2017 den Leiter einer Hausgemeinde zu einem Gespräch ein. Sie verhafteten ihn und behielten ihn in Haft.
Die Kirche, welcher Wang Zhiping (Pseudonym), ein 37-jähriger aus der Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang, angehörte, hatte ein 120 Quadratmeter großes Haus für religiöse Zusammenkünfte erworben. 2015 schlossen die Behörden die Kirche zum ersten Mal. Nach vielen Verhandlungsrunden wurde sie wieder geöffnet, und etwa 70 Gläubige trafen sich dort oft zum Gebet. Aber nicht für lange – 2016 schlossen Regierungsbeamte die Kirche erneut. Diesmal nahm die Polizei Wang Zhiping, den Leiter der Kirche, fest. Um seine Freiheit einzuschränken und die Kontrolle über seine Bewegungen zu behalten, befahl die Polizei ihm, sich jeden Monat bei der örtlichen Polizeiwache zu melden. Sie begannen auch, ihn über sein Telefon zu überwachen – sobald Wang Zhiping die Provinz Xinjiang verließ, benachrichtigte ein Computerüberwachungssystem automatisch die Polizei. Er musste sich jedes Mal bei der Polizei melden, wenn er nach Wenzhou nach Hause ging oder nach Xinjiang zurückkehrte. Da Wang Zhiping so eng überwacht wurde, konnte er nur selten an kirchlichen Versammlungen teilnehmen. Die Kirche, die ihren Anführer verloren hatte, spaltete sich auf, und nur wenige Mitglieder der Versammlung trafen sich weiterhin heimlich in kleinen Gruppen.
Im Oktober 2017 nahm Wang Zhiping an einer Hochzeit zweier Glaubensbrüder teil, wo er für die Vereinigung der Jungvermählten betete. Nach ein paar Tagen, am 19. Oktober, kamen Beamte der örtlichen nationalen Sicherheitsbrigade zu ihm nach Hause und brachten ihn unter dem Vorwand zur Polizeiwache, sie wollten nur mit ihm sprechen. Wang Zhiping ist nie nach Hause zurückgekehrt.
Erst später wurde entdeckt, dass Wang Zhiping in einer Zwangsumerziehungseinrichtung in Hami inhaftiert worden ist. Das Gebäude wurde ursprünglich als Krankenhaus während des Ausbruchs von SARS (schweres akutes respiratorisches Syndrom) im Jahr 2003 gebaut, später wurde es in eine Zwangsarbeitsstätte der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) umgewandelt, in der über 1000 Menschen festgehalten werden, darunter Christen, Muslime und Leute, die für mehr Gerechtigkeit eingetreten sind. Wang Zhipings Frau besuchte ihn. Sie stellte fest, dass er viel an Gewicht verloren hatte, konnte aber den Grund dafür nicht herausfinden, weil die Wärter ihr Treffen genau beobachteten.