Priester und Pastoren der staatlich anerkannten Drei Selbst-Kirche sind weiterhin Opfer von Gewalt, wenn sie vom Vorhaben der KPCh, Gläubige zu unterdrücken, abweichen.
von Lu An
Priester wegen „mangelnder Eigeninitiative“ inhaftiert
Anfang dieses Jahres ordneten Beamte einer Bezirksregierung im Zuständigkeitsbereich der Stadt Fuyang in der östlichen Provinz Anhui die Entfernung eines Kreuzes auf einer Drei Selbst-Kirche an, weil „das Kreuz zu hoch und zu auffällig war“.
Der Priester der Kirche war nicht bereit, dieser Anordnung nachzukommen und hat diese Aufgabe daher mehrmals verschoben. Im April tauchten jedoch Beamte in der Kirche auf und zerstörten gewaltsam das Kreuz sowie die vier chinesischen Schriftzeichen 基督教堂 (die „christliche Kirche“ bedeuten) und verlangten zudem, auch die Säule am Kircheneingang, auf der sich das Kreuz befunden hatte, abzureißen, doch der Priester wehrte sich auch dagegen.
Für seinen Ungehorsam musste der Priester jedoch einen hohen Preis bezahlen: In der Nacht des 18. Aprils fuhren fünf Regierungsbeamte vor seinem Haus vor, rissen ihn aus dem Bett und prügelten draußen brutal auf ihn ein. Am nächsten Abend kamen die Polizisten zurück und verhafteten den Priester – er wurde zehn Tage lang in der Haftanstalt des Bezirks festgehalten. Die Säule der Kirche und das neu errichtete, zweistöckige Bauwerk wurden gewaltsam abgerissen.
Beamte des örtlichen Büros für Religiöse Angelegenheiten schüchterten die Kirchengemeinde des Priesters ein und erklärten, dass das Schicksal der Kirche nun davon abhinge, ob sie sich an die Religionspolitik der Partei halten oder nicht.
Wegen 10 Minuten Wartezeit verhaftet
Der Grund für die Verhaftung einer anderen Priesterin aus Fuyang ist noch absurder: Am 14. April kamen lokale Regierungsbeamte während einer Gemeindeversammlung in die Kirche und forderten die Priesterin auf, ihre Predigt sofort zu beenden, damit sie die Politik der KPCh anpreisen könnten.
Die Priesterin bat um zehn Minuten, um ihre Predigt zu Ende bringen zu können, aber die Beamten befahlen ihr in rauem Ton, sofort damit aufzuhören und drohten, dass sie ansonsten die Stromversorgung der Kirche abschalten würden.
Gläubige griffen ein und es entwickelte sich ein hitziger Streit mit den Beamten, die, da sie keine weiteren Argumente mehr hatten, den Arbeitern befahlen, sofort die Stromversorgung zu unterbrechen und die Polizei verständigten, um die Priesterin festzunehmen. Obwohl sie noch am selben Tag entlassen wurde, hat die Rücksichtslosigkeit der Behörden die Gläubigen in einem Zustand anhaltender Angst zurückgelassen.
Polizei erfindet Anschuldigungen, um Priester einzuschüchtern
Unterdessen wurde ein Priester einer Drei Selbst-Kirche in der Stadt Nanyang in Henan aufgrund einer erfundenen Anklage verhaftet, weil er mit dem Zusammenschluss von Kirchen nicht einverstanden gewesen war – eine der Richtlinien der KPCh zur Reduzierung der Anzahl an Gotteshäusern und zur Erhöhung ihrer Kontrolle.
Letztes Jahr erhielt der Priester von der Regierung den Befehl, sich mit anderen Gemeinden zusammenzuschließen. Er glaubte, dass dies nur ein Vorwand für die KPCh war, legitime religiöse Einrichtungen zu schließen, und lehnte dies ab. Anfang Oktober nahm ihn das örtliche Büro für Öffentliche Sicherheit zu einem Verhör mit, mit der Begründung, es „gäbe ein Problem mit der Buchführung der Kirche“.
Die Beamten bedrohten ihn und forderten ihn auf, der Regierung in allen Belangen zu gehorchen, denn ansonsten würde er seine Position als Priester verlieren und durch einen neuen, regierungstreuen Priester ersetzt werden.
Die Gemeindemitglieder glauben, dass die Anklage wegen der Kirchenfinanzen erfunden worden war, um dem Priester eine Lektion zu erteilen. „Sie wollten ihn einfach für schuldig erklären, um jeden zu beseitigen, der gegen die Regierung ist“, kommentierte einer der Kirchgänger, der in tiefer Sorge um den Priester ist.