In der Provinz eskalieren weiterhin die Razzien gegen die Religion: Zahlreiche Versammlungsstätten werden geschlossen, manche werden gewaltsam zerstört. Der Kirchenbesitz wird geplündert.
von Tang Zhe
In dem Versuch, ihren Plan zur Ausrottung sämtlicher Hauskirchen innerhalb von zwei Jahren umzusetzen, schikaniert die KPCh zunehmend Andachtsstätten, die sich weigern, der staatlich geleiteten Drei Selbst-Kirche beizutreten. Die Behörden schießen oft über den Rahmen der Gesetze und Vorschriften hinaus und bezeichnen Hauskirchen als xie jiao – eine Bezeichnung, die eigentlich auf verbotene Religionsgruppen beschränkt ist. Jegliche Verbindung zu einer xie jiao ist nach Artikel 300 des chinesischen Strafgesetzbuches strafbar.
Aufgrund der Razzien können zahlreiche Versammlungsstätten in der südöstlichen Provinz Jiangxi schon nicht mehr genutzt werden.
Versammlungsstätte zerstört, Kirchenbesitz geplündert
Am 18. Juli stürmten mehr als ein Dutzend Polizisten und Regierungsbeamte aus dem Kreis Wanzai im Zuständigkeitsbereich der Stadt Yichun in die Versammlungsstätte einer Sola Fide-Hauskirche. Sie entfernten gewaltsam einen Stromzähler, zerschmetterten das Schloss am Haupteingang und schmissen sämtliche Tische und Stühle in den Hof. Es wurde angewiesen, die Versammlungsstätte zu schließen, weil sie keine Genehmigung besitzen würde. Am nächsten Tag wurde ein Bagger herbeigeschafft, der die Kirche dem Erdboden gleichmachte.
Video: Die Versammlungsstätte einer Hauskirche im Kreis Wanzai wurde im Juli zerstört.
Im Kreis Poyang war es gerade erst 4:00 Uhr morgens als am 16. März über 30 Regierungsbeamte den Wohnsitz des Hauskirchenpredigers umstellten. Sie drangen gewaltsam in sein Haus ein und durchsuchten es. Danach stürmten die Beamten in die Versammlungsstätte, in welcher der Prediger Gottesdienste abhielt und durchsuchten die Rechnungsbücher der Kirche. Dabei stellten sie fest, dass die Kirche Hunderttausende Renminbi als Spendengelder eingesammelt hatte. Die Beamten drohten damit, den Prediger festzunehmen und die Versammlungsstätte zu zerstören, wenn er ihnen nicht sagte, wo das Geld sei.
Gemeindemitglieder berichteten, dass alles aus der Kirche geplündert wurde, darunter auch ein Klavier und Hunderte von Decken. Der Prediger der Kirche wurde zum Verhör zur Polizeistation gebracht. An diesem Abend versiegelten Regierungsbeamte den Eingang zu der Versammlungsstätte mit Papierstreifen und begründeten dies damit, dass das Gebäude gegen „Bauvorschriften verstoße“. Die Gläubigen haben nun keinen Ort mehr, an dem sie sich zum Gottesdienst versammeln können.
Am 26. Mai wurde eine Hauskirche im Kreis Anyuan im Zuständigkeitsbereich der Stadt Ganzhou durchsucht. Alles wurde geplündert, auch Bibeln, Gesangsbücher, Tische und Stühle. Vier Gläubige, darunter auch der Prediger und der Besitzer der Versammlungsstätte, wurden zum Verhör zur lokalen Polizeidienststelle gebracht.
Dutzende Versammlungsstätten der Lokalkirche geschlossen
In der Stadt Fuzhou (Jiangxi) gibt es eine Kirche, die zur sogenannten „alten Lokalkirche“ gehört. Dies ist eine christliche Bewegung in China, die in der Tradition des Watchman Nee steht. Angehörige dieser Kirche berichteten, dass dieses Jahr im April in der Stadt mehr als ein Dutzend Versammlungsstätten der Kirche geschlossen worden seien.
Drei Monate nachdem eine der Versammlungsstätten im Stadtbezirk Dongxiang geschlossen worden war, versuchten die lokalen Beamten die Mitglieder der Versammlungsstätte dazu zu zwingen, ihren Glauben aufzugeben, indem sie ihnen ihre Mindestsozialhilfe aberkannten oder ihre Anstellung kündigten. Sie gingen zu den Häusern der Gläubigen und rissen alle christlichen Symbole herunter, die sie finden konnten.
Gläubige haben Bitter Winter berichtet, dass auch in anderen Gegenden Versammlungsstätten der alten Lokalkirche schikaniert und geschlossen wurden. Unter anderem eine Versammlungsstätte im Dorf Qianshan in der Stadt Shangrao. Diese wurde am 18. April geschlossen, nachdem Regierungsbeamte wiederholt Razzien und Schikanen gegen sie durchgeführt hatten. „Ihr lebt in einem Land, in dem die Kommunistische Partei herrscht. Wenn ihr nicht zustimmt, dass diese euch kontrolliert, werdet ihr als xie jiao eingestuft“, sagte einer der Beamten zu den Gemeindemitgliedern.
Im Kreis Poyang wurden mindestens zehn Versammlungsstätten der alten Lokalkirche geschlossen. Der Verantwortliche einer der Kirchen wurde wiederholt von Beamten bedroht und gezwungen, eine Einverständniserklärung zu unterzeichnen, in der er versprach, die Versammlungsstätte zu schließen. Im Mai wurde eine Versammlungsstätte in der Stadt Nanchang gewaltsam geschlossen, die auf eine dreißigjährige Geschichte zurückblicken konnte.
„Wir sind wieder in die Zeit der Kulturrevolution zurückgekehrt. Alle religiösen Menschen werden verfolgt werden“, meinte ein älteres Mitglied der alten Lokalkirche.