Ein Mann berichtet persönliche Erfahrungen seiner Familie, die durch die Verfolgung durch die Partei auseinandergerissen wurde. Er erzählt wie seine eigene Geschichte verfälscht wurde, um Nachbarn dazu zu ermutigen, Gläubige zu denunzieren.
Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) hat einen Kurzfilm produziert, der die Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) angreift und den Film gezielt unter den Leuten beworben. Der Hauptdarsteller des Films jedoch sagt, dass der Film absichtlich Tatsachen verdreht und nennt ihn einen „gefälschten Film“.
Bitter Winter wurde ein vertrauliches Dokument zugespielt, das von einer Kommunalregierung in der Stadt Nanchang in der südostchinesischen Provinz Jiangxi ausgestellt worden ist. Das Dokument ruft zur Propaganda „gegen xie jiao“ während der nationalen „Zwei Sitzungen“ auf – nämlich der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses (NVK) und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV). In dem Dokument wird empfohlen, dass Kommunalbehörden das Frühlingsfest als Anlass nutzen sollten, Misstrauen gegenüber der KAG aufzubauen. Es empfiehlt ferner, an Erholungsstätten auf großen LED-Bildschirmen den Kurzfilm Come Home Soon, Mom and Dad zu zeigen.
Dieser Kurzfilm erzählt die Geschichte von „einer vierköpfigen Familie, die aufgrund ihres Glaubens an Gott auseinandergerissen wurde.“ Gläubige jedoch glauben fest, dass die KPCh diesen sorgfältig inszeniert hat. Vor dem Frühlingsfest wurde er von der KPCh an Schulen in der gesamten Provinz Shanxi beworben, um unter Schülern eine Welle des Widerstands gegen die KAG auszulösen.
Der echte Li Hui (Pseudonym), der Hauptdarsteller des Films, sagt, dass in diesem Film nichts stimmt. Denn weder ihr Glaube an Gott noch ihr Beitritt zur KAG, waren der Grund, warum die Familie zerbrochen ist. „Das alles stimmt nicht“, sagt er. „Unsere Familie ist wegen der KPCh kaputtgegangen. Einzig und allein sie ist schuld am Auseinanderbrechen meiner Familie.“ In den Augen von Herrn Li ist dieser Film komplett unwahr und verzerrt die Fakten.
Die Wahrheit hinter dem Kurzfilm
Li Hui und seine Eltern sind Mitglieder der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG). „Seit sie sich 2012 zum Evangelium der Kirche des Allmächtigen Gottes bekannt haben, sind sowohl meine Mutter als auch mein Vater, in vielen Dingen sehr verständnisvoll und tolerant“, erinnert sich Herr Li. „Unsere Familie lebte in Freude und Harmonie zusammen. Sie teilten das Evangelium mit mir und auch mit anderen, die noch im Dunklen sind.“
Diese frohen Zeiten waren jedoch nicht von Dauer. Lis Vater wurde einmal, als er das Evangelium verbreitete, verhaftet und zehn Tage lang eingesperrt, weil er „eine xie jiao-Organisation zur Störung der sozialen Ordnung benutzt hatte“. Seitdem wird Lis Familie ohne Unterlass ständig von der KPCh verfolgt und schikaniert.
Herr Li erinnerte sich: „Am 18. Februar 2013 brachte ein Dorfbeamter drei örtliche Polizeibeamte zu mir nach Hause. Die Beamten versuchten, meinen Vater mit Gewalt dazu zu bringen, seinem Glauben abzuschwören. Sie beschlagnahmten auch zwei christliche Bücher in meinem Haus und drohten ihm damit, ihn zur Polizeistation zu bringen, wenn er weiterhin derart religiös sei.“
„Und seitdem haben die Dorf- und Polizeibeamten meinen Vater immer wieder unter Druck gesetzt, seinen Glauben aufzugeben. Angesichts des konstanten Drucks musste mein Vater unser Haus verlassen und Gelegenheitsjobs annehmen, um weiterhin seinen Glauben praktizieren zu können. Doch er kam oft heim – heimlich – und besuchte uns. Das war komplett anders als im Film, der ja behauptet, mein Vater hätte sich nicht um seine Kinder gekümmert. Es war die Verfolgung durch die KPCh, die ihn zwang, sein Haus zu verlassen“, fuhr Herr Li fort.
2014 bekannte sich auch Herr Li zum Evangelium des Allmächtigen Gottes der letzten Tage. Und schon bald wurde seine Familie erneut Opfer der Schikanen der KPCh. Doch dieses Mal hatte man es auf Li Hui abgesehen.
„Ende März 2015 wurden vier meiner Mitbrüder und ich während einer Versammlung direkt in der Kirche verhaftet“, sagte Herr Li. „Nachdem wir alle zwei Jahre und vier Monate in der Haftanstalt eingesperrt waren, verurteilte das Volksgericht des Bezirks Qingshanhu in der Stadt Nanchang vier von uns zu drei Jahren Gefängnisstrafe mit einer dreijähriger Bewährungsstrafe, wegen der ‘Verwendung einer xie jiao-Organisation zur Untergrabung der Strafverfolgung‘ und verhängte außerdem eine Geldstrafe von 3.000 RMB (ca. 390 Euro).“
Nachdem Herr Li verhaftet worden war, verließ seine Mutter das Haus und tauchte unter, aus Angst, selbst verhaftet zu werden.
