Die Reformierte Hauskirche von Fuzhou wurde von den Behörden geschlossen, weil sie sich weigerte, der Drei Selbst-Kirche beizutreten.
An Xin
Die chinesische Regierung scheint, sich keine Gedanken um die Feiertage zu machen, die ihr Volk wahrnimmt. Das machte sie mit der Razzia gegen die Reformierte Kirche von Fuzhou am Muttertag deutlich.
Video 1: Die Polizei beschlagnahmte alle Bibeln und anderen Bücher in der Versammlungsstätte.
Video 2: Die Polizei vertreibt die Gläubigen.
Am 12. Mai standen über 30 Regierungsangestellte vor einer Versammlungsstätte im Aviation-Gebäude im Stadtbezirk Gulou der Stadt Fuzhou in der südöstlichen Provinz Fujian Wache und verwehrten den Christen den Zugang. Darüber hinaus stürmten über 20 Polizeibeamte die Versammlungsstätte und wiesen alle wartenden Gläubigen an, diese zu verlassen. Sie beschlagnahmten auch über 200 Bücher, darunter Bibeln und Gesangsbücher. Am Ende nahm die Polizei gewaltsam die Kirchenältesten und ein paar Kirchenangestellte mit.
Ein Kirchenmitglied berichtete Bitter Winter, dass ein Beamter des Büros für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten den Fuzhouer Gemeindeangehörigen erklärt habe: „Ich bin für die Ideologie zuständig. Ich bin darauf spezialisiert, Menschen zum Glauben an die Kommunistische Partei zu bekehren. Ihr solltet euren Chef [damit meinte er Gott] wechseln und der Kommunistischen Partei beitreten.“ Und ein Polizeibeamter habe Gläubige, die sich weigerten zu gehen, angeschrien und gesagt: „Diese Versammlungsstätte wird geschlossen. Wenn ihr nicht geht, werdet ihr verhaftet.“
Nachdem sie die Kirche zerstört hatten, brachten die Polizisten am Eingang der Versammlungsstätte eine Bekanntmachung an, in der sie den Gläubigen die Schließung der Stätte mitteilten.
Laut einem Bericht von ChinaAid haben mindestens 15 weitere Hauskirchen am Muttertag ein ähnliches Schicksal erlitten – unter anderem auch die Xunsiding-Kirche in der Stadt Xiamen in der chinesischen Südostküstenprovinz Fujian. Außerdem betroffen waren die Reformierte Kirche von Ren’ai in der Stadt Guiyang in der südwestlichen Provinz Guizhou, die Reformierte Kirche von Zhu’en in der Stadt Chengdu in der südwestlichen Provinz Sichuan und die Kirche von Jinxiangtan in der Stadt Xiangtan in der südlich-zentral gelegenen Provinz Hunan. Sie alle waren Opfer einer KPCh-Kampagne, in deren Rahmen konzertierte Razzien gegen Hauskirchen überall im Land durchgeführt wurden. Wie einige Christen Bitter Winter mitteilten, befürchten sie, dass diese groß angelegten Razzien in Zusammenhang mit dem immer näher rückenden, heiklen Datum des 4. Juni stehen. Dies ist der Jahrestag des Massakers auf dem Tiananmen-Platz, dem Platz des Himmlischen Friedens.
Was die Reformierte Kirche von Fuzhou anbelangt, so berichtete ein Kirchenmitarbeiter, dass diese kurz nach ihrer Gründung im Mai 2005 zum ersten Mal von der lokalen Polizei durchsucht worden war. Damals waren Dutzende voll bewaffneter Polizeibeamter in die Versammlungsstätte gestürmt. Der verantwortliche Polizeibeamte hatte erklärt, die Kirche habe sich nicht als Mitglied der staatlich-genehmigten Drei Selbst-Kirche registrieren lassen, daher sei dieser Gottesdienst illegal. Dann hatten die Polizisten die Ausweisdaten aller Gläubigen vor Ort aufgenommen und schließlich die Kirchenältesten und sie, einen nach dem anderen, zur Polizeidienststelle gebracht, wo sie verhört worden waren.
Seit ihrer Gründung vor 14 Jahren ist die Kirche beständigen Angriffen und Schikanen seitens der Polizei ausgesetzt. Die Kirchenältesten stehen unter polizeilicher Langzeitüberwachung. Außerdem ist es ihnen verboten – und ihnen wurde diesbezüglich auch gedroht – die Großgemeinde zu verlassen, um missionarisch tätig zu sein.
Außerdem drohten die Behörden den Gläubigen mit Jobverlust, um sie zum Beitritt zur Drei Selbst-Kirche zu drängen.