Nach den Richtlinien in einem Geheimdokument, aus dem wir im Folgenden Auszüge veröffentlichen, findet in Südkorea eine massive Fake News-Kampagne statt, um die dortigen Behörden zu überzeugen, Flüchtlinge der Kirche des Allmächtigen Gottes zurück nach China zu überführen.
Bitter Winter berichtet häufig über die Verfolgung einer neuen christlich-religiösen Bewegung in China, der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG), die mittlerweile das Hauptziel der repressiven Regierungskampagne gegen xie jiao (“heterodoxe Lehren“) zu sein scheint.
China folgte nicht der jahrhundertealten Weisheit des römischen Generals Scipio Africanus, der empfahl, Feinden, die ins Ausland fliehen “goldene Brücken“ zu bauen, und sie dort in ihrem selbst gewählten Exil in Frieden zu lassen. Stattdessen schikanierten sie diese in den Ländern, in denen sie als Flüchtlinge leben. Diese Schikane-Taktik wurde wiederholt von anerkannten NGOs unter anderem auch vor den Vereinten Nationen angeprangert und trägt sicherlich nicht dazu bei, den bereits abgrundschlechten Ruf zu verbessern, den China international in Bezug auf den Umgang mit politischen und religiösen Dissidenten hat.
Ein von Bitter Winter veröffentlichtes Geheimdokument beweist, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPCh)versucht, die KAG sowohl in China als auch international durch Verfolgung, Propaganda und Fake News zu zerstören. Die Fake News-Kampagne der KPCh erstreckt sich dabei auch auf Südkorea.
Dies geschieht nicht zum ersten Mal. Im Mai 2016 kam die Ehefrau des KAG-Angehörigen Zhang Fus (die den Nachnamen Tian trägt) zusammen mit KPCh-Vertretern nach Südkorea. Sie brachten Zhang Fu in ein Hotel und stahlen ihm während er schlief seinen Pass und sein Mobiltelefon. Sie versuchten Zhang Fu zu entführen und ihn gewaltsam zurück nach China zu bringen, doch am Flughafen gelang es Zhang schließlich zu entkommen. Im August 2016 und im November 2017 kam Tian erneut nach Südkorea und organisierte zusammen mit Wu, einem Vertreter eines dort ansässigen KPCh-freundlichen Magazins, Demonstrationen gegen die KAG. Außerdem kontaktierte sie die Medien, um die KAG zu diskreditieren und Zhang Fu zu einer Rückkehr nach China zu zwingen.
Anfang April 2017 wurde die Ehefrau von Xie Wenquan, einem weiteren KAG-Mitglied, das ins Ausland geflohen war, in China festgenommen und einen Monat lang festgehalten. Nach ihrer Freilassung wurde ihr Haus ununterbrochen überwacht. Am 15. Mai 2017 besuchte der Politkommissar des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit der Provinz Heilongjiang (dessen Nachname Guo lautet) Xies Ehefrau und verlangte von ihr, dass sie zu der KAG-Gemeinde nach Südkorea reisen und “seine Anweisungen befolgen“ solle. Am nächsten Tag wurde sie gewaltsam zum Verwaltungszentrum für Ein- und Ausreise des städtischen Büros für Öffentliche Sicherheit gebracht, um einen Pass zu erhalten. Um den 20. Mai herum widersetzte sich Xies Ehefrau Guos Befehlen mit der Begründung, sie habe eine schwere Herzkrankheit. Später verließ sie ihr Zuhause und floh gemeinsam mit ihren Eltern.
