Überall in China werden religiöse Versammlungsstätten, die einen von der Regierung geforderten Beitritt zur Drei Selbst-Kirche verweigern, versiegelt und ihre Pastoren werden verhaftet.
von Tang Zhe
Wenn Hauskirchen der Drei Selbst-Kirche beitreten, werden sie automatisch von der KPCh verwaltet. Diese versucht, die Religionen in China zu „normalisieren“, indem sie den Glauben durch sozialistische Ideologie und traditionelle chinesische Kultur ersetzt. Viele Gläubige befürchten, dass sie in Zukunft nur noch an die Kommunistische Partei glauben dürfen. Aus diesem Grund weigern sich zahlreiche Pastoren und Prediger von Hauskirchen, einer staatlich geleiteten Kirche beizutreten. Das wiederum erbost die kommunistischen Behörden sichtlich und sie verstärken die Unterdrückung der Hauskirchen, indem sie diese als „ungenehmigte“ religiöse Versammlungsstätten oder aus anderen Gründen schließen.
Jiangxi: Pastor verhaftet, Bibeln beschlagnahmt
Am 6. August wurde eine Versammlungsstätte einer Hauskirche in der Stadt Jiujiang in der südöstlichen Provinz Jiangxi von der Lokalregierung geschlossen. Der Pastor der Kirche wurde festgenommen und verhört. Polizeibeamte sowie Angestellte der Vereinigten Arbeitsfront der Stadt wollten wissen, wie viele Gläubige zur Gemeinde gehören, wo die Spendengelder aufbewahrt werden und ob die Kirche Kontakte zu Ausländern hat. Sie versuchten den Pastor auch dazu zu zwingen, den Aufenthaltsort eines Pastors einer anderen Kirche preiszugeben, doch er weigerte sich, irgendetwas zu sagen. Der Pastor wurde später am gleichen Tag entlassen, wurde jedoch unter strenge Überwachung gesetzt, und es wurde ihm verboten, die Stadt zu verlassen.
Ungefähr einen Monat zuvor hatte die Lokalregierung eine Razzia gegen eine Sola Fide-Hauskirche in Jiujiang durchgeführt. Ein Kirchenmitglied berichtete, dass über 20 Beamte hineingestürmt waren und über 300 Bibeln und andere spirituelle Bücher beschlagnahmt hatten. Sie begründeten dieses Vorgehen damit, dass die Gottesdienste in der Kirche illegal seien, weil diese sich weigerte, der Drei Selbst-Kirche beizutreten. Sechs Kirchenmitglieder, darunter der Pastor, wurden verhaftet und zum Verhör mitgenommen.
Ein Mitarbeiter der Kirche berichtete, dass Beamte des Büros für Religiöse Angelegenheiten versucht hätten, den Pastor zum Beitritt zur staatlich geleiteten Kirche zu verführen, indem sie ihm ein Haus und einen Posten bei der Regierung versprachen. Der Pastor hatte seiner Gemeinde jedoch versprochen, keine Kompromisse mit der Regierung einzugehen. Die Versammlungsstätte wurde geschlossen und die Gläubigen dazu gezwungen, sich für die Gottesdienste in kleinere Gruppen aufzuteilen.
In Nanchang, der Hauptstadt von Jiangxi, stürmten Regierungsangestellte in eine Sola Fide-Kirche. Der Prediger verlangte einen Durchsuchungsbefehl von ihnen, aber einer der Beamten sagte arrogant, dass er jegliche Suche durchführen könne, die er wolle, weil er Polizeibeamter sei. Danach wurden über 1000 Bibeln und Gesangsbücher beschlagnahmt. Dies wurde damit begründet, dass sie illegal seien, weil sie nicht „vom Staat veröffentlicht wurden“.
Am 30. Juni wurde die Versammlungsstätte einer Hauskirche im Nanchanger Stadtbezirk Wanli geschlossen, weil sie nicht registriert war. Der Verantwortliche wurde zum Verhör mitgenommen. Drei weitere Versammlungsstätten in Nanchang wurden ebenfalls geschlossen.
Chengdu (Sichuan): Hauskirche geräumt und geschlossen
Im Mai wurde die Guanghua-Hauskirche in Chengdu, der Hauptstadt der südwestlichen Provinz Sichuan, geschlossen, weil sie sich weigerte, sich unter die Kontrolle der Regierung zu stellen.
Gemeindemitglieder erzählten, dass an jenem Tag über 20 Regierungsangestellte in die Versammlungsstätte einbrachen und die Gläubigen anwiesen, den Gottesdienst zu beenden. Die Polizeibeamten nahmen die Ausweisdaten aller anwesenden Gläubigen auf und trieben sie aus der Kirche. „Beeilt euch und verschwindet. Kommt nicht mehr zurück. Wir werden diese Stätte unter tägliche Bewachung setzen“, schrie ein Beamter die Gläubigen an. Der gesamte Kirchenbesitz – darunter Bibeln, der Altar, eine Lautsprecheranlage und über 100 Stühle – wurde gewaltsam entfernt.
Die Polizisten wollten außerdem wissen, ob sich irgendwelche Mitglieder der Early Rain Covenant-Kirche in der Versammlungsstätte befänden – diese Kirche ist eine der bekanntesten Hauskirchen in Chengdu (und insgesamt im Land). Gegen diese Kirche wurden im vergangenen Jahr schwere Razzien durchgeführt. Offensichtlich wollen die Behörden sicherstellen, dass die Gemeindemitglieder dieser Kirche keine Gottesdienste mehr abhalten.
Videos: Polizeibeamte führen eine Razzia gegen die Versammlungsstätte in Chengdu durch.
Die KPCh verwendet oft mehrere Vorwände, um religiöse Stätten zu unterdrücken. In der Großgemeinde Duqiao im Verwaltungsgebiet der Stadt Linhai im Zuständigkeitsbereich der Regierungsbezirksstadt Taizhou in der östlichen Provinz Zhejiang rissen die Behörden vor sechs Jahren die Versammlungsstätte einer Hauskirche ab. Um weiterhin Gottesdienste abhalten zu können, bauten die Gläubigen eine Bambushütte, doch die Gemeindebeamten zerstörten diese im April, mit der Begründung, die „Feuerschutzmaßnahmen seien unzureichend“.
Eine andere Versammlungsstätte einer Hauskirche in Duqiao wurde im Frühling angewiesen, keine Gottesdienste mehr abzuhalten. „In China hat die Kommunistische Partei das Sagen“, meinte ein ortsansässiger Prediger hilflos. „Wer nicht gehorcht, der wird verhaftet. Man kann mit der Kommunistischen Partei nicht diskutieren.“