In Anhui kam es zu einem Vorfall, bei dem die Polizei den Gottesdienst einer Hauskirche durch das Abfeuern von Warnschüssen unterbrach.
Im November 2014 stürmten Polizeibeamte mitten in einem Gottesdienst eine Hauskirche in der Stadt Hefei (Anhui). Um die Anwesenden einzuschüchtern, begannen die Polizisten sofort damit, Warnschüsse abzufeuern. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 60 Gläubige in der Gemeinde, die später alle verhaftet wurden.
Bitter Winter sprach mit Li Lun (Name von der Redaktion geändert), einem der Gläubigen, der mehr über die Vorfälle an diesem Abend weiß.
Herr Li berichtet, dass alles vollkommen friedlich gewesen sei, als plötzlich Gewehrschüsse ertönten. Über 30, mit Gewehren und Schlagstöcken ausgerüstete, Polizeibeamte umstellten die Gläubigen. Der Leiter des städtischen Büros für Öffentliche Sicherheit rief: “Keiner bewegt sich! Legen Sie die Hände auf Ihren Kopf und knien Sie nieder!“
Später wurden der Pastor und die Gläubigen verhaftet. Der Leiter versuchte die Gläubigen dazu zu bringen, ihrem Glauben abzuschwören, und drohte ihnen mit einer 15-tägigen Haft, falls sie dies nicht täten. Die Gläubigen weigerten sich, dem Leiter zu gehorchen und blieben in Haft. Herr Li dagegen wurde vom Vorsteher seines Dorfes am gleichen Tag gegen Kaution aus der Haft ausgelöst.
Die Polizei überwachte ihn jedoch weiterhin. Sie befragte ihn regelmäßig über seinen religiösen Glauben und der Sicherheitschef kam häufig zu seinem Haus, um ihn zu verhören.
Berichten zufolge bezeichneten die Behörden Herrn Lis Kirche als “illegale Organisation“. Die Kirchenmitglieder waren in der Vergangenheit bereits zwei Mal festgenommen worden. Die Gruppe hatte häufig den Versammlungsort wechseln müssen, um der Überwachung durch die Polizei zu entgehen.
Die Verfolgung war Teil der 2014 von der KPCh durchgeführten Operation zur “Verbrechensbekämpfung und Ausmerzung des Übels“. Diese wurde in Anhui und Shaanxi durchgeführt und war hauptsächlich auf verschiedene christliche Gruppen und deren Anhänger ausgerichtet.
Im Januar 2018 veröffentlichte die KPCh eine revidierte Version ihrer Bekanntmachung über die Eröffnung eines Sondereinsatzes zur Verbrechensbereinigung und Ausmerzung des Übels. Die einzige Revision bestand dabei jedoch darin, dass das Wort “Bekämpfung“ durch das Wort “Bereinigung“ ersetzt worden war. Die Bekanntmachung beinhaltete nun, dass die KPCh eine auf drei Jahre angelegte, landesweite Operation zur “Verbrechensbereinigung und Ausmerzung des Übels“ beginnen würde.
Als Begründung für diese Kampagne wurde die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Stabilität genannt. Zahlreiche öffentliche Berichterstatter haben jedoch ihre Besorgnis darüber geäußert, dass es sich dabei eher um einen politischen Schachzug handelt, und die KPCh in Wirklichkeit das Gesetz missbraucht.
Bericht von Jiang Tao