Die willkürlichen Festnahmen von Muslimen in Xinjiang haben verheerende Folgen für das Familienleben und das persönliche Leben sowohl derer, die festgenommen wurden, als auch derer, denen es gelungen ist, der Internierung in den Gefängnissen oder den “Transformation durch Bildung“-Lagern zu entkommen.
Bitter Winter erhält fast täglich Berichte über das tragische Schicksal muslimischer Familien in Xinjiang, deren Angehörige von den Behörden festgenommen wurden. Die anti-islamische Kampagne, welche die Kommunistische Partei Chinas “im Namen der gesellschaftlichen Stabilität“ durchführt, hat verheerende und nicht wieder gut zu machende Auswirkungen auf Millionen von Menschen.
Im April wurden zwei Brüder aus Xinjiang wegen “Mitgliedschaft in einer extremistischen religiösen Organisation“ festgenommen, weil sie einmal mit ihren Kommilitonen an der Universität den Koran gelesen hatten. Die beiden Brüder waren später zu zehn Jahren Gefängnisstrafe verurteilt worden.
Ihr Vater verlor aus diesem Grund seinen Arbeitsplatz. Seit ihrer Festnahme wurde er gezwungen, an jeder Flaggenzeremonie an seinem Wohnort teilzunehmen, wo ihn die lokalen Beamten vor aller Augen öffentlich demütigten, indem sie ihn dazu zwangen, sich selbst anzuklagen, weil er seine Söhne nicht anständig erzogen habe. Der enorme psychische Druck, dem er täglich ausgesetzt war, und das schmerzliche Fehlen seiner Söhne, führten dazu, dass er Depressionen bekam.
Im März dieses Jahres wurde ein 70 Jahre alter Uigure aus dem Kreis Huocheng (Kasachischer Autonomer Bezirk Ili) zusammen mit seinen beiden Söhnen und seinen beiden Töchtern festgenommen, weil sein jüngster Sohn im Ausland lebt. Die gesamte Familie wurde in ein “Transformation durch Bildung“-Lager gebracht, wo sie bis heute festgehalten wird.
Ein pensionierter muslimischer Beamter des Regierungsbezirks Tacheng wurde aufgrund seines religiösen Glaubens festgenommen und in ein Lager gebracht. Direkt nach seiner Internierung verschlechterte sich der Zustand seines bereits kranken Sohnes, der kurz darauf starb. Der Vater kann den Verlust seines Sohnes nicht angemessen betrauern, während er in dem “Transformation durch Bildung“-Lager indoktriniert wird. Seine Frau ist unterdessen alleine ihrem traurigen Schicksal überlassen.
Bericht von Li Zaili