Trotz der Appelle des Roten Kreuzes und mehrerer NGOs hat Deutschland Schwester Zhao, eine Angehörige der Kirche des Allmächtigen Gottes, am 31. August zwangsweise nach China rückgeführt. Seitdem gilt sie als vermisst.
Bitter Winter berichtete bereits mehrmals über den Fall von Schwester Zhao Xueliang, einer Angehörigen der Kirche des Allmächtigen Gottes, einer neuen christlich-religiösen Bewegung in China, die dort schwerer Verfolgung ausgesetzt ist. Diese war in Ingelheim festgehalten worden, nachdem ihre Asylanfrage abgelehnt worden war. Das Deutsche Rote Kreuz und mehrere Menschenrechtsorganisationen und NGOs hatten an Kanzlerin Angela Merkel geschrieben und erklärt, dass als Mitglieder der Kirche des Allmächtigen Gottes identifizierte Personen in China automatisch verhaftet werden und es zahlreiche dokumentierte Fälle von außergerichtlichen Tötungen und Folter gibt.
Diese Appelle wurden ignoriert und Schwester Zhao wurde am 31. August gewaltsam nach Peking rückgeführt. Seitdem gilt sie als vermisst. Wie in anderen Fällen auch, ist sie “verschwunden“ und Versuche ihrer Verwandten, ihrer Freunde und ihrer Kirche, ihren Verbleib ausfindig zu machen, blieben bislang erfolglos.
Auf dem Portal der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) findet sich ein Artikel, in dem betont wird, dass die Theologie der Kirche des Allmächtigen Gottes sicherlich sehr weit von der Theologie der EKD entfernt ist, gleichzeitig wird jedoch starke Kritik an den deutschen Behörden geübt. Im Artikel steht: “ Auf besondere Kritik stießen die Umstände der Abschiebung. Die Chinesin hatte keine Chance, sich gegebenenfalls aus China bei ihren Helfern zu melden, weil ihr das Handy abgenommen und nicht wieder zurückgegeben worden war. Ihr sei auch nicht ermöglicht worden, ihre persönlichen Habseligkeiten mitzunehmen. ‚Ihre Kleidung liegt noch in ihrem Zimmer in der Unterkunft‘, so eine Helferin.“
Schwester Zhao Xueliang wurde am 10. März 1991 geboren und lebte im, zur Stadt Yuncheng gehörenden, Kreis Yuanqu in der chinesischen Provinz Shanxi. Am 29. Juli 2016 floh sie nach Deutschland und beantragte am 17. August Asyl. Am 9. Januar 2017 hatte sie eine Anhörung und am 22. Februar wurde sie darüber informiert, dass ihr Asylantrag abgelehnt worden sei. Darauf folgende Berufungen blieben erfolglos.
Die Evangelische Kirche Deutschlands berichtet, dass ehrenamtliche Helfer, mit denen sich Schwester Zhao in Deutschland angefreundet hat, sich große Sorgen um ihr Schicksal machen. Sie “gehen davon aus, dass sie [die Angehörigen verbotener religiöser Gruppen, die zwangsweise nach China rückgeführt werden] zunächst von den Behörden verhört und dann in Umerziehungslager geschickt werden.“ Ihre Freunde halten es für sehr unwahrscheinlich, dass sie mit ihr Kontakt aufnehmen werden können. Selbst wenn sie nicht verhaftet werden würde, seien ihre Aussichten sehr schlecht. Sie wäre abhängig von der Hilfe anderer Mitglieder der Kirche des Allmächtigen Gottes, da sie selbst niemals wieder würde eine Arbeit oder eine Wohnung finden können. Im Polizeistaat China wären auch diejenigen, die ihr helfen, umgehend Repressalien ausgesetzt.
Im April 2018 ließ Deutschland einen muslimisch-uigurischen Asylsuchenden nach China rückführen. Sobald dieser in China gelandet war, “verschwand“ er, und sein Anwalt und seine Familie befürchten das Schlimmste. Deutschland hat sich nun entschuldigt, und die Rückführung als “einen Fehler“ bezeichnet. Entschuldigungen haben den Uiguren jedoch nicht gerettet, und zukünftige Entschuldigungen werden auch Schwester Zhao wenig helfen. Dieser tragische Fall sollte den Behörden demokratischer Länder, die Angehörige verfolgter religiöser Gruppen aufgrund eventueller Unregelmäßigkeiten in ihren Asylanträgen und einer allgemeinen flüchtlingsfeindlichen Atmosphäre nach China rückführen wollen, jedoch eine Lehre sein.