Regierungsvertreter führen zahlreiche neue anti-religiöse Aktivitäten durch, darunter auch das Umfunktionieren religiöser Versammlungsstätten, die Mobilisierung von Verwandten, um Gläubige “umzuerziehen“ sowie umfangreiche anti-religiöse Propagandakampagnen.
Bitter Winter hat vor kurzem darüber berichtet, dass die Behörden in Henan religiöse Versammlungsstätten zu Veranstaltungszentren umfunktioniert haben. Das Dokument der Provinzabteilung der Kommunistischen Partei Chinas mit dem Titel „Zusammenstellung von Beispielfällen für Sondereinsätze“, das Ende Juli in Kraft getreten ist, enthält zahlreiche weitere neue Maßnahmen, die in Henan dafür eingesetzt werden, das Christentum niederzuschlagen. Zu den genannten Maßnahmen gehören Aktivitäten, wie z.B. die Organisation von Kulturveranstaltungen vor religiösen Versammlungsstätten, das Einrichten von Postkästen und Hotlines zum Melden “illegaler religiöser Aktivitäten“ und die Beeinflussung von Personen, ihre religiösen Verwandten “umzuerziehen.“
Überall in Henan haben die Behörden bereits zwangsweise religiöse Versammlungsstätten übernommen und dort Möglichkeiten für Spiele wie Schach, Mahjongg oder Ping-Pong aufgestellt sowie Videoprojektoren installiert. Religiöse Versammlungsstätten sind zu Kulturzentren, Abendschulen für Parteimitglieder oder sogar Restaurants umfunktioniert worden.
Im Kreis Hua (Henan) haben die lokalen Behörden damit begonnen, “Alternativveranstaltungen“ in der Nähe christlicher Andachtsstätten zu organisieren. Damit wollen sie vor allem die Menschen mittleren und höheren Alters auf dem Land ansprechen. Die Behörden laden zu traditionellen Opern ein, die vor diesen Versammlungsstätten während der normalen Gottesdienste oder besonderer religiöser Feiern stattfinden. Wie im Dokument beschrieben, sollen diese Alternativangebote vor den religiösen Versammlungsstätten “die Menschen mit wankelmütigem Glauben zur Abkehr vom Glauben bewegen und den Raum für religiösen Glauben einschränken.“
Außerdem haben die Behörden eine “Abendschule für Bauern“ eingerichtet, in denen ein bis zwei Mal pro Woche die neue Verordnung für Religionsangelegenheiten erklärt wird.
Das Dokument weist die Kader in Dörfern und Kleinstädten auch an, Verwandte von Gläubigen miteinzubeziehen, welche die Gläubigen davon überzeugen sollen, sich von der Religion abzuwenden und keine Gottesdienste oder religiösen Veranstaltungen mehr zu besuchen. Laut Dokument “sollen Familienmitglieder die ersten sein, die Ideologiearbeit an Missionaren leisten.“ Der Druck durch Familienmitglieder ist für die Kommunistische Partei Chinas eine Maßnahme mit langfristiger Wirkung, da auf diese Art wirklich in jeden Aspekt des Lebens des Gläubigen eingedrungen wird.
Die Behörden richten besonderes Augenmerk auf die anti-religiöse Propaganda. So berichtet zum Beispiel die Kreisregierung von Fangcheng, dass sie “20 Propagandafahrzeuge entsandt und 172 Propagandaposter entworfen hat, die an 666 Orten zusammen mit verschiedenen Spruchbändern und Slogans ausgestellt wurden, und 23 000 anti-religiöse Broschüren herausgegeben wurden.“ Außerdem organisierten die Behörden 118 Trainingseinheiten für 20 000 Regierungs- und Bildungsangestellte zu dem Thema.
Zwischenzeitlich hat der Kreis Hua Bildungsmaterial für die Grundschulen und die weiterführenden Schulen eingeführt, das darauf ausgerichtet ist, “religiöse Infiltration zu verhindern“. Außerdem einen Elternbrief herausgegeben, in dem diese aufgefordert werden, die Schüler keine religiösen Versammlungsstätten betreten zu lassen und ihnen nicht zu erlauben, an religiösen Aktivitäten teilzunehmen.
Bericht von Li Zaili