Versammlungsstätten der Drei Selbst-Kirchen, die eingerichtet wurden, um abgeschieden lebenden oder in ihrer Mobilität eingeschränkten Gläubigen das Leben leichter zu machen, werden vom Staat immer stärker unterdrückt.
von Zhou Xiaolu
Da die Zahl und die geografische Verteilung der staatlich kontrollierten Drei Selbst-Kirchen nicht annähernd ausreichend sind, um den Bedürfnissen der Gläubigen gerecht zu werden, haben die Drei Selbst-Kirchen Versammlungsstätten eingerichtet, welche diese Lücken füllen sollen. Die meisten der staatlich geleiteten protestantischen Kirchen haben – vor allem in ländlichen Gebieten – mehrere oder sogar Dutzende Andachtsstätten weit von den Hauptkirchen entfernt eingerichtet. Solche Versammlungsstätten dienen vor allem dazu, den Gläubigen den Weg zum Gottesdienst zu erleichtern und ihnen Reisekosten zu ersparen. Sie sind besonders für gebrechliche, ältere Gläubige wichtig, weil sie die einzige Möglichkeit darstellen, den Glauben in Andachtsstätten zu praktizieren, die vom Staat genehmigt sind. Doch nun werden zahlreiche solcher Versammlungsstätten geschlossen.
36 Versammlungsstätten geschlossen
Im April wurden 36 Versammlungsstätten der Dreieinigkeitskirche – einer Drei Selbst-Kirche in Xi’an, der Hauptstadt der nordwestlichen Provinz Shaanxi, geschlossen.
Berichten zufolge gehörten je zwischen einem Dutzend bis zu 60 Mitglieder zu den Gemeinden dieser Andachtsstätten. Manche der Versammlungsstätten sind eingerichtet worden, um den, in ihrer Mobilität eingeschränkten, älteren Gläubigen das Leben zu erleichtern – nun haben diese keinen Ort mehr, an dem sie am Gottesdienst teilnehmen können.
„Ich kann Gott nicht verlassen“, sagte eine 80 Jahre alte Christin verzweifelt, als sie davon erfuhr und stieß dabei ihren Gehstock auf den Boden.
Eine 75 Jahre alte Frau, die aus gesundheitlichen Gründen in ihrer Mobilität eingeschränkt ist, hatte fünf Jahre lang bei sich zu Hause Gottesdienste für Gläubige der Drei Selbst-Kirche beherbergt. Seit ihre Versammlungsstätte geschlossen wurde, kann sie an keinen Gottesdiensten mehr teilnehmen.
„Wenn wir weiterhin Gottesdienste in kleinen Gruppen abhalten, dann befürchte ich, dass wir sogar die Kirche verlieren werden“, sagte ein Kirchenmitglied hilflos.
Schließung von Versammlungsstätten als „Anti-Infiltrations“-Maßnahme
Auch wenn in den meisten Versammlungsstätten der Drei Selbst-Kirche von der Regierung ernannte Pastoren Predigten halten, werden diese Stätten, anders als die Hauptkirchen, nicht direkt vom Staat überwacht. Weil sie sich meist in Privathaushalten oder entlegenen Gebieten befinden, sind sie nicht der gleichen politischen und finanziellen Kontrolle durch die Regierung ausgesetzt.
Am 14. März wurden Versammlungsstätten einer Drei Selbst-Kirche in der Großgemeinde Xiongguantun im Kreis Tieling im Zuständigkeitsbereich der Stadt Tieling in der nordöstlichen Provinz Liaoning geschlossen.
Die Regierung erklärte, dies sei notwendig gewesen, um die „Infiltration von außen zu verhindern“ und weil „zu viele Versammlungsstätten die Verwaltung erschweren“. Dies sind die beiden am häufigsten vorgebrachten Begründungen der Regierung für die Schließung von Drei Selbst-Versammlungsstätten.
Nach einer Polizeirazzia gegen eine Drei Selbst-Kirchenversammlungsstätte im Stadtbezirk Yunyang (Stadt Shiyan, Zentralprovinz Hubei) am 26. Juni wurden sogar ein Pastor und 36 Gläubige festgenommen und erst nach Mitternacht wieder freigelassen.
Gläubige aus den, zu der im Nordosten Chinas gelegenen Provinz Jilin gehörenden, Städten Jilin, Siping und Liaoyuan berichteten ebenfalls, dass zahlreiche Drei Selbst-Versammlungsstätten geschlossen worden seien.
„Die KPCh will keine Versammlungsstätten erlauben, die nicht unter ihrer strikten Kontrolle stehen – sie will all diese auslöschen!“, sagte ein Gläubiger einer Drei Selbst-Versammlungsstätte in der Zentralprovinz Henan.