Nachdem die Behörden jahrelang die chinesischen Hui als „gute Muslime“ und „vorbildliche Minderheit“ gelobt hatten, gehen sie nun im Rahmen einer anti-muslimischen Kampagne in den nordwestlichen Provinzen und Gebieten gegen deren Kultur und Traditionen vor.
Im Gebiet Ningxia, das als “Heimat der Hui“ gilt, werden die Traditionen und die Kultur dieses Volkes vererbt und weitergelebt. Außerdem findet hier der muslimische Glaube der Hui in einem einzigartigen Architekturstil Ausdruck. Seitdem die chinesischen Behörden in diesem Jahr die sogenannte “Ent-Arabisierungs“-Initiative gestartet haben, leiden die im arabischen Stil erbauten Gebäude im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität unter beispiellosen Veränderungen, da jedes islamische Symbol von ihnen entfernt wird.
Ein Beispiel dafür ist ein Wohngebiet im zur Stadt Yinchuan gehörenden Kreis Yongning. Anwohner berichten, dass die Behörden dort arabisch anmutende Verzierungen von den Außenwänden ihrer Gebäude entfernt hätten. Ein Bauarbeiter berichtete Bitter Winter, dass die Vereinigte Arbeitsfront die Anweisung erteilt habe, bis zum Frühlingsbeginn sämtliche Verzierungen dieser Art zu entfernen. Das Bauunternehmen, für das er tätig ist, ist nun seit einem Monat damit beschäftigt, diese Arbeiten in dem genannten Wohngebiet durchzuführen. Die Arbeiter wurden auch dazu angewiesen, arabische Aufschriften auf den Häusern zu übermalen.
Arbeiter entfernen arabisch anmutende Verzierungen von den Wänden:
In dem im gleichen Kreis gelegenen Dorf Najiahu wurde die in arabischen Schriftzeichen verfasste Aufschrift „Zhonghua Huizu First Street“ sowie islamische Aufschriften auf Häusern im Hui-Stil mit blauer Farbe übermalt.
Die Behörden haben das Chinesisch-Arabische Messezentrum der Stadt Yinchuan in “Ressort für Seidenstraßen-Kultur und internationale Reisen“ umbenannt und das arabische Logo in das chinesische Wort “pinyin“umgewandelt, wobei sie lateinische Buchstaben verwendeten.
Auch aus der Nachbarprovinz Gansu haben wir Berichte über die Unterdrückung muslimischer Sitten und Gebräuche in Lehranstalten erhalten.
Anfang August wurde eine Kindergartenleiterin aus der Stadt Lanzhou zur Lokalregierung zitiert, weil sie einen arabischen Sprachkurs für Kinder organisiert hatte. Die Leiterin berichtet, dass die Beamten ihr gesagt hätten, dass die staatliche Schulpolitik keine Arabischkurse vorsieht und dass Arabischunterricht gegen die Bildungspolitik der KPCh verstoße – aus diesem Grund sei es ihr verboten, die Kinder in der arabischen Sprache zu unterrichten.
Am 6. September verbot der Rektor einer weiterführenden Schule in der Stadt Linxia bei einer Lehrerkonferenz den verheirateten Lehrerinnen, Kopftücher zu tragen, die ihre Ohren verdeckten.
Stattdessen, so wurde ihnen gesagt, sollten sie Hüte tragen. Die Lehrer wies er an, keine traditionellen muslimischen Kappen aus weißem Stoff zu tragen und verbot ihnen auch das Tragen von traditioneller Kleidung oder Accessoires der Hui in der Schule. Weiterhin wies er sie an, die arabische Schrift vom Essbesteck in der Schulkantine zu entfernen und warnte die Parteimitglieder davor, irgendeine Art religiösen Glaubens zu praktizieren. Alle Lehrer und Mitarbeiter mussten Formblätter zur Selbstauskunft mit einem Fragebogen zu religiösen Themen ausfüllen, womit mehr über ihre religiöse Haltung herausgefunden werden sollte.
Bericht von Li Zaili