Die chinesischen Universitäten fördern Engstirnigkeit, indem sie religiöses Wissen und westliche Kultur verbieten. Dozenten und Studenten fürchten um ihre Zukunft.
Das Christentum genießt in China mittlerweile weiter verbreitete Anerkennung als der Marxismus-Leninismus, und viele Dozenten und Studenten sind Christen. Dies hat zweifellos die Behörden der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) in Alarmbereitschaft versetzt und so in China zu einem endlosen Strom von Campus-Kampagnen geführt, welche missionarische Aktivitäten verbieten und den religiösen Glauben boykottieren. Bildungsbehörden drohen oft mit der Zerstörung der beruflichen Zukunft von Lernenden und Lehrenden, um diese dazu zu bringen, ihrem Glauben abzuschwören.
“Klassenlehrer“ an Universität wird wegen seines Glaubens seines Amtes enthoben
Xin Yi ist Christ und gehört einer Sola Fide (Rechtfertigung durch Glaube)-Kirche an. Er arbeitet als sogenannter “Klassenlehrer“, eine Position, in der er dafür verantwortlich ist, eine große Gruppe von Studenten während ihrer Ausbildung in einem College in der Stadt Zibo (Provinz Shandong) zu begleiten. Bei seiner Einstellung füllte er einen Standard-Fragebogen für neue Angestellte aus, in dem er angab, dass er Christ sei. Im Rahmen einer Razzia gegen Religion auf dem Campus im September 2018 enthob ihn die Schulverwaltung seines Amtes als Klassenlehrer.
Quellen berichten, dass ihm aufgrund eines Dokuments, welches die College-Verwaltung im gleichen Monat erlassen hatte und welchem zufolge “missionarische Aktivitäten und Aktivitäten von Christengemeinschaften am College vollständig verboten sind, gekündigt wurde. Dozenten, die darauf bestehen, Religion zu predigen und sich davon nicht abbringen lassen, müssen ihres Lehramts enthoben werden. In besonders schweren Fällen, wird dem Lehrer gekündigt. Lehrer, die religiös sind, dürfen nicht als Klassenlehrer eingesetzt werden.“
Obwohl er seines Amtes als Klassenlehrer enthoben wurde, hielt Xin an seinem Glauben fest. Die Schulverwaltung setzte Xin wiederholt unter Druck und verlangte von ihm, seine Gesinnung zu ändern, ansonsten würde sich sein Glaube negativ auf seine Zukunftsaussichten bezüglich einer Beförderung auswirken.
Universitätsstudentin bedroht und unter Druck gesetzt, ihrem Glauben abzuschwören
Die Christin Zhang Xin studiert an einer Universität in der Stadt Zibo. Der Fakultätsbeirat kam wiederholt auf sie zu und verlangte von ihr eine Unterschrift unter eine Erklärung, in der sie ihrem Glauben abschwört, mit der Begründung, dass ihre “Mitgliedschaft im kommunistischen Jugendverband in Konflikt mit ihrem religiösen Glauben steht.“ Anfang Oktober 2018 warnte einer der Beiräte Zhang: “Am College ist religiöser Glaube nicht erlaubt. In Zukunft dürfen Sie nichts, was mit religiösem Glauben zu tun hat über WeChat oder QQ [chinesische Nachrichten-Apps] versenden.“
Mitte Oktober kam der Beirat zwei weitere Male auf Zhang zu und drohte ihr, dass sie aus dem kommunistischen Jugendverband austreten müsse, wenn sie weiterhin an ihrem Glauben festhält.
Als Zhang erklärte, sie wolle aus dem Verband austreten, sagte der Beirat: “Wenn Sie aus dem kommunistischen Jugendverband austreten, wird das schwerwiegende Konsequenzen haben. Das College wird dies in Ihren Akten vermerken. Wenn Sie später ins Berufsleben eintreten, wird Sie das Ihr Leben lang verfolgen.“
Die wiederholten Versuche des Fakultätsbeirats Zhang davon zu überzeugen, dass sie ihren Glauben aufgeben sollte, setzten sie unter starken emotionalen Druck, der zu dem allgemeinen Stress durch das Studium noch dazukam.
Zhang berichtet, dass Christen an anderen Colleges wegen ihres religiösen Glaubens aus dem kommunistischen Jugendverband hinausgeworfen oder aus der Partei ausgeschlossen wurden, während andere als Strafe schlechte Noten erhielten. Sie denkt, dass heute alle christlichen Universitätsstudenten hinsichtlich ihrer Religion vor einem Scheideweg stehen.
Religion und westliche Kultur aus dem Lehrplan gestrichen
Am 23. Oktober 2018 leitete der Sekretär einer Bildungseinrichtung in der Stadt Daqing die Anordnungen seiner Vorgesetzten auf WeChat weiter und verlangte, dass der religiöse Glaube der zur Partei gehörenden Studenten und Fakultätsmitglieder untersucht und dann eine Liste darüber erstellt und dem Büro für Bildung vorgelegt werden solle. In der Anordnung wurde klar, dass “[die Behörden] Parteimitgliedern unter keinen Umständen erlauben, einem religiösen Glauben anzuhängen oder eine Religion zu fördern! In Bildungseinrichtungen sind religiöse Inhalte verboten und dürfen nicht verbreitet werden.“
Der Sekretär der Bildungseinrichtung betonte auch, dass Dozenten, die “gegen Regeln verstoßen“ nicht mehr unterrichten dürfen. Außerdem wies der Sekretär alle Fakultätsmitglieder an, einen “Fragebogen zum Religionsstatus“ auszufüllen sowie eine “Verpflichtungserklärung zur Religion“ zu unterzeichnen, in der sie versprechen, den Atheismus gewissenhaft zu fördern und sich dem Glauben an Gott zu widersetzen; keiner Religion anzugehören oder eine zu fördern und Fakultätsmitglieder oder Studenten, die an religiösen Aktivitäten teilnehmen, umgehend zu melden; keine religiösen Sprüche, Bücher oder Propaganda zu lesen oder zu besitzen; keine religiösen Radiosender zu hören und so weiter.
Am 9. November erhielt die Bildungseinrichtung eine weitere Nachricht vom Büro für Bildung. Darin stand, dass der religiöse Glaube und die westliche Kultur im Unterricht streng verboten seien. Innerhalb der Bildungseinrichtung ist das Feiern westlicher Feste verboten und es ist allen internen Lehrenden streng verboten, in ihren “WeChat-Moments“ irgendwelche Inhalte weiterzuleiten, die in Bezug zu religiösem Glauben oder westlichen Festen stehen, oder Informationen über Festveranstaltungen zu teilen.
(Alle Namen im Artikel wurden von der Redaktion geändert.)
Bericht von Li Mingxuan