Eine Kreisverwaltung in der Provinz Jiangxi funktioniert Andachtsstätten in Parteipropagandazentren um.
Wang Yong
Im Kreis Poyang im Zuständigkeitsbereich der Stadt Shangrao in Chinas südöstlicher Provinz Jiangxi hat vergangenes Jahr die Mehrheit der religiösen Stätten ihr Kreuz verloren. Nach einem Sondierungsbesuch von Cao Guoqing, dem stellvertretenden Leiter der Vereinigten Arbeitsfront (UFWD) von Jiangxi, am 14. Januar, verstärkten die Behörden ihr Vorgehen gegen die Kirchen und sorgten dafür, dass die restlichen Kreuze für immer aus der Skyline des Kreises entfernt wurden.
Ein weiteres Opfer der Säuberungsmaßnahmen war die Drei Selbst-Kirche in Chengjia (Großgemeinde Guxiandu). Zunächst stuften die Behörden die Kirche als baufällig ein und ließen sie abreißen. Dann wurde das, noch im Bau befindliche, neue Gebäude für illegal erklärt und angeordnet, dass die Bauarbeiten vollständig eingestellt werden müssen. Somit hatten die Christen schließlich gar keine Andachtsstätte mehr.
Die Christen fühlten sich vor den Kopf gestoßen: “Die Regierung hatte uns versprochen, dass wir nach dem Abriss der alten Kirche eine neue bauen dürfen, aber jetzt genehmigen sie das nicht. Das machen sie mit Absicht, damit wir keinen Ort mehr haben, an dem wir Gottesdienste abhalten können.“
Ebenfalls in Guxiandu zerstörte die Großgemeindeverwaltung Mitte Februar mehr als zehn Meter von der Außenmauer der Drei Selbst-Kirche von Gubei, weil diese ihre Umgebung überragte.
Ein Beamter aus dem Kreis Poyang erklärte: “Als die Provinzregierung feststellte, dass in der Großgemeinde Guxiandu so viele Menschen an Jesus glauben, wurden die Kreis- und Großgemeindebehörden angewiesen, die Ausweitung des Christentums einzudämmen. Wenn die Drei Selbst-Kirche von Gubei nicht verschwindet, wird der Sekretär des Parteikomitees seines öffentlichen Amtes enthoben. Keiner wagt es, sich der Politik der höher gestellten Behörden zu widersetzen. In der Gemeinde Gunan wurde ein Prediger sogar verhaftet, weil er den Regierungsbeamten widersprach.“
Im März wurde die Kirche zu einem Kulturzentrum umgewandelt und soll nach Aussage eines Beamten “für verschiedene Projekte verwendet werden.“ Während der ersten Tage nach der Zentrumseröffnung wurden dort öffentlich “rote“ Propagandafilme vorgeführt, welche die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) verherrlichten.
In der Großgemeinde Xiejiatan (Poyang) haben die Behörden am 20. März die Fushan-Kirche, eine Hauskirche, geschlossen und gedroht, jeden zu verhaften, der versuche, hinein zu gelangen. Die Kirche hatte seit mehreren Jahren eine Genehmigung beantragt, diese jedoch nie erhalten. Die lokalen Beamten wiesen an, dass die Kirche an das Dorfkomitee vermietet und als Kulturzentrum dienen solle – wenn die Kirchenleiter es wagen, sich dem zu widersetzen, würde das Gebäude zerstört werden.
Zwei Tage später erhielten die Leiter der Drei Selbst-Kirche von Yuanyang (Großgemeinde Guxiandu) eine ähnliche Anweisung: Sie sollten die Kirche an das Dorf verkaufen, damit dort ein Unterhaltungszentrum eingerichtet werden könne – ansonsten würde das Gebäude zerstört werden.
Daraufhin versammelten sich einige Gemeindemitglieder vor dem Dorfkomitee-Büro, und andere riefen dort an, um den Verkauf der Kirche zu verhindern. Die Beamten verboten es den Kirchenmitarbeitern, Telefonanrufe entgegenzunehmen, und zwangen den Kirchenleiter mit körperlicher Gewalt dazu, den Vertrag handschriftlich zu unterzeichnen. Kurz danach wurden die Kirchenschlüssel beschlagnahmt und die Gemeinde ohne Andachtsstätte zurückgelassen.