Aus Angst vor Verwarnungen durch höhergestellte Behörden verstärkten die Beamten in Shandong die Razzien gegen Tempel und religiöse Versammlungsstätten im Freien, indem sie Statuen von Gottheiten beseitigten.
Der Besuch des Zentralen Inspektionsteams für Religionsfragen in der östlichen Provinz Shandong im vergangenen Monat hat zum Abriss von Kirchen und Tempeln sowie zu einer großen Menge an abgebauten, religiösen Symbolen geführt. Neu erhaltenen Berichten zufolge fielen dem auch viele buddhistische Statuen zum Opfer, da sich die Provinzbeamten auf den Besuch der Zentralregierung vorbereiteten.
In buddhistischen Tempeln sind keine Statuen erlaubt
Anfang April vertrieb das Inspektionsteam für Religionsfragen der Provinz Shandong den Abt des Shiyu-Tempels (wörtlich: Tempel des Steinigen Tals) im Bezirk Zhangqiu der Stadt Ji‘nan. Einen Monat später brachte der Parteisekretär des Dorfes mehr als zehn Dorfbewohner dazu, alle Statuen des Tempels zu zerschlagen und zu zerstören, die später in speziell dafür ausgehobenen Gruben vergraben wurden. „Wenn jemand darüber spricht, wird er in Handschellen festgenommen und verhaftet“, drohte der Beamte.
Auch der Yuantong-Tempel auf dem Berg Zhe im Bezirk Zhangqiu war Zielscheibe dieser Unterdrückung geworden. Wie ein Dorfbewohner aus der Gegend Bitter Winter berichtete, hatte der Besitzer des Tempels ursprünglich geplant, am 01. Mai eine Zeremonie zur Weihung der neuen Statuen von Buddha und anderen Gottheiten abzuhalten. Wie sollte er ahnen, dass Regierungsbeamte einige Tage vor dem Ereignis von ihm verlangen würden, alle buddhistischen Statuen zu entfernen, und zwar unter dem absurden Vorwand, dass „buddhistische Statuen im Inneren von Tempeln unzulässig sind.“
Nachdem sich der Besitzer geweigert hatte, verriegelten Beamte des Büros für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten des Bezirks die Tür des Tempels gewaltsam, bauten eine Mauer um den Tempel, um ihn zu versiegeln und trennten die Wasser- und Stromversorgung des Tempels ab, wodurch der Eigentümer gezwungen war, dem Abriss der Statuen zuzustimmen.
Der Besitzer hatte in den Bau des Tempels mehr als 10 Millionen RMB (ca. 1,4 Millionen EUR) investiert. Nun da er völlig leer war, klagte er, dass es keine Möglichkeit gäbe, sich den Handlungen der Regierung zu widersetzen und dass er keinerlei Möglichkeit habe, seinen Missstand zu beheben.
Am 16. Mai wurden auch die Statuen im Shengquan-Tempel (wörtlich: Tempel des Heiligen Frühlings) in der Stadt Xianggongzhuang im Bezirk Zhangqiu entfernt und viele wurden in Stücke gehauen.
„Xi Jinping folgt nun dem Weg von Mao Zedong. Genau wie damals während der Kulturrevolution werden Tempel und buddhistische Statuen abgerissen“, sagte ein Dorfbewohner.
Standorte von Statuen in Außenbereichen werden per Luftüberwachung ermittelt.
Große religiöse Skulpturen in Außenbereichen sind für die KPCh noch größere Schandflecken. Die Behörden von Shandong ermitteln ihre Standorte inzwischen mittels Flugzeugen. In einem Versuch, sie vor dem Abriss zu schützen, versuchen lokale Buddhisten, die Statuen vor wachsamen Inspektoren zu verbergen.
Am 20. April teilten Regierungsmitarbeiter der Stadt Longquan im Bezirk Zichuan im Verwaltungsbereich der Stadt Zibo, dem Dorfkomitee von Shangzhuang mit, dass die Buddha-Statue aus Zement auf dem Panlong-Berg zu hoch sei. Sie war aus der Luft fotografiert worden und das Büro für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten des Bezirks forderte ihren Abriss. Die Dorfbewohner waren nicht bereit, sich von der Statue zu trennen, für deren Bau sie so hart gearbeitet hatten, und verbargen sie unter einer Regenplane.
Eine Maitreya-Statue im Landschaftsschutzgebiet des Liuxian-Tals, das sich in der Stadt Zichuan im Bezirk Zhaili befindet, wurde ebenfalls auf Befehl abgerissen, nachdem sie im Oktober letzten Jahres aus der Luft fotografiert worden war. Lokale Gläubige hatten über 200 000 RMB (ca. 26 000 EUR) in den Bau der Statue investiert. Daher beschlossen auch sie, sie mit einem Tarnnetz zu bedecken.
Am 15. Mai deckte die Regierung eine 40 Meter hohe Maitreya Buddha-Statue im Ink Stone Mountain Landschaftsschutzgebiet in Xintai, einer Kreisstadt im Zuständigkeitsbereich der Stadt Tai‘an gewaltsam mit einem schwarzen Netz ab.
Die verhüllten Statuen erwarten ihr Schicksal – und das dürfte nicht vielversprechend sein. Nachdem 500 Arhat-Statuen im berühmten Qibugou Landschaftsschutzgebiet der Stadt Wu‘an in Hebei auf die Abrissliste kamen, waren die Buddhisten vor Ort sehr erfinderisch, um sie zu verbergen – doch letzten Endes wurden dennoch mehr als die Hälfte davon abgerissen.
Bericht von Li Mingxuan