Bei immer mehr geschlossenen oder zerstörten Kirchen müssen Gemeindemitglieder jetzt warten, bis es draußen dunkel wird, oder sich an abgelegenen Orten treffen, wenn sie ihre Religion praktizieren wollen.
Bitter Winter hat Videos und Fotos erhalten, die die traurige Realität von Christen in China zeigen. Die Situation ist für beide ernst: jene der von der Regierung genehmigten und jene der Hauskirchen.
Am 10. September zerstörten die Behörden der Stadt Fuyang in der östlichen Provinz Anhui heimlich eine von der Regierung kontrollierte Patriotische Drei-Selbst-Kirche. Infolgedessen müssen sich 100 Gläubige nun draußen treffen und dem zuletzt sehr kalten Wetter trotzen.
Christen eines Bezirks in Fuyang versammeln sich auf einem Ruinenfeld.
Ein benachbarter Anwohner sagte: „Auch wenn ich nicht an Gott glaube, missbillige ich die Art, wie die Regierung dies handhabt. Sie haben nicht einmal eine Ankündigung gemacht. Sie haben gewartet, bis niemand mehr in der Kirche war, um sie abzureißen. Die Klimaanlage, Lautsprecher und Bänke der Kirche wurden unter ihren Trümmern begraben.“
Der Leiter der Kirche fügte hinzu: „Der Staat hat jetzt ein Dokument herausgegeben, in dem steht, dass Drei-Selbst-Kirchen zusammengelegt und in ihrer Anzahl reduziert werden sollen. Und damit steht noch sehr viel mehr Kirchen die Zerstörung bevor.“
Anhui ist die Heimat der zweitgrößten christlichen Bevölkerung in China. In der Region Fuyang leben mindestens 120 000 christliche Gläubige, weswegen die Zerstörungen und Zusammenlegungen für sie einen massiven Schlag darstellen.
In der in Nachbarschaft von Shandong gelegenen Stadt Zibo wurde im Oktober eine Drei-Selbst-Kirche zerstört, und ihre Gemeinde ist nun gezwungen, sich in einem Aussichtspavillon in der Nähe des Dorfes zu treffen. Um sicher zu gehen, dass sie nicht entdeckt werden, warten sie, bis es dunkel ist, um sich zu treffen. Der Älteste unter ihnen ist 93 Jahre alt, der Jüngste 60.
Ein ortsansässiger älterer Christ merkt an: „Das erinnert mich an die Kulturrevolution, als Christen gezwungen waren, Versammlungen in Kellern, Kornfeldern und Schweineställen abzuhalten. Es ist wahrscheinlich, dass solche Situationen in der Zukunft sogar noch üblicher werden.“
Verglichen mit den Gläubigen der Drei-Selbst-Kirche, die sich immer noch in der Öffentlichkeit treffen dürfen, ist das Schicksal der Hauskirchen noch viel schlimmer. Gläubige aus der Stadt Xuchang in Henan halten ihre Versammlungen nun im Geheimen ab, manchmal im Wald, nachdem ihre Kirche Anfang des Jahres gestürmt wurde.
Christen aus Xuchang in Henan halten eine Versammlung im Wald ab.
Die für die Kirche verantwortliche Person sagte: „Wir hatten bereits für fünf Jahre die Miete für das Haus bezahlt. Aber wir wurden gezwungen, auszuziehen, obwohl wir erst seit weniger als drei Jahren hier sind. Wir halten unsere Versammlungen jetzt im Freien ab, aber seid das Wetter kälter wird, weiß ich nicht, wie lange wir das noch fortsetzen können.“
Berichtet von Jiang Tao