Herr Li wurde im Juni 2017 freigelassen. Doch als er zu Hause ankam, war alles leer. Seine jüngere Schwester war zu ihrem Onkel geschickt worden, damit dieser sie großzieht.
„Meine Schwester ist immer eine stille Person gewesen. Doch wegen der Verfolgung durch die KPCh und nachdem ihr die Nähe und Fürsorge unserer Eltern entzogen worden war, wurde sie nur noch stiller,“ sagte Herr Li.
Wie entstand der Film?
Selbst nach seiner Freilassung war Li Hui immer noch nicht frei. Er wurde per GPS überwacht und musste sich regelmäßig beim örtlichen Amt für Öffentliche Sicherheit melden. Unterdessen heckten Beamte bereits einen Plan aus, wie sie ihn für ihre Zwecke missbrauchen könnten.
Herr Li erinnert sich gut daran, dass am 7. Februar 2018 der Direktor (Familienname Liu) des Komitees für Politische und Rechtliche Angelegenheiten der Stadt Nanchang drei Personen in das Haus von Li brachte, ihm erklärte, dass sie mehr über seine Lage erfahren wollten und ihn bat, zu kooperieren.
„Er hat mir Fragen gestellt und sich dabei Notizen gemacht“, erinnert sich Herr Li. „Zuerst fragte er mich über mein Studium aus, dann über meine Religion. Hat sich die ‘Einstellung Ihrer Eltern Ihnen und Ihrer Schwester gegenüber geändert, nachdem beide begonnen hatten, an Gott zu glauben? Glauben Sie, dass sich Ihre Familie danach entscheidend verändert hat?‘ Ich beantwortete seine Fragen wahrheitsgemäß. Nachdem er alles, was ich gesagt hatte, notiert hatte, eröffnete er mir, dass sie einen Film drehen würden, um mehr Menschen zu ‘erziehen‘ und darin den Fall meiner Familie als typisches Beispiel zeigen würden. Erst jetzt wurde mir ihr schamlos arglistiger Plan klar. “
Nachdem der Film fertig war, entdeckte Herr Li, dass alle Tatsachen vollkommen verdreht worden waren. Seine Antworten an den Direktor des Komitees für Politische und Rechtliche Angelegenheiten waren alle bis zur Unkenntlichkeit verändert. „Das war ganz offensichtlich, weil die KPCh meine Eltern verfolgt und sie zu verhaften versucht hatte, die dadurch gezwungen waren, unser Haus zu verlassen und andernorts ein unsicheres Leben in ständiger Gefahr zu führen“, entgegnete er.
Um sich der strengen Überwachung durch die KPCh zu entziehen, glaubt Herr Li inzwischen auch, dass es besser wäre, sein Haus zu verlassen und sich zu verstecken. Seine jüngere Schwester brach die Schule ab und begann weit weg von Zuhause zu arbeiten, da die Familie ihre Schulgebühren nicht mehr bezahlen konnte.
„Unsere Familie wurde komplett auseinander gerissen. Es ist sehr schwierig für uns, sich als Familie zu treffen. Der Grund für all das ist nur die religiöse Verfolgung durch die KPCh“, wiederholte Herr Li.
Die Stimme von Li Hui
Der Film wurde sehr oft in allen Schulen der gesamten Stadt Nanchang gespielt und auch während des Frühlingsfests enthusiastisch angepriesen, was Herrn Li große Sorgen bereitet.
„Dieser Film, der die KAG verleumdet und verunglimpft, soll Menschen ansprechen, die nicht die Wahrheit kennen, um deshalb die KAG zu hassen“, sagte Li. „Der Betrug und die irreführenden Tricks der KPCh sind böse! Ich hoffe, dass jeder aufhört, sich derart hinters Licht führen zu lassen. Wenn ich meine Festnahme nicht am eigenen Leib erlebt und nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wie meine Familie auseinander gerissen wurde, dann wäre auch ich auf diese Täuschung hereingefallen.“
In China gibt es unzählige Beispiele dafür, wie Christen verfolgt und ihre Familien auseinandergerissen werden. Die Behörden glaubten schon immer, dass die Zunahme der Religion ihre Herrschaft bedroht. Daher betrachtet die KPC schnell anwachsende religiöse Gruppen, insbesondere die KAG, als ihren Feind. Die KPCh schikaniert und verhaftet Gläubige und erzeugt falsche Nachrichten oder Gerüchte, um auf diese Weise die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
Die Partei schickt regelmäßig Filme in ländliche Regionen und zeigt sie dann dort. Währenddessen verteilen die Behörden Flyer und bitten die Menschen, Gläubige in der Umgebung zu melden. Im Allgemeinen haben diese Filme hauptsächlich Falun Gong und die KAG zum Ziel und ihr Inhalt umfasst alle möglichen getürkten Meldungen, wie den McDonalds-Mord von 2014 in der Stadt Zhaoyuan der Provinz Shandong. Derartige Filmvorführungen werden meist von den Kommunalregierungen, dem Büro für Religiöse Angelegenheiten und dem Kulturbüro organisiert.
Bericht von Tang Zhe