Die chinesische Regierung belohnt die Staatsbürger finanziell, die ihre gläubigen Mitbürger ausspionieren und melden.
Die Angehörige einer christlichen Hauskirche in der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas wurde festgenommen, nachdem sie von Mitbürgern wegen ihres christlichen Glaubens denunziert worden war. Nach einer kurzen Entlassung wurde sie sechs Tage später erneut festgenommen und befindet sich bis heute in Haft.
Am 20. September meldete ein Denunziant Shao Xiang (Name von der Redaktion geändert) bei den Behörden, weil diese religiöse Versammlungen besuchte. Am gleichen Abend brachen fünf Beamte, darunter Polizeibeamte und Vertreter des Dorfes, in Shao Xiangs Zuhause ein und nahmen sie fest, als sie vom Gottesdienst zurückkehrte.
Die Polizisten beschlagnahmten Shao Xiangs Mobiltelefon und erlaubten ihr nicht, ihre Familie oder Freunde anzurufen. Dann durchsuchten sie ihr Haus gründlich. Nachdem sie alle Möbel und Kammern durchwühlt hatten, beschlagnahmten die Polizisten eine Bibel, Evangelisierungs-Unterlagen und ein Fotokopiergerät im Wert von 5000 RMB (ungefähr 700 USD).
Shao Xiang wurde die ganze Nacht hindurch auf der Polizeidienststelle verhört, am nächsten Morgen jedoch entlassen. Die Polizisten warnten sie: „Geben Sie Ihren Glauben an Gott auf. Wenn Sie an Gott glauben, heißt das, dass Sie sich gegen die Partei und gegen die Gesellschaft stellen. Wenn wir Sie noch einmal festnehmen, werden Sie zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.“
Shao Xiang kehrte nach Hause zurück und verbreitete weiterhin das Evangelium. Bald darauf wurde sie erneut bei den Behörden denunziert.
Am Nachmittag des 26. September nahm die Polizei Shao Xiang zum zweiten Mal fest und brachte sie direkt in eine lokale Haftanstalt. Bis heute wurde sie noch nicht entlassen.
Diese zweifache Denunzierung Shao Xiangs weckt bei Verteidigern der Religionsfreiheit Besorgnis. Experten weisen auf ein “auf finanziellem Anreiz basierendes Denunziationssystem“ hin, das die Kommunistische Partei Chinas eingeführt hat, um die Bürger durch hohe finanzielle Belohnungen dazu zu ermuntern, ihre Nachbarn auszuspionieren und religiös Gläubige zu melden. Wie das Beispiel von Shao Xiang zeigt, stellt ein solches System eine Gefahr für Christen dar.
Bericht von Yao Zhangjin