Am 8. November 2017 brachte Wu die Verwandten von fünf KAG-Mitgliedern nach Südkorea und demonstrierte vor dem Eingang des Gerichts der Insel Jeju, der Immigrationsbehörde Seouls und den KAG-Gebäuden. Die Familienmitglieder wurden dazu angehalten Banner zu halten, auf denen stand: “Mein Verwandter ist kein Flüchtling“ und das Gericht dazu aufzufordern, die Asylanträge der Flüchtlinge abzulehnen. Zu diesem Zeitpunkt bemerkte einer der Chinesen, die nach Korea gebracht worden waren, dass etwas nicht in Ordnung war, und wandte sich an die koreanischen Behörden, um in Kontakt mit seinem Verwandten zu treten. Er fand heraus, dass sein Verwandter nicht “von der Kirche des Allmächtigen Gottes gekidnappt und misshandelt“ wurde, wie die KPCh es fälschlicherweise behauptete. Im Gegenteil, der Verwandte genoss in Südkorea Glaubensfreiheit und war sehr glücklich, dass er dort bleiben konnte.
Wie wir erfahren haben, ist eine neue Kampagne gegen KAG-Flüchtlinge in Südkorea geplant. Das chinesische Ministerium für Staatssicherheit hat vor kurzem Arbeitslose angestellt, die zusammen mit lokalen Polizeibeamten und Regierungsangestellten nach Hebei, Hunan und in andere Teile Chinas geschickt wurden, um Verwandte von KAG-Mitgliedern, die sich zur Zeit in Südkorea aufhalten, zu schikanieren. Manche dieser Verwandten waren gezwungen worden, gemeinsam mit der KPCh Videos zu drehen und gemeinsam Briefe zu schreiben, in denen sie “vermisste Familienangehörige suchen“. Keiner in China glaubt, dass diese Videos spontan oder echt sind, doch werden sie in Südkorea dazu verwendet, um die Behörden davon zu, überzeugen, die asylsuchenden KAG-Mitglieder nach China zurückzuschicken.
Ende Juli 2018 besuchte ein Mann, der sich als “Ehrenamtler“ ausgab, gemeinsam mit dem lokalen Leiter der nationalen Sicherheitsbrigade und dem Dorfsekretär die Eltern eines KAG-Mitglieds, welches ins Ausland geflohen war, in Tangshan (Hebei). Dies war bereits der zweite Besuch dieses Mannes bei der Familie. Ziel des Besuchs war, das Ehepaar davon zu überzeugen, ein Video zu drehen, in dem es seinen Sohn bitten soll, nach China zurückzukehren. Da die Eltern genau wussten, dass ihr Sohn als KAG-Mitglied bei einer Rückkehr nach China verhaftet und ins Gefängnis gebracht werden würde, weigerten sie sich. Der Mann, der sich als “Ehrenamtler“ vorgestellt hatte, war zuvor arbeitslos gewesen, ist nun jedoch als “Hilfsoffizier“ bei der Polizeidienststelle in Tangshan angestellt. Der Mann erklärte dem Ehepaar, dass die Regierung die asylsuchenden KAG-Mitglieder aus Südkorea nach China zurückholen will und mehrere Verwandte bereits “überzeugt“ habe, Briefe zu unterschreiben, in denen sie die chinesischen Behörden um Hilfe dabei bitten, ihre “Kinder“ wieder nach Hause zu holen. Auch diese Briefe sollen dazu dienen, die Regierung und die Medien Südkoreas davon zu überzeugen Asylsuchende nach China zurückzuschicken.
Ein internes Anti-xie jiao-Dokument der KPCh vom 3. Juli 2015, das wir nun veröffentlichen, sieht explizit vor, dass Beamte in ganz China Ermittlungen sowohl über Falun Gong- als auch über KAG-Mitglieder, die ins Ausland geflohen sind, anstellen, um einen umfassenden Eindruck über ihre Lebenssituation zu bekommen (unter anderem über Aktivitäten im Ausland, über ihre Verwandten in China und deren Aktivitäten, etc.), sodass sie diese einzeln analysieren und für jeden einen speziellen Arbeitsplan erstellen. Offensichtlich werden diese Pläne nun in Südkorea ausgeführt, wobei die generell ungünstige politische Situation von Flüchtlingen in diesem Land ausgenutzt wird.
Quelle: Unmittelbare Berichte aus China und Südkorea