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Bitter Winter

Ein Magazin über Religionsfreiheit und Menschenrechte in China

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Digitaler Maoismus: Der neue Personenkult um Xi Jinping

21/02/2019Massimo Introvigne |

KPCh-Mitglieder müssen eine neue App auf ihren Smartphones installieren, die den Personenkult um Präsident Xi Jinping in neue, noch nie dagewesene Extreme treibt.

Personenkult, Überwachung

Massimo Introvigne

Der Vorsitzende Mao ist wieder da – und dieses Mal hat er ein Smartphone. Wenn man allerdings die Ideologie und das Vorgehen von Präsident Xi Jinping als “Neo-Maoismus“ bezeichnet, kann sich das als irreführend erweisen. Denn er bleibt wie seine Post-Mao-Vorgänger bei der Kritik an der Kulturrevolution und bei deren unverfrorenen pro-kapitalistischen Haltung in Wirtschaftsfragen. Tatsächlich wurden anti-kapitalistische Studenten, die sich für Mao und Karl Marx begeisterten, umgehend festgenommen.

Dennoch haben Xi und Mao etwas gemeinsam: nämlich den Personenkult. Manchmal greift Xi auf den alten Personenkult um den Vorsitzenden Mao zurück – noch häufiger propagiert er jedoch einen Kult um seine eigene Person. Sein Porträtbild ist in China allgegenwärtig – und Xi hat etwas, das Mao nicht hatte: Internet und Smartphones.

Die chinesischen Medien feiern 2019 als das Jahr der Digitalen Revolution in der KPCh-Propaganda. Sogar im Westen suggeriert die Werbung häufig, dass jeder, der es versäumt, eine bestimmte App herunterzuladen, ein Loser ist. In China muss man diese Aussage wörtlich nehmen: Wer eine bestimmte App nicht herunterlädt und verwendet, läuft Gefahr, seinen Job zu verlieren.

Diese Orwell´sche Begebenheit liest sich wie ein dystopischer Roman – nur, dass sie leider wahr ist. Im Januar 2019 brachte die KPCh eine neue App für Apple- und Android-Plattformen heraus, die sich “Lerne Xi (Xue Xi) starke Nation” (学习强国) nennt und von der Website xuexi.cn heruntergeladen werden kann. Dieser Name bedarf einer Erklärung, denn er enthält ein chinesisches Wortspiel: “Xi“ ist der Nachname des Präsidenten, aber auch das zweite Schriftzeichen in dem chinesischen Wort xuexi (学习), das “studieren, lernen“ bedeutet. Damit soll ausgedrückt werden, dass das wichtigste Studium, das Studium der Äußerungen des Präsidenten ist.

Die Firma Apple, die in China Hunderte von Apps zensiert , war ebenso schnell bereit, diese App zu akzeptieren, wie die anderen Plattformen auch. Nun verbreitet sie sich rasend schnell – dank dem Forschungszentrum für Propaganda und Öffentliche Meinung des Zentralen Propaganda-Ministeriums der KPCh (中共中央宣传部宣传舆情研究中心), dem ehemaligen Forschungszentrum für Ideologie und Politische Arbeit (思想政治工作研究所).

Die App beinhaltet Reden und Schriften von Präsident Xi in Text-, Audio- und Videoform. Doch sie beinhaltet auch noch etwas Anderes: Die Nutzer können durch das Verwenden der App Punkte sammeln. Dies nennt sich das “Lern Xi Punktesystem“ (学习积分系统). Ein ausgeklügeltes, aber keineswegs großzügiges System. Die Fach-Website China Media Project berichtet, dass das Lesen eines Artikels nur 0,1 Punkte einbringt. Das Gleiche gilt für das Posten eines passenden Kommentars. Ein einzelnes Video anzuschauen, bringt einem 0,1 Punkte ein. Eine halbe Stunde ununterbrochener Aktivität wird mit einem Punkt belohnt.

Aber das ist noch nicht alles. China Media Project berichtet, dass es auch noch ein recht effizientes Überwachungssystem gibt, das die Nutzer beobachtet und feststellen kann, ob jemand sich vom Bildschirm entfernt, nachdem er einen Text oder ein Video aufgerufen hat. Dieses Überwachungssystem kann auch feststellen, ob jemand nur ein paar Abschnitte oder den ganzen Text liest. Die Punkte, die man täglich verdienen kann, sind limitiert, um sicherzustellen, dass man die App nicht nur an den Wochenenden nutzt – wobei die Nutzung am Wochenende durchaus erwünscht ist. Es gibt “Happy Hours“ in denen man die doppelte Punktzahl verdienen kann: Montags bis freitags jeden Abend zwischen 20.30 und 22.30 (nicht später, denn die KPCh will, dass die Menschen schlafen und am nächsten Tag wieder effizient arbeiten können) und jeden Morgen von 9.30 bis 10.30 Uhr. Außerdem samstags und sonntags von 15.30 bis 16.30. Mit diesem System hat die KPCh wirkungsvoll den größten Teil der Freizeit der Nutzer unter Kontrolle.

