Die Behörden haben eine karitative Einrichtung für Kinder schließen lassen, weil sie von ausländischen Christen gegründet und betrieben wurde.
Letzten Monat haben die Behörden der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) das Xinmi Welfare Home, House of Mercy schließen lassen, ein Waisenhaus in Xinmi (Provinz Henan), das von der in den USA lebenden christlichen Aktivistin Jane Marcum, der Gründerin von Sino-American Nonprofit Cooperative Services (SANCS), ins Leben gerufen worden war. Als Grund für die Schließung war angegeben worden, es handle sich um “ausländische Rechtspersonen, welche Religion als Mittel zur Infiltration verwendeten“.
1996 hatte Frau Marcum mit Unterstützung und Genehmigung der Ortsverwaltung das erste Waisenhaus für acht Kinder in Xinmi eröffnet. Im Oktober 1999, nachdem mehrere kleine von Frau Marcum ins Leben gerufene Waisenhäuser einige Jahre gut funktioniert hatten, wurde mit Hilfsgeldern aus den USA und von der chinesischen Regierung das House of Mercy gebaut. Seitdem haben mehr als 180 Waisen in diesem Haus Zuflucht gefunden und lokale und internationale Medien berichteten über ihre karitative Arbeit. Jährlich wurden über 70 000 USD für den Betrieb und den Erhalt des Hauses ausgegeben.
Die Aufforderung der lokalen Behörden das House of Mercy zu schließen war für die 50 Bewohner und das Personal ein Schock. Der endgültige Entschluss wurde ihnen mitgeteilt, nachdem Frau Li und Herr Zhao – die vom Staat ernannten Leiterin des Waisenhauses und ihr Stellvertreter – am 18. Juli zu einem Treffen in das Büro für Zivilangelegenheiten in Xinmi beordert worden waren. Nach ihrer Rückkehr von dem Treffen verkündeten sie, dass die Anweisung erfolgt sei, das Heim zu schließen; alle Kinder müssten das Heim verlassen ansonsten würde ihr staatliches Unterhaltsgeld gestrichen.
Die Kampagne zur Schließung des Heims war schon eine Weile vorangetrieben worden. Seit Januar hatte Frau Marcum mit dem örtlichen Büro für Zivilangelegenheiten verhandelt, um den Vertrag des Waisenhauses zu erneuern, doch die Unterstützung war ihr verweigert worden, da sie eine ausländische Staatsbürgerin war.
Als Frau Marcum erfuhr, dass das Waisenhaus geschlossen werden sollte, suchte sie erneut das Gespräch mit dem Büro für Zivilangelegenheiten und erklärte sich bereit, keine neuen Waisen aufzunehmen, in der Hoffnung, dass die Kinder, die sich bereits dort befänden, ihre neunjährige Schulpflicht dort absolvieren könnten.
Frau Marcum war untröstlich, dass die Arbeit, die sie und ihre Kollegen über 20 Jahre lang geleistet hatten, so jäh enden sollte. Am 20. Juli besuchte sie das House of Mercy für ein letztes Gruppenfoto und ein letztes gemeinsames Essen mit den Kindern.
Von den 50 Kindern, die im Haus lebten, hatten viele keinen Ort, an den sie hätten gehen können. Ein Angestellter versuchte, die Massenmedien zu kontaktieren, wurde jedoch von der Leiterin bedroht.
Am 28. Juli wurden dreizehn der 50 Waisen unter 18 Jahren kurzfristig in eine Wohlfahrtseinrichtung in Yuanzhuang geschickt. Internen Berichten zufolge macht diese Einrichtung äußerlich einen guten Eindruck, doch die Kinder würden oft nicht satt, da es nicht genug zu essen gäbe. Manche dieser Kinder sind aus der Einrichtung fortgelaufen und in das mittlerweile aufgelöste Heim zurückgekehrt.
Bericht von Jiang Tao