Die KPCh eignet sich nicht nur widerrechtlich Geld von Kirchen an, sondern zwingt deren Leiter auch dazu, Zeugnisse auszustellen, welche erklären, dass die Kirche der Regierung freiwillig ihren Besitz aushändigt.
Am 16. Februar 2019 hat der Vorsitzende der Zwei Nationalen Christenräte des Kreises Mengjin (im Zuständigkeitsbereich der Stadt Luoyang, Zentralprovinz Henan) die Leiter aller geschlossenen Kirchen im Kreis zu einem Treffen ins Büro für Religiöse Angelegenheiten einberufen. Dort forderten Vertreter der Vereinigten Arbeitsfront (UFWD) die Kirchenleiter dazu auf, eine Liste aller Sachanlagen und alles beweglichen Eigentums der Kirche zu erstellen. Manche wurden gleich vor Ort gezwungen, die Besitztümer den Dorfkomitees zu überschreiben.
Die dreißig geschlossenen Kirchen stellen mehr als die Hälfte der ursprünglich im Kreis Mengjin ansässigen Kirchen dar.
Kurz gesagt: Die chinesische Regierung streicht hier große Gewinne ein.
Eine Quelle berichtete Bitter Winter, dass die Regierung nicht alles auf einmal beschlagnahmt, sondern einen schrittweisen Ansatz verfolgt. Ein Beispiel dafür ist die Schließung der Kirche von Leihe.
Seit letztem August hat die Regierung dort nach und nach Kirchenbesitz im Wert von 600 000 RMB (ungefähr 79 000 EUR) eingezogen.
Am 27. August 2018 wurden das Kreuz und die drei chinesischen Schriftzeichen Meng En Tang [“Grace Hall“] von der Leihe-Kirche entfernt. Über einen Monat später verlangte die Vereinigte Arbeitsfront des Kreises, dass alle Kirchen ihre Wirtschaftsbücher zur Inspektion vorlegen sollten. Dann erklärten die Behörden, dass die Kirche eine Genehmigung beantragen und erhalten müsse, um ihre Spendengelder zu verwenden – und fror damit in der Praxis 30 000 RMB (ungefähr 3900 EUR) Bargeld ein.
Später ordnete die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) die Kirchenschließung an – mit der Begründung, dass “jede Gemeinde nur eine Kirche haben darf“. Dabei wurde natürlich nicht berücksichtigt, dass die Kirche bereits sämtliche, von der Regierung geforderten Anforderungen erfüllt hatte, um tätig werden zu können. Stattdessen wurde ein altes Parteimitglied geschickt, das am Eingang der Kirche Wache hielt. Den Gläubigen wurde die Streichung ihrer Pensionen angedroht, wenn sie versuchen sollten, die Kirche wieder zu eröffnen. Sie erlaubten es nicht einmal, dass der Pastor der Kirche – aus kircheneigenen Geldern – finanzielle Unterstützung für seine Lebenshaltungskosten erhielt.
Am 7. Dezember zwang das Kreisbüro für Religiöse Angelegenheiten den Kirchenleiter dazu, die Schlüssel zu dem Gebäude zu übergeben. Und im Februar gab die Kirche den Regierungsforderungen nach und legte der Regierung eine, von ihr erstellte Liste des Kirchenbesitzes vor, welcher sich auf ungefähr 600 000 RMB belief. Dazu gehörten 100 000 RMB (fast 13 000 EUR) an beweglichem Eigentum, wie Kühlschränke, Waschmaschinen, Klimaanlagen sowie die neue Kirche selbst, deren Bau ungefähr 470 000 RMB (ungefähr 61 000 EUR) gekostet hatte.
Der Kirchenleiter hatte die Beamten angefleht, dass sie das Kirchengebäude zur alternativen Nutzung behalten dürften, aber die Beamten lehnten ab.
Das ist nur eine der 30 Kirchen, die systematisch von Regierungsvertretern geschlossen wurde.
Bitter Winter hat wiederholt darüber berichtet, dass Lokalregierungen in Henan, Jiangxi und anderen Gegenden Kirchenbesitz durch Plünderung, Umwandlung, “Schenkungen“ und andere Methoden in ihren Besitz gebracht haben. Die Regierung wird auch weiterhin vor nichts zurückschrecken, um weiter Andachtsstätten ausrauben zu können.
Bericht von Li Guang