Die Kampagne zur Ausmerzung ungenehmigter islamischer und christlicher Symbole ist in vollem Gange. Religiöse Symbole werden durch kommunistische Propaganda oder patriotische Parolen ersetzt.
von Zhou Xiaolu
Viele Gläubige in China verleihen ihrem Glauben durch religiöse Symbole an ihren Türen Ausdruck. Doch im heutigen China ist jeglicher öffentlicher Ausdruck des Glaubens verboten und die Regierung entfernt alle ungenehmigten religiösen Symbole, ohne irgendwelche Gründe dafür anzugeben. Überall in China finden zunehmend Kampagnen zur Entfernung von religiösen Symbolen von dem Zuhause von Gläubigen statt.
An den Wohnungen von Hui-Bewohnern werden arabische Worte durch chinesische Parolen ersetzt
Im Mai wurden im Dorf Shangcha im Kreis Long im Zuständigkeitsbereich der Stadt Baoji in der nordwestlichen Provinz Shaanxi arabische Schilder, die über den Türen mancher Hui-Bewohner angebracht waren, durch chinesische Sätze wie zum Beispiel „Harmonie in der Familie lässt alle Vorhaben gedeihen“ oder „ Fleiß und Harmonie bringen der Familie Wohlstand“ ersetzt. Ebenso erging es mehr als 30 Hui-Bewohnern im Nachbardorf Guguanjie.
Hui-Bewohner berichteten, dass das Büro für Religiöse Angelegenheiten im Kreis Long für diese „Berichtigungs“-Kampagne zuständig sei. Sie soll angeblich „dem Wohl der nationalen Einheit“ und der „Unterstützung der Staatsverwaltung“ dienen.
Einer der Bewohner erklärte, dass die Kreisregierung zwei Tage zuvor Treffen abgehalten hätte, um die untergeordneten Beamten auf die Umsetzung dieser Maßnahmen vorzubereiten. „Das ist Staatspolitik“, fügte der Mann hinzu. „Jeder, der sich dem widersetzt, wird als ‚Mitglied einer kriminellen Bande und üble Kraft‘ bestraft. Wir kleinen Leute können ihnen nicht die Stirn bieten.“
Symbole auf den Türen von Katholiken übermalt
In zahlreichen Dörfern im Kreis Fufeng im Zuständigkeitsbereich der Stadt Baoji leben katholische Gläubige. Viele von ihnen haben das Monogramm IHS – für Jesus – auf ihre Türen geschrieben. Seit April wird dieses Monogramm überall im Kreis in jenen Dörfern, in denen Katholiken leben (wie Hongwei, Shangsong und andere) übermalt.
Kurz nach Mitternacht in einer Nacht im Mai wurde ein katholischer Bewohner vom Bellen seines Hundes wach. Als er mit einer Taschenlampe ausgerüstet nachsehen wollte, was los war, bemerkte er zwei Fremde mit Farbeimern, die sich schnell von seinem Haus entfernten. Als er nach draußen ging, stellte er fest, dass das IHS-Monogramm über seiner Tür mit weißer Farbe überstrichen worden war. In dieser Nacht waren auch die Monogramme vieler anderer Gläubigen in der Nachbarschaft übermalt worden.
Zuvor hatten lokale Beamte versucht, dass IHS-Monogramm tagsüber zu übermalen, doch die Gläubigen hatten Widerstand geleistet. Also hatten sie beschlossen, ihren Plan im Dunkel der Nacht umzusetzen.
Parolen der Kommunistischen Partei ersetzen christliche Paarreime
Im Dorf Wangtian in der Hauptstadt der südöstlichen Provinz Jiangxi, Fuzhou, leben über 80 Familien, von denen die meisten Katholiken sind. Seit Jahren bringen sie an ihren Haustüren christliche Paarreime an. Doch im Juni wurden alle diese Paarreime durch Paarreime ersetzt, in denen die Liebe zur Kommunistischen Partei ausgedrückt wird. Zum Beispiel: „Vergiss deine ursprüngliche Absicht nicht und folge der Partei“ oder „Vom ehrlichen und reinen Arbeitsstil der Partei profitieren die Menschen. Die glänzenden Richtlinien der Regierung schaffen Wohlstand.“ Horizontal gelesen steht dort meist: „Rote Herzen wenden sich der Partei zu.“
Der Sekretär des lokalen Büros für Sozialhilfe drohte den Oberhäuptern der religiösen Familien, dass ihnen ihre sozialen Absicherungen, die Mindestsozialhilfe und andere Sozialleistungen gestrichen würden, wenn sie nicht die Paarreime zum Lobpreis der Partei aufhängen würden. Andere Regierungsbeamte erklärten, dass diejenigen, die Geld von der Kommunistischen Partei bekämen, keinem anderen Glauben anhängen dürften.
Die älteren Dorfbewohner sind in großer Sorge, denn das Vorgehen der lokalen Behörden weckt in ihnen schmerzhafte Erinnerungen an die Kulturrevolution.