Der Aktivist, der die „Transformation-durch Bildung-Lager“ in Xinjiang anprangerte, ist frei – jedoch unter der Bedingung seine öffentlichen Kampagnen gegen die KPCh einzustellen.
Massimo Introvigne
Am 16. August 2019 akzeptierte das Gericht von Almaty, an welches sein Fall aus der Hauptstadt Nur-Sultan übertragen worden war, einen Deal: Serikzhan Bilash bekannte sich schuldig, in seiner Kampagne aufrührerische Sprache verwendet zu haben, in der er die Gräueltaten der Lager, in denen die KPCh drei Millionen Uiguren und Zehntausende ethnischer Kasachen inhaftiert hat, aufgedeckt hatte. Bilash wurde nicht verurteilt, sondern nur zu einer Geldstrafe von 300 Dollar verdonnert. Er musste sich aber damit einverstanden erklären, seine Kampagne gegen die „Transformation-durch Bildung-Lager“ einzustellen und drei Monate lang Almaty nicht zu verlassen.
Es war ein dramatischer Tag im Gericht. Hunderte von Bilash-Anhängern versammelten sich, sangen und riefen Parolen. In dem ganzen Trubel kam Bilashs Anwalt, Aiman Umarova, zunächst gar nicht zu ihrem Mandanten durch. Als es ihr schließlich gelang, erfuhr sie, dass ihm gesagt worden war, dass er zwischen sieben Jahren Gefängnisstrafe und einem Schuldeingeständnis wählen könne. Umarova weigerte sich, den Deal zu unterzeichnen, und sagte, sie sei überzeugt, dass Bilash völlig unschuldig sei. Bilash fand daraufhin einen anderen Anwalt zum Unterzeichnen. Seinen Anhängern sagte er, dies sei die einzige Alternative zur Haft.
Es wird erwartet, dass Bilash persönlich, während der im Rahmen des mit dem Gericht vereinbarten Deals vereinbarten Zeit nicht mehr in der Öffentlichkeit sprechen wird. Seine Organisation Atajurt wird jedoch ihre Kritik-Kampagne an der KPCh und den Lagern in Xinjiang, in
Kasachstan und im Ausland fortsetzen.
Bilash ist nun wieder mit seiner Frau und seinen zwei Kindern vereint. In einer Audionachricht dankte seine Frau Leila Adilzhan allen Unterstützern ihres Mannes und erwähnte ganz besonders Bitter Winter für seinen „entscheidenden Einsatz“, Serikzhan wieder zu einem freien Mann zu machen. „Tausende in Kasachstan lesen Bitter Winter“, sagte sie. „Die internationale Kampagne hat die Behörden davon überzeugt, dass eine weitere Inhaftierung von Serikzhan ein Schandfleck für das internationale Image Kasachstans sein würde.“