In ganz China haben die Lokalregierungen eine Lawine von Maßnahmen ergriffen, um Weihnachten – Feiern, Dekorationen und Geschenke – zu boykottieren.
Kirchen, Einkaufszentren und Schulen wurden von der rasenden Anti-Weihnachtslawine überrollt – und Weihnachten 2018 in China schien dermaßen kalt und freudlos zu sein, sodass manche Hotels versuchten, die Lücke zu füllen, indem sie Weihnachtsveranstaltungen in ihren Räumlichkeiten ausrichteten.
Die Behörden der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) sind ihnen auf die Spur gekommen und bestrafen sie dafür.
Eine Drei Selbst-Kirche im Kreis Ningling in der Gerichtsbarkeit der Stadt Shangqiu in der Zentralprovinz Henan führte ihre Weihnachtsveranstaltung schon früh, am 16. Dezember, durch, um den Behördenschikanen zu entgehen. Der Kirchenleiter gab 4000 RMB (fast 600 USD) aus, um für zwei Stunden eine Hotellobby zu mieten.
An jenem Abend versammelten sich mehrere hundert Christen in dem Hotel und sahen sich Festvorführungen an, was die Aufmerksamkeit der in der Nähe gelegenen Polizeidienststelle auf sich zog.
„Warum haben Sie einer religiösen Organisation eine Versammlungsstätte gegeben? Wissen Sie nicht, dass der Staat es ihnen nicht erlaubt, Weihnachten zu feiern?“, fragte einer der Polizeibeamten den Hotelbesitzer.
Dann belegten die Polizisten den Hotelbesitzer mit einer Geldstrafe von 20 000 RMB (ungefähr 3000 USD) und warnten ihn, dass es „ihm absolut verboten“ sei, „so etwas wieder zuzulassen“.
Eine Insiderquelle berichtet, dass der Hotelbesitzer, um nicht von den Behörden bestraft zu werden, die Polizisten mit tausenden von Yuan bestechen und ihnen Geschenke machen musste, bis die Angelegenheit geregelt war.
„Wenn wir gewusst hätten, wie das alles ausgeht, hätten wir unsere Räumlichkeiten unter keinen Umständen vermietet“, erklärte ein Kellner aus dem Hotel. „Wir haben nicht nur keinen Gewinn erzielt, sondern sogar Geld verloren. In Zukunft werden wir eine Veranstaltung nur dann ausrichten, wenn sie nicht das Geringste mit dem Christentum zu tun hat.“
Das kann man wohl als Punkt für die KPCh betrachten.
Die Insiderquelle berichtet weiter, dass die Behörden vor Weihnachten bekannt gegeben hätten, dass es Straßenläden verboten sei, Angebote, Schlussverkäufe oder andere Werbemaßnahmen für Weihnachten zu ergreifen – die Bestrafung des Hotels stand anscheinend in Zusammenhang mit diesem Verbot.
Ein Hotel in der Stadt Shenyang in der nordöstlichen Provinz Liaoning wurde ebenfalls von den Behörden schwer bestraft, weil es an Heiligabend eine Feier ausrichtete.
Am 24. Dezember um 19:00 Uhr bereiteten sich mehr als 200 Menschen auf eine Feier in dem Hotel vor (die nicht von einer religiösen Gruppe organisiert worden war), als plötzlich über zehn Fahrzeuge des städtischen Büros für Kulturelle Angelegenheiten, des Büros für Öffentliche Sicherheit sowie der städtischen Feuerwehr und der lokalen Polizeidienststelle das Hotel umstellten.
Ein Zeuge berichtet, dass vier voll ausgerüstete Polizeibeamte ins Hotel stürmten und ein Regierungsvertreter den Hotelmanager tadelte: „Weihnachtsfeierlichkeiten sind auf dem Boden der Kommunistischen Partei verboten.“
Das Hotel erhielt an Ort und Stelle eine Geldstrafe von 130 000 RMB (ungefähr 19 300 USD) mit der Begründung, dass dort eine Festveranstaltung abgehalten worden sei, ohne vorher eine Genehmigung eingeholt zu haben.
Bericht von Li Pei