Überall im Land „transformiert“ die KPCh buddhistische und daoistische Tempel in Kultursäle, Verwaltungsämter und Freizeitzentren für Senioren.
von Sun Kairui
Zhejiang: Mahjongg-Tische und Bodhisattva-Statuen „leben zusammen“ im gleichen Raum.
In der östlichen Provinz Zhejiang wurden circa 10 000 „flächendeckende ländliche Kultursäle“ gebaut. Diese sollen das „spirituelle Leben“ der Bauern bereichern. Doch während die Zahl der Kultursäle stieg, sank die Zahl der religiösen Versammlungsstätten. Dies ist Teil der subtilen Verfolgung von Gläubigen durch die KPCh. Bitter Winter hat erfahren, dass das Projekt aktiv weitergeführt wird.
Ein Tempelbesitzer im Stadtbezirk Yuhang (Stadt Hangzhou, Zhejiang) berichtete, dass die Regierung ein paar der lokalen Tempel zwangsweise in Kultursäle umgewandelt hat.
Ein auf 800 Jahre Geschichte zurückblickender Tempel im Bezirk wurde bereits umgewandelt. Nun gibt es dort Schachzimmer, die den gesamten ersten Stock einnehmen, ein Fernsehzimmer und einen Leseraum. Die Bodhisattva-Statuen wurden währenddessen versteckt.
„Die aktuelle Regierungspolitik erlaubt nur die Eröffnung von Seniorenfreizeitzentren. Bodhisattvas anzubeten, ist verboten“, erzählte ein ortsansässiger Gläubiger Bitter Winter. „Sie [die Regierungsbeamten] kommen häufig, um Inspektionen durchzuführen. Mittlerweile ist es so, dass die KPCh jeden, der sich der Regierung widersetzt, unter dem Vorwand der ‚Säuberung von Bandenkriminalität und Ausrottung des Übels“ festnimmt.
Ein weiterer Tempel im gleichen Bezirk wurde ebenfalls in ein Seniorenfreizeitzentrum umgewandelt, das den Dorfbewohnern zur Unterhaltung dienen soll. Die Bodhisattva-Statuen wurden bislang noch nicht entfernt, sie teilen sich den Raum jetzt mit Mahjongg-Tischen.
Video: Mahjongg-Tische stehen zusammen mit Bodhisattva-Statuen im gleichen Raum.
Shandong: Buddhistischer Tempel in Propagandazentrum der Partei umgewandelt
Am 21. März entfernte das Büro für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten des Kreises Shan (Zuständigkeitsbereich der Stadt Heze, östliche Provinz Shandong) gewaltsam das Schild des Qingliang-Tempels. Dies begründete es damit, dass der Tempel keine Genehmigung habe. Auf einem neuen Schild steht nun: „Ausbildungszentrum für kulturelle Tradition“. Am Eingang wurde ein Schild angebracht, auf dem steht: „Zentrum zur Ehrung und Pflege der Senioren“. Die beiden Haupträume rechts neben dem Eingang wurden in Verwaltungsbüros umgewandelt.
Die buddhistischen Statuen und die 18 Arhat-Statuen im Tempel wurden alle bedeckt und sämtliche Dankestafeln entfernt. Die Plane, hinter der die buddhistischen Statuen versteckt wurden, ist mit den „Sozialistischen Grundwerten“ und anderen Propagandaparolen sowie mit Bildern von Präsident Xi Jinping bedruckt.
„Wir habe unser Zuhause verlassen, um unseren moralischen Charakter auszubilden und Buddha zu verehren. Wir können Buddha hier sehen, aber wir können ihn nicht anbeten. Es bleibt uns also keine andere Wahl, als den Qingliang-Tempel zu verlassen“, erzählte ein Gläubiger aus dem Tempel Bitter Winter.
Ende April wurde auch der Puzhao-Tempel im Kreis Shan versiegelt und „transformiert“. Alle buddhistischen Statuen und Räucheraltäre im Tempel wurden hinter Planen versteckt. Die Lokalregierung umhüllte die buddhistischen Statuen sogar von allen Seiten mit Parolen wie „Folge stets der Partei“.
Shaanxi: 16 daoistische Tempel in einer einzigen Großgemeinde umfunktioniert
Ebenfalls im April schickten Verwaltungsbeamte der Großgemeinde Fengming im Kreis Qishan im Zuständigkeitsbereich der Stadt Baoji in der nordwestlichen Provinz Shaanxi eine Mitteilung an jedes Dorf. Darin stand, dass die Dörfer alle Statuen in den Tempeln verstecken oder entfernen müssten, wenn sie ihre Tempel vor einer Zerstörung schützen wollten. Innerhalb von zwei Monaten wurden in der Großgemeinde Fengming mindestens 16 Tempel umfunktioniert. Manche wurden in Versammlungsräume oder Seniorenfreizeitzentren umgewandelt, andere in Lagerhäuser.
Am 12. Mai wurden Statuen im Guan Di-Tempel im Dorf Nanying im Zuständigkeitsbereich der Großgemeinde Yongchuan im Kreis Qishan verhüllt, die Mauern und ein großes Räuchergefäß weiß gestrichen und ein großes Bild von Mao Zedong an die Wand gehängt. Der Tempel wurde in ein „Seniorenfreizeitzentrum“ umgewandelt.