Die KPCh verschärft die finanzielle Kontrolle der Drei-Selbst Kirchen, indem sie sie zwingt, ihr Geld, d.h. die Abgaben ihrer Gläubigen auf staatlich kontrollierte Bankkonten zu überweisen.
Seit dem Inkrafttreten der neuen Verordnungen für Religionsangelegenheiten im Februar 2018 hat die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) die, von der Regierung kontrollierten, Drei-Selbst Kirchen einer noch strengeren Kontrolle unterworfen, und ihre Überwachung und Ausweiskontrollen intensiviert sowie Säuberungsaktionen unter den Priestern durchgeführt. Die Behörden haben zudem auch Verordnungsr Richtlinien zur Finanzregulierung umgesetzt, um die Finanzen der Kirche umfassend kontrollieren zu können.
Wie eine Quelle Bitter Winter gegenüber enthüllte, haben einige Drei-Selbst Kirchen in Orten wie der Stadt Shangzhi in der nordöstlichen Provinz Liaoning und Jalaid Banner im Hinggan-Bündnis der Inneren Mongolei, Bankkonten eröffnet, die von der Nationalen Sicherheitsbrigade und dem Büro für Religiöse Angelegenheiten kontrolliert werden.
Laut Mitarbeitern des Büros für Religiöse Angelegenheiten in Jalaid Banner ist der angebliche Grund für diese Übernahme der Finanzkontrolle durch die Regierung, Menschen daran zu hindern, die Geldmittel der Kirche ins Ausland zu transferieren. Wann immer jemand jetzt Geld aus den Kirchenspenden abhebt, wird das Büro für Religiöse Angelegenheiten dies erfahren.
Das verärgert die Gläubigen natürlich. Wie ein Kirchenmitglied, das anonym bleiben wollte, sagte, sind KPCh-Beamte extrem gierig und korrupt. Ihnen die Aufsicht über die Finanzen der Kirche zu geben, sei extrem unsicher.
Und diese heftige Korruption ist eindeutig belegt, da die Lokalregierungen nun Christen zu Spenden und Abgaben auffordern – um die staatlich kontrollierten Bankkonten zu füllen.
Am 15. August 2018 wurde Bitter Winter ein Dokument des Komitees der Patriotischen Drei-Selbst Bewegung (PDSB) der evangelischen Kirchen im Bezirk Linzi zugespielt, das den 19. August als „Spendensonntag“ erklärte und Christen dazu ermutigt, an diesem Tag Geld zu spenden. Das Dokument verlangt, dass jeder Versammlungsort der Drei-Selbst Kirchen dieses Programm durchführt, das von den Zwei Christlichen Räten der Kommune Zibo – dem Chinesischen Christenrat (CCR) und der PDSB –initiiert wurde, also den beiden Dachorganisationen aller registrierten protestantischen Kirchen Chinas. In Zukunft sollen solche Spendensonntage alljährlich im August durchgeführt werden.
Laut einer Quelle hat der Direktor der Zentralabteilung Vereinigte Arbeitsfront der Stadt die Maßgaben festgelegt, wie Gläubige spenden sollen und verlauten lassen: „Menschen, die an Gott glauben, müssen ein Zehntel [ihres Einkommens] abgeben und mindestens einmal pro Quartal Geld spenden. Der Spendenbetrag ist nicht begrenzt, selbst 100 bis 500 RMB (ca. 15 bis 65 Euro) seien in Ordnung. Eine Obergrenze gibt es allerdings auch nicht und ältere Christen müssten mindestens 50 RMB (ca. 7 Euro) spenden.“
Er forderte auch, dass die Namen der Kirchenmitglieder – die Drei-Selbst Kirche, die der Informant besucht, zählt 1.300 Gläubige – registriert werden, damit man einen besseren Überblick hat, wie viel jeder einzelne spendet.
Berichten zufolge haben die Behörden in der Stadt Zibo der östlichen Provinz Shandong den August ebenfalls zum Monat der alljährlichen Pflichtspenden erklärt.
„Wir werden das Spendenprogramm für 2019 umsetzen. Die Priester jeder einzelnen Kirche müssen pro Jahr 400 RMB (ca. 52 Euro) geben“, sagte der stellvertretende Leiter des Büros für Religiöse Angelegenheiten des Bezirks Huimin der Stadt Binzhou in Shandong, der zugleich auch ein Vorstand einer Drei-Selbst Kirche ist. „Zwanzig Prozent der Geldspenden der Brüder und Schwestern jeder Kirche müssen an die Regierung abgeführt werden.“
Die Zwangserhebung von Spenden von Christen durch die Regierung hat bei Priestern und Mitgliedern der Kirche erhebliche Unzufriedenheit ausgelöst.
„Die Regierung erhebt nun per Dekret Geldspenden von jedem Christen, ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage unserer Brüder und Schwestern“, sagte eine, für einen Versammlungsort verantwortliche, Person. „Menschen, die an Gott glauben, spenden aus freien Stücken, und außerdem: wenn wir Gläubige spenden, dann bringen wir Opfer an Gott und nicht an die Menschen.“
Bericht von Yang Xiangwen