Die KPCh erklärt, dass es ausreicht, wenn in jedem “Gebiet“ der Provinz eine Drei Selbst-Kirche steht. Die anderen sollten als “Schenkung“ an den Staat gehen. Dieser will die Gebäude zu säkularen Zwecken nutzen.
Tang Feng
Regierungsbeamte in der Stadt Xinmi in Chinas Zentralprovinz Henan stellen die Gläubigen vor eine völlig sinnlose Wahl: Entweder sie “schenken“ ihre Kirchen dem Staat – oder sie können zusehen, wie ihre Kirchen zerstört werden. So oder so wird die Kirche zum Staatseigentum.
„Die Kirche wird entweder zerstört oder verschenkt. Das sind die einzigen Möglichkeiten. Die Entscheidung liegt bei Ihnen!“, sagte ein Regierungsbeamter der Leiterin einer Drei Selbst-Kirche.
Die Kirchenleiterin erklärte Bitter Winter, dass sie lieber ins Gefängnis gehen würde, als ihre Glaubensgenossen zu verraten.
“Die Brüder und Schwestern haben Eier verkauft und so nach und nach das Geld für den Bau der Kirche gespart. Ich würde eher ins Gefängnis gehen, als meine Unterschrift einer “Schenkung“ an die Kirche zugrunde zu legen. Würde ich unterschreiben, könnte ich meinen Brüdern und Schwestern nicht mehr in die Augen sehen!“, sagte die Leiterin.
Dennoch setzten Regierungsangestellte die Leiterin ständig unter Druck, die Schenkungsurkunde zu unterzeichnen. Sie gingen sogar so weit, heimlich Erkundigungen an den Arbeitsplätzen ihrer Familienangehörigen einzuholen.
Seit letzten September ist diese Kirche geschlossen. Als Grund wurde angegeben, sie sei mit einer anderen Gemeinde “fusioniert“ – was nur ein weiterer bequemer Vorwand ist, den die KPCh sich ausgedacht hat, um religiöse Versammlungsstätten zu schließen.
Im vergangenen Jahr wurden unter dem Vorwand, sie seien “fusioniert“, mindestens elf Drei Selbst-Kirchen in der Stadt Xinmi geschlossen. Bei einer Kirche gelang es den Regierungsbeamten eine “Schenkung“ zu erwirken – dies jedoch nur, weil Gemeindemitglieder den Vertrag unter Umgehung des Kirchenleiters unterzeichneten. Das ist eigentlich illegal, funktionierte jedoch, weil in der Praxis alles legal ist, was die Regierung als solches bezeichnet
.
Die Kirche wurde also überschrieben und ein neues Schild am Eingang angebracht, auf dem steht: “Volkszentrum für Freizeit und Kultur des Dorfes Hekou“.
Bitter Winter hat Dokumente und “Schenkungsurkunden“ von Drei Selbst-Kirchen aus mehreren Teilen der Provinz Henan erhalten. Diese bestätigen, dass die KPCh die zwangsweise, unentgeltliche Schenkung von Kirchen weitflächig durchgesetzt hat.
Ein Gläubiger erzählte Bitter Winter, dass die lokalen Zwei Chinesischen Christenräte des Kreises Xiuwu im Zuständigkeitsbereich der Stadt Jiaozuo Ende letzten Jahres ein Treffen einberufen und erklärt hätten, dass man die Kirchen, die “fusioniert“ und geschlossen worden seien, zum Teil verkauft hätte. Die restlichen müssten nun als “Schenkungen“ an den Staat gehen. Kompensationszahlungen gäbe es keine. Außerdem verlangten die Beamten auf dem Treffen, dass die anwesenden Leiter der Drei Selbst-Kirchen bei diesem Vorgehen kooperieren sollten, denn dies bedeute, dass sie den “Regierungsbehörden gehorchen.“
Infolgedessen kam es zu zahlreichen “Schenkungen“ von Drei Selbst-Kirchen in der Stadt Jiaozuo.
Diesen Februar wurde die Drei Selbst-Kirche im Dorf Longdong in der Gemeinde Longdong im Zuständigkeitsbereich der Stadt Jiaozuo nach der “Schenkung“ in ein Kulturzentrum umgewandelt.
Am 25. April übernahm die Gemeinde Longdong zwangsweise eine Drei Selbst-Kirche, die alle nötigen Unterlagen besaß und 1500 Personen beherbergen konnte. Die Unterhaltungsgeräte wurden aus der Kirche entfernt.
Auch die Drei Selbst-Kirche im Dorf Wa im Kreis Xiuwu im Zuständigkeitsbereich der Stadt Jiaozuo wurde als “unentgeltliche Schenkung“ übergeben. Danach vermieteten die Dorfbeamten das Gebäude und verlangten eine hohe Miete.