Aber schließlich kann ja jeder einfach darauf verzichten, diese App zu nutzen und an dem unsinnigen Wettbewerb um Xi-Punkte teilzunehmen, nicht wahr? Falsch. Die Verwendung dieser App ist für KPCh-Mitglieder verpflichtend. Und von vielen Arbeitgebern wird das Erreichen einer bestimmten täglichen oder wöchentlichen Anzahl von Xi-Punkten verlangt. Wenn wir einem Post auf der Sozialen Netzwerk-Seite Douban Glauben schenken, dann wird von den Lehrern an einer öffentlichen Schule die absurde Anzahl von 40 Xi-Punkten täglich verlangt. Das ist natürlich nur möglich, wenn man nachts lange schlaflose Stunden verbringt. Außerdem werden in dem Post auch ein paar mögliche Strategien beschrieben, wie man das System umgehen kann – nur liest natürlich auch die KPCh diese Posts und wird bald Updates mit noch weiter ausgereifter Software herausgeben, die solchen Betrug verhindert. Überall in China wurden bereits verpflichtende Seminare zur Verwendung der App organisiert, in denen die deutliche Botschaft vermittelt wird: Wer beim Schummeln aufgedeckt wird, oder seine Quote nicht erfüllt, der riskiert seinen Job – oder Schlimmeres.

Aber vielleicht wird das sogar den hochrangigen KPCh-Kadern zu viel, die ebenfalls verpflichtet sind, die App zu verwenden. Bitter Winter hat erfahren, dass vor ein paar Monaten in mehreren Dörfern und Städten auf einmal die Porträts von Xi Jinping aus den KPCh-Büros verschwanden. Sie wurden sehr schnell wieder aufgehängt. Manche denken, dass es sich dabei um eine Botschaft im Mafia-Stil gehandelt hat, welche hochrangige KPCh-Bürokraten an Xi Jinping gesendet haben: Übertreib‘ es nicht, ansonsten…

Update vom 23. Februar 2019: Bitter Winter hat erfahren, dass am 29. Januar 2019 die Regeln in Bezug auf die Möglichkeit, Punkte zu verdienen sowie in Bezug auf die “munteren Pausenfüller“ bzw. “Happy Hours“, in denen die doppelte Punktzahl gewährt wird, in der App aktualisiert bzw. “optimiert“ wurden. Dem neuen System nach erhält man täglich für den ersten Log-in einen Punkt. Das Lesen eines Artikels bzw. das Ansehen eines Videos bringt einen Punkt bzw. in den Happy Hours das Doppelte – allerdings können täglich nicht mehr als sechs Punkte pro Aktivität verdient werden. Vier Minuten Lesen bringen einen Punkt bzw. in den Happy Hours das Doppelte – hier können insgesamt acht Punkte täglich erreicht werden. Fünf Minuten lang ein Video anschauen bringt einen Punkt bzw. in den Happy Hours das Doppelte. Die höchste Punktzahl, die hiermit täglich erreicht werden kann, beträgt zehn Punkte. Einen passenden Kommentar zu verfassen, bringt einen Punkt (das tägliche Maximum beträgt hier fünf Punkte). Außerdem können noch durch ein paar andere Aktivitäten – zum Beispiel das Absolvieren von Tests – Punkte verdient werden. Die neuen “Happy Hours“ finden täglich von 6:00—8:30 Uhr, 12:00—14:00 Uhr und 20:00—22:30 Uhr statt. Wir gehen davon aus, dass sich das im Douban – Post erwähnte Punktesystem auf diese “optimierte“ Punktezählung bezieht.

Tags: Überwachung

Massimo Introvigne

Massimo Introvigne (14. Juni 1955 in Rom) ist ein italienischer Religionssoziologe. Er ist Gründer und Geschäftsführer des Zentrums für Studien zu neuen Religionen (CESNUR), einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern, welche sich mit neuen religiösen Bewegungen auseinandersetzen. Introvigne ist Autor von mehr als 70 Büchern und über 100 Artikel im Fachgebiet der Soziologie und Religion. Er war Hauptautor der „Enzyklopädie von Religionen in Italien“. Er ist Redaktionsmitglied vom „Interdisciplinary Journal of Research on Religion“ und der Geschäftsleitung der Universitätszeitung von Kalifornien „Nova Religio“. Vom 5. Jänner bis 31. Dezember 2011 hat er in der Organisation für Sicherheit und Kooperation in Europa (OSZE) als Vorsitzender zur Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung gearbeitet, mit speziellem Fokus auf die Diskriminierung von Christen und Mitgliedern anderer Religionen. Von 2012 bis 2015 war er Vorsitzender im Observatorium für Religionsfreiheit, eingerichtet vom italienischen Außenministerium, um Probleme der Religionsfreiheit weltweit zu überwachen.

http://www.cesnur.org/

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