Die bekannte Menschenrechtlerin Rushan Abbas hat eine neue, wichtige Initiative in 33 Städten in 15 Ländern ins Leben gerufen. Start ist heute in Washington, D.C. Bitter Winter steht ihr zur Seite.
Marco Respinti
“Nie wieder.“ Dieser Satz wird auf das, aus dem Jahr 1926 stammende, Gedicht Masada des hebräischen Dichter Yitzhak Lambdan (1899-1945) zurückgeführt. Doch er wurde in den späten 1940ern bekannt, als ihn die überlebenden Juden auf den Holocaust anwandten. Wenn man die Bedeutung des Satzes (berechtigterweise) ausweitet, dann ruft er die Welt dazu auf, sich seit damals all dessen, was den Holocaust ausmachte, bewusst zu werden und nicht die Augen davor zu verschließen. Zum Beispiel in Bezug auf die berüchtigten Konzentrationslager, in denen vor allem, aber nicht nur, Juden interniert, als Sklaven benutzt und getötet wurden, weil man sie als Untermenschen betrachtete. Es ist jedoch eine harte und nur schwer zu akzeptierende Tatsache, dass es in Hinblick auf die Konzentrationslager nie ein “nie wieder“ gegeben hat. Traurigerweise sind diese nicht nach Ende des Zweiten Weltkrieges von unserer Erde verschwunden, wie es hätte sein sollen. Die Nachricht lautet, dass sie vor allem von Kommunisten betrieben wurden. So ist zum Beispiel das unermüdlich von Kommunisten beherrschte China, immer noch voller Konzentrationslager, in denen vor allem Uiguren festgehalten werden.
Es ist ein Zeichen der Zeit, dass ein Ausdruck, der ein Bewusstsein für das Leiden der Juden schaffen sollte, heute vor allem auf Muslime angewandt wird.
“Nie wieder“ ist aktueller denn je. In dem Autonomen Gebiet Xinjiang sind mindestens eine Million unschuldiger Uiguren unrechtmäßig interniert – im Grunde genommen aus den gleichen Gründen, aus denen die Nazis damals die Juden interniert hatten. Auch wenn die chinesischen Kommunisten aus den Fehlern des Dritten Reichs gelernt haben, und das Thema nicht so offen ansprechen, wie Adolf Hitler (1889-1945) und seine Komplizen das im Europa der 1930er und 1940er getan haben. Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) die Uiguren als Bürger zweiter Klasse betrachtet, weil diese einer ethnischen Minderheit und nicht der Han-Mehrheit angehören. Doch es ist sogar mehr als das. Es ist sogar noch schlimmer. Die psychologischen Demütigungen, die Gewalt und die kulturelle Demoralisierung, denen die Uiguren ausgesetzt sind – und über die Bitter Winter immer wieder berichtet – stellen ein konstantes Bemühen der KPCh dar, diese zu “entmenschlichen“ und vollständig zu unterwerfen. Inwiefern unterscheidet sich deren Verhalten dann von den Taten der Nazis gegenüber den Juden? Schließlich ist es für die muslimischen Uiguren ebenso schwer ihre Identität von ihrer Kultur und ihrer Religion zu unterscheiden, wie es für die Juden war (und ist). Zusammengefasst: Der Geist der Nazis ist noch ausgesprochen lebendig und ist in der letzten ernstzunehmenden Festung des Kommunismus wiedergeboren (im Übrigen wurden die Juden auch in Stalins Sowjetunion verfolgt).
“Nie wieder“ ist daher das explizite und inspirierende Motto einer neuen Initiative von “One Voice, One Step“ (OVOS) mit dem Titel: Die Konzentrationslager sind wieder da. OVOS wurde im Frühling 2018 von der “Kampagne für Uiguren”, unter der Leitung von Rushan Abbas gegründet. Letztere sprach vor kurzem in Taipei (Taiwan) auf der Veranstaltung “A Civil Society Dialogue on Securing Religious Freedom in the Indo-Pacific Region” (Zivilgesellschaftlicher Dialog zur Sicherung der Religionsfreiheit im Indisch-Pazifischen Raum). Die Veranstaltung war als Folgeveranstaltung zum, vom US-Außenministerium in Washington D.C. organisierten, Gipfeltreffen zur Förderung der Religionsfreiheit 2018 gedacht, welches von Vertretern aus 82 Ländern besucht worden war.
Die Konzentrationslager sind wieder da ist eine Foto-Wanderausstellung, die durch 33 Städte in 15 Ländern der Welt reisen soll. Sie nimmt ihren Ausgang heute, am 14. März, in Washington, D.C., im National Press Club. OVOS erklärt, dass die Fotos “die grausame Realität der Lager und die Auswirkungen dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf die Uiguren zeigt“. Die für dieses Jahr geplante Kampagne richtet sich an alle Menschen weltweit und soll die menschlichen Verluste und Leiden zeigen, welche die Uiguren durch die Lager erlitten haben.
Abbas ist eine treue Freundin von Bitter Winter. Sie drückt immer wieder ihre Anerkennung für unseren Einsatz für die Verfolgten aus – und zwar in der Öffentlichkeit. Sie hat uns gebeten, ihr für die Ausstellung auch ein paar der Bilder zur Verfügung zu stellen, die wir veröffentlicht haben. Wir fühlten uns geehrt durch diese Zusammenarbeit und haben ihr die erbetenen Bilder gerne zu Verfügung gestellt. Wir sind der festen Überzeugung, dass Öffentlichkeitsarbeit (fast) alles ist. Damit wir uns richtig verstehen: Ich meine damit Öffentlichkeitsarbeit für die ungerechterweise und brutal internierten Menschen in Xinjiang, die volle internationale Aufmerksamkeit für ihre grauenvolle Lage verdienen. Diese Aufmerksamkeit können wir, unsere Freunde, Kollegen und Verbündeten ihnen täglich schenken.