Die Videoaufzeichnungen von mehr als fünfzig religiösen Stätten in Henan, an denen die Behörden Überwachungssysteme angebracht haben, führten dazu, dass fünf Kirchen geschlossen und Gläubige festgenommen wurden.
Bitter Winter hatte vor kurzem Zugang zu einem KPCh-Dokument mit dem Titel Zusammenstellung von Beispielfällen für Sondereinsätze, dem zufolge die Behörden im Kreis Xun (Stadt Hebi, Henan) fast 900 000 RMB (130 000 USD) für Überwachungssysteme ausgegeben und an 53 religiösen Stätten vor Ort angebracht hatten. Damit soll eine umfassendere Überwachung der religiösen Aktivitäten ermöglicht werden.
Außerdem greift die chinesische Regierung für die Überwachung auf Telefongesellschaften zurück. China Mobile und China Unicom “haben bei der Ausschreibung des Schaltplans und der technischen Signalübermittlung Unterstützung angeboten“, heißt es im Dokument. Dies, so weiter, diene dazu, die Gläubigen zu kontrollieren, “blinde Flecken durch Überwachung aufzudecken und Christen einzuschüchtern.“
Diese Zwangsüberwachung hat schwerwiegende Folgen. Bislang wurden bereits fünf religiöse Versammlungsstätten dauerhaft geschlossen und mehrere Gläubige und Prediger festgenommen.
So wurde beispielsweise im Mai dieses Jahres die staatlich kontrollierte Drei Selbst-Kirche von Qiaobei (Kreis Song, Stadt Luoyang) geschlossen, nachdem auf den Videoaufzeichnungen entdeckt worden war, dass ein Kind die Kirche besucht hatte. Es stellte sich heraus, dass die Kameras aufgenommen hatten, wie eine Frau, die dort arbeitete, ihre ein Jahr alte Enkeltochter mitgenommen hatte, als sie in der Kirche ihr Ehrenamt verrichtete. Da Minderjährigen seit Inkrafttreten der neuen Verordnung für Religionsangelegenheiten der Kirchenbesuch verboten ist, war dies Grund genug dafür, die Kirche zu schließen.
Im Juli vor zwei Jahren war Frau Zhou, eine Nonne in einer katholischen Kirche im Kreis Yongjia (Zhejiang) verhaftet worden, weil sie gepredigt hatte. Die Beamten hatten die Predigt, die von dem, durch die Regierung angebrachten Überwachungssystem aufgezeichnet worden war, für problematisch befunden. Sie sagten, der Inhalt überschreite die “Grenzen der Regierungsbestimmungen“, daher wurde sie verhaftet.
2014 wurde eine Frau schikaniert, weil sie eine Plane zu ihrer Kirche in der Stadt Wenling (Zhejiang) gebracht hatte. Polizeibeamte hatten dies mit Hilfe des Überwachungssystems beobachtet und kamen daraufhin mit Fotos davon zum Haus der Frau. Sie wurde verhört und ihr wurde gesagt, dass sie illegale Unterstützung geleistet habe, als sie der Kirche die Plane brachte.
Bericht von Jiang Tao