Nach der Zwangsübernahme der, von der Regierung genehmigten, Kirchen durch die Behörden hört man dort nun statt Gebeten und geistlichen Gesängen Revolutionslieder und traditionelle chinesische Opern.
Li Guang
Hauskirchen und andere “inoffizielle“ religiöse Versammlungsstätten sind nicht die einzigen Opfer der KPCh-Repressalien gegen die Religion: Überall in China werden staatlich genehmigte Drei Selbst-Kirchen zerstört, umfunktioniert oder als “Zwangsschenkungen“ vergeben.
Am 20. April kamen Beamte aus dem Dorf Lugou im Zuständigkeitsbereich der Großgemeinde Yuecun der Stadt Xinmi gemeinsam mit Parteifunktionären und Schauspielern des Opernfanclubs zu einer Versammlungsstätte der Drei Selbst-Kirchen. Sie erklärten, dass sie das Gebäude übernehmen würden. Die Gläubigen versammelten sich vor dem Eingang, um die Dorfbeamten an der Besetzung der Kirche zu hindern, aber die Polizeibeamten hielten sie davon ab. Der Generalsekretär des provinzialen Verbandes der Opernfans öffnete das Schloss mit einer Zange und die Dorfbeamten stürmten in die Kirche.
Die Dorfbeamten wiesen Arbeiter an, in der Versammlungsstätte eine Bühne aufzubauen und Nationalflaggen aufzuhängen. Innerhalb kurzer Zeit war die Kirche nicht mehr wiederzuerkennen – sie sah aus wie ein Freizeitzentrum für Parteimitglieder.
Unter der Leitung des Dorfparteisekretärs stellten sich die Beamten selbstgefällig auf das Podium in der Kirche und sangen das Lied: „Es gäbe kein neues China ohne die Kommunistische Partei“, um ihren großen Erfolg bei der Besetzung der Kirche zu feiern. Später betrat der stellvertretende Dorfsekretär die Bühne und erklärte: „Gemäß den Forderungen der übergeordneten Behörden gehört der gesamte Kirchenbesitz nun dem Dorf. Von nun an ist die Kirche das Kultur- und Freizeitzentrum des Dorfes.“
Ein Gläubiger berichtete, dass der Bau der Versammlungsstätte Hunderttausende von RMB gekostet habe, welche von den Gläubigen gespendet worden waren. Vor der Übernahme hatten Beamte der Stadt, der Großgemeinde und des Dorfes vom Kirchenleiter verlangt, dass er die Kirche der Regierung zu einem Spottpreis verkaufen solle, doch dieser hatte sich geweigert.
Video: Dorfbeamte singen “rote“ Lieder, während Mitglieder des Verbandes der Opernfans traditionelle chinesische Opern aufführen.
In der darauf folgenden Woche hielt die Lokalregierung jeden Abend Freizeitveranstaltungen in der Versammlungsstätte ab. Am 30. April hängten die Beamten ein Schild am Eingang der Kirche auf. Darauf stand: „Kulturhof des Dorfes Lugou in der Großgemeinde Yuecun der Stadt Xinmi“
Ein Gläubiger sagte wütend: „Die Kommunistische Partei ist unverschämt. Sie hat aus einer Andachtsstätte ein Diebesnest gemacht.“
Die Huangdiling-Kirche in der Großgemeinde Baizhai im Zuständigkeitsbereich der Stadt Xinmi wurde ebenfalls zwangsumfunktioniert – sie wurde zum Lagerhaus des Dorfes. Im März wurde ein Plakat mit politischen Parolen an der Kirche angebracht, was das Aussehen der Kirche vollständig veränderte.
Im Januar funktionierten die Behörden die Drei Selbst-Kirche von Beifudian im Kreis Yichuan im Zuständigkeitsbereich der Stadt Luoyang zwangsweise zum Seniorenfreizeitzentrum um.
Kirchenmitglieder berichteten, dass der Bau der Kirche im Jahr 2014 über sechs Millionen RMB (ungefähr 776 000 EUR) Spendengelder der Gläubigen gekostet habe. Seit März 2018 hatte die Regierung den Gläubigen verboten, Gottesdienste abzuhalten. Als Grund gab sie an, die Kirche habe keine Genehmigung als Versammlungsstätte für religiöse Aktivitäten. Der Vordereingang zur Kirche wurde versiegelt.
Ende August entfernte die Großgemeindeverwaltung von Chengguan die chinesischen Schriftzeichen für “Christliche Kirche“ und das Kreuz mit Hilfe eines riesigen Krans.
Im Januar entdeckte das Religionsermittlungsteam der Provinz Henan, dass Gläubige weiterhin heimliche Gottesdienste in der Kirche abhielten. Daraufhin wies das Team das Kreisbüro für religiöse Angelegenheiten umgehend an, die Kirche zu schließen und zu versiegeln. Das Dorfkomitee entsandte Angestellte, um die Hintertür der Kirche zu verschweißen. Außerdem wurde ein weiteres Schloss an der Vordertür angebracht sowie die Wasser- und Stromversorgung der Kirche unterbrochen.
Ein Gläubiger vor Ort sagte: „Seit die Kirche besetzt wurde, haben wir keine Versammlungsstätte mehr. Wenn wir uns zu Hause treffen, haben wir Angst, dass wir festgenommen werden. Die KPCh treibt Christen in eine Sackgasse.“