Regierungsbeamte wüten gegen Hauskirchen, die nicht der staatlich genehmigten Drei Selbst-Kirche beitreten wollen, und schließen diese.
Die Behörden haben eine über zwanzig Jahre alte Hauskirche in der Gemeinde Yaopu (bezirksfreie Stadt Tieling, nordöstliche Provinz Liaoning) geschlossen, nachdem diese sich geweigert hatte, der staatlich sanktionierten protestantischen Drei Selbst-Kirche beizutreten. Eine Quelle, die auf die Wahrung ihrer Anonymität bestanden hat, erzählte Bitter Winter, dass die Schließung erfolgte, nachdem Beamte der Vereinigten Arbeitsfront der Stadt Diaobingshan, die zum Verwaltungsgebiet von Tieling gehört, ein Treffen von mehr als 30 Angestellten von Nachbarschaftskomitees einberufen hatten, indem es darum ging, intensiv gegen Hausgottesdienste aller Religionen – seien es Christen, Buddhisten oder Muslime – vorzugehen.
Bei dem Treffen wurde beschlossen, dass religiös Gläubige ihre Gottesdienste nur in Versammlungsstätten abhalten dürfen, die eine staatliche Genehmigung für religiöse Aktivitäten haben, ansonsten wird der Versammlungsort geschlossen. Der Beamte erklärte, dass die Stadt Tieling bereits im Mittelpunkt des Vorgehens gegen Hausgottesdienste stünde.
Bitter Winter hat erfahren, dass am 19. Oktober eine Gruppe von vier lokalen Regierungsbeamten zur Kirche in Yaopu kam. Sie machten Fotos von der Versammlungsstätte und zwangen die Leiterin der Kirche ein Dokument zu unterzeichnen, in dem sie sich verpflichtete, keine Hausgottesdienste mehr abzuhalten. Danach veröffentlichten sie eine Bekanntmachung, dass die Kirche geschlossen und aufgelöst würde, da ihr die notwendigen staatlichen Genehmigungen fehlten.
Auch in anderen Teilen Liaonings wird weiter gegen Hauskirchen vorgegangen und finden Schließungen statt.
Ende Oktober stürmten Polizeibeamte des Büros für Öffentliche Sicherheit in das Zuhause der ortsansässigen, über 70 Jahre alten Christin Frau Han (Name von der Redaktion geändert) und durchsuchten ihr Zuhause, das auch als Versammlungsort für Christen diente. Die Polizei riss ihr Kreuz von der Wand, löschte religiöse Inhalte auf ihrem Computer und beschlagnahmte Bibeln, Gesangsbücher, einen Fernseher, eine Spendenkiste und weitere Gegenstände. Danach schlossen sie den Treffpunkt natürlich. Durch diese Schließung wurden über ein Dutzend ältere Gläubige ihrer Versammlungsstätte beraubt.
Auch die Lage der Hauskirchen in der Provinz Heilongjiang ist extrem schwierig. In den vergangenen drei Monaten haben die Behörden ungefähr fünfzehn Versammlungsstätten von Hauskirchen in der Provinz gewaltsam geschlossen, wobei es schwierig ist, genaue Zahlen herauszufinden.
Ende Oktober erhielt der Leiter einer Hauskirche im Kreis Yanshou im Verwaltungsgebiet von Harbin, der Hauptstadt der Provinz Heilongjiang, ein Schreiben vom Kreisbüro für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten, in dem er angewiesen wurde, keine Gottesdienste mehr abzuhalten, ansonsten würden die Verantwortlichen mit einer Geldstrafe belegt oder verhaftet, wobei die Geldstrafen in einem Bereich von 20 000 bis zu 200 000 RMB (ungefähr von 2900 bis zu 29 000 USD) liegen würden. Die Kirche wurde auf diese Art gezwungen, ihre Gottesdienste zu beenden. Die Gläubigen zerstreuten sich und bildeten kleinere Gruppen, die heimliche Gottesdienste bei sich zu Hause abhielten.
Eine weitere Hauskirche in der Stadt Jixi (Heilongjiang) wurde ebenfalls mit der Begründung geschlossen, dass sie keine Genehmigung besäße. Um den Gläubigen wie gewohnt Gottesdienstbesuche zu ermöglichen, hat die Kirche ein Tanzstudio gemietet, wo sie weiterhin Gottesdienste abhält.
Um Versammlungsstätten von Hauskirchen auszumerzen, hat eine Gemeindeverwaltung in der Provinz Heilongjiang bei einem Treffen ausdrücklich dazu aufgefordert, dass in jedem Dorf eine Gruppe von Leuten Versammlungen überwachen sollte. Es sollte Personal zur Überwachung und Verfolgung zur Verfügung gestellt werden. Eine Quelle berichtete, dass, wenn eine Versammlung von mehr als drei Personen entdeckt wird, diese umgehend festgenommen werden.
In der zweiten Hälfte des Jahres 2018 haben die Chinesen die Unterdrückung der christlichen Hauskirchen überall im Land intensiviert. Im September wurde die Zion-Kirche – die größte Hauskirche in Peking – geschlossen. Am 14. Oktober erfolgte die Schließung der bekannten Ronggui Lane-Kirche in Guangzhou, der Hauptstadt der südlichen Provinz Guangdong. Am 9. Dezember kam es dann zur zwangsweisen Schließung der Early Rain Covenant-Kirche in Chengdu, der Hauptstadt der im Südwesten Chinas gelegenen Provinz Sichuan, deren Pastor Wang Yi beschuldigt wurde „zur Untergrabung der Staatsgewalt aufzurufen“. Bis heute befinden sich noch zahlreiche Gläubige in Haft.
Bericht von Piao Junying