Ein von der KPCh ernannter Imam hilft den Behörden, den Glauben der Hui-Muslime zu „sinisieren“, damit so letztendlich der Islam in China gespalten und ausgemerzt werden kann.
von Yuan Wei
Die Dongguan-Moschee, die sich in der Stadt Xining auf Präfekturebene der Provinz Qinghai befindet, ist eine der vier großen Moscheen im Nordwesten Chinas. Früher kam dort die größte Anzahl an Muslimen in ganz China zusammen, um zu beten – doch das war einmal. Während die KPCh ihre Kampagne zur „Sinisierung“ der Religion vorantreibt, wurde diese historische Moschee zunehmend der Kontrolle der Regierung unterstellt, was zum Zusammenbruch der lokalen Gemeinschaft der Hui-Muslime führte.
„Roter“ Imam weicht vom Koran ab
Nach dem Tod des ehemaligen Imams der Moschee ernannte die Regierung am 27. August 2018 einen neuen – Ma Yuexiang. Er bekam auch die Befugnis, die religiösen Angelegenheiten aller Moscheen der Stadt zu kontrollieren. Zuvor war Ma Yuexiang stellvertretender Direktor des Komitees für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten der Politischen Beratenden Konferenz des Chinesischen Volkes der Provinz Qinghai.
Nach Angaben der lokalen Muslime wurde den Gemeindemitgliedern und anderen Imamen bald klar, dass die Predigten von Ma Yuexiang im Widerspruch zu den reinen Lehren des Islam und des Korans stehen, sodass sie nicht mehr in die Dongguan-Moschee, sondern in andere Moscheen in der Umgebung gingen, was die Zahl der Gläubigen der Dongguan-Moschee stark verringerte.
„Seit seiner Ernennung hörten die meisten Gläubigen auf, an Gottesdiensten in der Dongguan-Moschee teilzunehmen, weil die Worte des neuen Imams dem Koran widersprechen und die meisten Muslime sich weigern, dies hinzunehmen“, verriet ein ortsansässiger Muslim Bitter Winter. „Die Muslime der Moschee haben sich zerstreut und unser Zusammenhalt ist dahin. Auch unsere Herzen haben sich zerstreut. Einige Menschen sind emotional aufgewühlt und überlegen, wohin sie zum Beten gehen können – doch noch zögern sie.“
Kurse über Parteiideologie anstatt Koranstudien
Die Dongguan-Moschee ist nicht nur ein Ort religiöser Aktivitäten, sondern auch die höchste akademische Institution für Islamwissenschaft, und sowohl in China als auch im Ausland bekannt. Heute behandeln die in der Moschee angebotenen Kurse jedoch einzig und allein politische Themen.
Laut einem älteren Muslim in der Moschee rekrutierte Ma Yuexiang kürzlich aus verschiedenen Regionen 70 Mawlas – Schüler an islamischen Schriftschulen in Chinas Moscheen. Anscheinend legt er mehr Wert auf Lehrveranstaltungen wie „Politische und Ideologische Bildung“ und „Chinesische Geschichte“, um für alle von der KPCh kontrollierten Moscheen Kandidaten ähnlich ihm selbst zu finden.
„Zuvor gab es keine Kurse wie ‚Politik‘ und ‚Chinesische Geschichte‘. Erst nachdem Ma Yuexiang ernannt worden war, wurden diese Kurse für die rekrutierten Mawlas angeboten“, sagte der Muslim.
Die lokale muslimische Gemeinschaft hat erkannt, dass die KPCh ihren Glauben allmählich untergräbt, aber sie ist machtlos und wagt es nicht, sich zu wehren – vor allem aus Angst, von der Regierung unterdrückt zu werden. „Wenn wir nicht gehorchen, wird die Regierung die bewaffnete Polizei mobilisieren, um uns zu bestrafen. Wir einfachen Leute wagen keinen Ungehorsam“, erklärte der ältere Muslim.
Moscheen jeder Größe unter Kontrolle
Ein anderer lokaler Muslim verriet, dass die Moscheen in Qinghai im Grunde genommen alle unter der Leitung der Dongguan-Moschee stehen – also alle von der KPCh kontrolliert werden.
Bitter Winter besuchte andere Moscheen in der Stadt Xining und bemerkte, dass außen an einer von ihnen – der Yudai Bridge-Moschee – eine Mitteilung angebracht war, die besagte, dass dem Imam der Moschee, Su Gang, „das Gefühl für das große Ganze, Solidarität und Rechtsbewusstsein fehle und als Vorsitzender der religiösen Angelegenheiten und Aktivitäten, insbesondere nach der Ernennung des primären geistlichen Personals der Dongguan-Moschee, bei der Umsetzung der einschlägigen Anforderungen der religiösen Abteilungen oberflächlich war“. Der Imam wurde daher vom Büro für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten seines Amtes enthoben.
Ein Anwohner erzählte Bitter Winter: „Wenn ich früher an der Dongguan-Moschee vorbeikam, sah ich viele Muslime, wie sie Jumu‘ah – das Freitagsgebet der Gemeinde – zelebrierten. Sogar die Straßen waren voll von ihnen und alle knieten sich nieder, um zu beten. Aber jetzt sehe ich immer weniger von ihnen.“