Um Mitglieder von staatlich anerkannten Drei Selbst-Kirchen vom Praktizieren ihres Glaubens abzuhalten, beschlagnahmt die KPCh deren Andachtsstätten oder zwingt die Gläubigen dazu, ihre Andachtsstätten der KPCh „zu schenken“.
von Xin Lu
Seit dem vergangenen Jahr hat die KPCh zahlreiche Andachtsstätten von Drei Selbst-Kirchen geschlossen oder gewaltsam zerstört. Außerdem hat sie die Zahl der christlichen Andachtsstätten durch „Zwangsschenkungen“ und „Zwangsvereinigungen“ dermaßen reduziert, dass eine sehr große Anzahl von Gläubigen nun keinen Ort mehr hat, an dem sie Gottesdienste abhalten kann.
Beamte hecken hinterhältigen Plan aus
Eine Drei Selbst-Kirche im Dorf Renzhuang in der Gemeinde Guandi (im Zuständigkeitsbereich der Stadt Xinxiang in der Zentralprovinz Henan) wurde abgerissen, nachdem die Behörden eine sehr durchdachte Falle gestellt hatten.
Mitglieder der Kirchengemeinde berichteten Bitter Winter, dass während eines Gottesdienstes am Sonntag Morgendes 9. Juni eine unbekannte Frau in die Kirche gekommen sei, die ein Kind auf dem Arm getragen habe. Seit die Neue Verordnung für Religionsangelegenheiten es verbietet, dass Minderjährige Andachtsstätten betreten, wurden zahlreiche Kirchen geschlossen, weil sie gegen diese Vorschrift verstoßen haben. Deswegen versuchte eine ältere Gläubige, die vor der Kirche Wache hielt, die Frau daran zu hindern, die Kirche mit dem Kind zu betreten. Doch es gelang ihr nicht.
Wie erwartet kamen nach dem Gottesdienst ungefähr zehn Regierungsbeamte in die Kirche, machten Aufnahmen von der Frau mit dem Kind und rügten den Kirchenverantwortlichen, weil er ein minderjähriges Kind die Andachtsstätte hatte betreten lassen.
Obwohl die ältere Gläubige immer wieder erklärte, dass die Frau nicht zu ihrer Gemeinde gehörte, schenkten die Beamten ihren Beteuerungen keine Beachtung und trieben sie aus der Kirche. Dann schickten sie einen Bagger, der einen großen Graben vor der Kirche aushob, sodass keiner diese betreten konnte. Außerdem verschlossen sie die Kirchentür.
Wenige Tage später wurden Arbeiter ausgeschickt, um die Kirche zu zerstören. Auf einem der übrig gebliebenen Torpfosten der Kirche wurde ein Schild angebracht, auf dem stand: „Freizeitzentrum für Parteimitglieder und die Bevölkerung des Dorfes Renzhuang (Gemeinde Guandi)“.
Ein selbstgefälliger Beamter sagte zu der entsetzten Gemeinde: „Ihr wärt nie auf die Idee gekommen, dass die Regierung zu solch einer List greifen könnte, oder? Warum habt ihr die Tür nicht gut bewacht?“
„Die Regierung will den Grund und Boden der Kirche besetzen, also haben sie einen Schwindel inszeniert und eine Frau mit einem Kind in die Kirche geschickt. Diesen angeblichen Gesetzesverstoß haben sie dann zum Anlass genommen, die Kirche niederzureißen. Das ist typisch für die KPCh: Sie stellen eine Falle auf, der die Menschen nicht entkommen können“, erklärte ein Kirchenmitglied wütend.
200 Polizeibeamte im Einsatz, um Drei Selbst-Kirche abzureißen
Ende Mai drohten Beamte der Großgemeinde Chengguan einer Drei Selbst-Kirche im Kreis Hua in der Provinz Henan: „Wenn ihr die Kirche nicht dem Dorfkomitee schenkt, wird sie zwangsweise zerstört.“ Die Gemeinde hatte die Kirche schon seit September des vergangenen Jahres nicht mehr nutzen können, nachdem die Behörden die Gottesdienste dort verboten und die Kirchentür zugeschweißt hatten.
„Das ist Gottes Tempel. Wenn wir ihn denen schenken, wird er zum Ort des Satans. Wir sind fest dazu entschlossen, ihn nicht zu schenken“, erklärten die Kirchenmitglieder und beharrten darauf, ihre Andachtsstätte zu behalten. Daraufhin entsandte die Kreisregierung am 18. Juni gegen 4:00 Uhr morgens 200 mit Elektrostöcken ausgestattete Polizeibeamte zur Kirche. Diese blockierten die benachbarten Straßenkreuzungen und hinderten die Gläubigen daran, in die Kirche zu gelangen. Zwei Bagger begannen damit, die Kirche abzureißen, sodass die Nachbarn von dem Lärm wach wurden und aus ihren Häusern kamen, um zuzuschauen. Doch die Beamten wiesen sie an, wieder in die Häuser zurückzukehren und verboten ihnen, Fotos oder Videoaufnahmen zu machen.
Innerhalb von zwei Stunden war die Kirche zerstört und es blieb nichts Anderes als ein Trümmerhaufen übrig. „Es ist besser, wenn hier einmal ein Seniorenzentrum gebaut wird“, sagte ein Beamter der Großgemeindeverwaltung bevor er davonstolzierte.
Die Kirche war 2017 für 700 000 Renminbi (ungefähr 91 000 Euro) erbaut worden. Das Geld für den Baustammte vollständig aus Spenden von Gläubigen. Mit Blick auf den Trümmerhaufen meinte ein Gemeindemitglied, dass ein solches Vorgehen der Regierung gefilmt werden müsse, um den Menschen im Ausland klar zu machen, was Glaubensfreiheit in China bedeutet.
Keine Schenkung, keine Kirche
Am 28. Mai, weniger als zwei Jahre nach ihrer Erbauung, wurde eine Drei Selbst-Kirche im Kreis Wuzhi im Zuständigkeitsbereich der Stadt Jiaozuo in Henan zerstört, weil der Verantwortliche sich weigerte, ein „Abkommen über eine unentgeltliche Schenkung“ zu unterzeichnen.
An jenem Tag überwachten Polizeibeamte sämtliche Zufahrten zur Kirche und drohten, jeden zu verhaften, der es wagen würde, sich der Zerstörung zu widersetzen. Die Gemeindemitglieder wagten es nicht, etwas dagegen zu sagen und schauten dabei zu, wie ihre Kirche, die mit ihren Spendengeldern – insgesamt 3 000 000 Renminbi (ungefähr 390 000 Euro) – erbaut worden war, dem Erdboden gleichgemacht wurde.
In Hangzhou, der Hauptstadt der Ostküstenprovinz Zhejiang, wurde am 12. Mai eine Drei Selbst-Kirche zerstört, die mit 1,5 Millionen Renminbi (ungefähr 195 000 Euro) an Spendengeldern der Gläubigen erbaut worden war.