Die KPCh übernimmt weiterhin Andachtsstätten und droht den Gemeinden, die Gebäude zu zerstören, wenn sie sich dem widersetzen. Zeugenberichte aus Jiangxi, Liaoning und Shaanxi.
von Wang Yong
Eine Methode, mit der die KPCh ihren Plan zur Untergrabung und Zerstörung der Religion umsetzt, ist die Umfunktionierung von Andachtsstätten, um den Glauben durch das Profane und das Wort Gottes durch die kommunistische Ideologie zu ersetzen. Seit vergangenem Jahr haben Provinz- und Stadtregierungen überall in China Maßnahmen getroffen, um religiöse Stätten zu schließen oder in Sozialhilfe-. Kultur- oder Freizeitzentren umzuwandeln.
Vier Kirchen in Jiangxi in Kulturzentren umfunktioniert
Im März wurde eine dreistöckige Drei Selbst-Kirche im Dorf Dengban im Kreis Poyang in der nordöstlichen Provinz Jiangxi von der Regierung zu einem niedrigen Preis zwangsweise erworben und in ein Kulturzentrum umfunktioniert.
Ein Kirchenmitglied berichtete Bitter Winter, dass während Inspektionen, die im Vorfeld stattgefunden hatten, Regierungsangestellte bestätigt hätten, dass die Kirche alle notwendigen Genehmigungen besäße. „Später sagten sie dann, dass es ein Problem mit der Genehmigung zur Landnutzung gäbe und unsere Kirche geschlossen werden würde. Die Regierung ist völlig skrupellos und unverschämt!“, klagte der Gläubige.
Er fügte hinzu, dass anfangs keines der Gemeindemitglieder bereit gewesen sei, das Abkommen zum Kirchenverkauf zu unterzeichnen, doch die Beamten hätten damit gedroht, die Kirche zu zerstören, wenn sie sich weiter weigerten. Die Gläubigen hatten keine andere Wahl, als nachzugeben. Die Kirche ist mittlerweile ein Ort, an dem die Dorfbewohner sich zum Tanz und zum Vergnügen treffen können. Die Gläubigen haben keine Versammlungsstätte mehr.
Ähnlich erging es der Drei Selbst-Kirche im Dorf Wangjia im Kreis Poyang: Auch sie wurde zwangsweise an die Regierung verkauft und in ein Kulturzentrum umfunktioniert. Der Weg bis zur endgültigen Aufgabe der Kirche war lang und beschwerlich gewesen. Zunächst hatten die Beamten Überwachungskameras in der Kirche angebracht, das Kreuz entfernt, die chinesische Flagge gehisst und Spruchbänder zur staatlichen Religionspolitik angebracht. Dann, im Februar, wurde den Gläubigen mitgeteilt, dass die Kirche „viel zu hoch und zu breit“ sei und keine Landnutzungsgenehmigung besäße. Deshalb sollte sie entweder zerstört oder an die Regierung verkauft werden. Unter dem Druck der Beamten mussten die Kirchenmitarbeiter das Abkommen unterzeichnen und die Rechte an der Andachtsstätte abtreten.
Die ehemalige Kirche wird nun als „Große Kulturhalle“ bezeichnet. Die Gemeindemitglieder dürfen zu Hause keine christlichen Verse anbringen, sondern müssen stattdessen Bilder von Mao Zedong und Xi Jinping aufhängen.
Vor kurzem wurden noch weitere Kirchen im Kreis Poyang umfunktioniert: Sowohl Drei Selbst-Kirchen (die Guang’en-Kirche im Dorf Mabu und eine Kirche im Dorf Yuanyang) als auch eine Hauskirche, nämlich die Gospel Hall-Kirche im Dorf Zhekeng. Auch die zur Drei Selbst-Kirche gehörende Dongtang Bay-Kirche in der Großgemeinde Zuoli im Zuständigkeitsbereich der Stadt Jiujiang (Jiangxi) wurde in ein Kulturzentrum umgewandelt.
Die Provinzen Liaoning und Shaanxi folgen nach
Eine Drei Selbst-Kirche im Stadtbezirk Dawa (Stadt Panjin) in der nordöstlichen Provinz Liaoning, in der sich koreanische Gläubige versammelten, wurde zwangsweise zum Freizeitzentrum umfunktioniert, obwohl die Kirche sämtliche benötigten Unterlagen besaß.
Im Oktober letzten Jahres ordnete das lokale Parteikomitee an, dass sich die beiden Drei Selbst-Kirchen im Stadtbezirk vereinigen sollten, da es, wie sie sagten, keine zwei Kirchen in einem Stadtbezirk geben dürfe. Ansonsten würde die Kirche zwangsweise übernommen. Der Kirchenleiter musste eine Verkaufsvereinbarung unterzeichnen. Kurz darauf wies das Parteikomitee an, in der Kirche Billardtische aufzustellen.
In der nördlichen Provinz Shaanxi wurden im Kreis Qishan im Zuständigkeitsbereich der Stadt Baoji zahlreiche katholische Kirchen für unterschiedliche Aktivitäten umfunktioniert, die nichts mit Religion zu tun haben. Im April wurde einer weitere Kirche Opfer religiöser Verfolgung: Sie wurde in ein Freizeitzentrum für Senioren umgewandelt. Wäre das Gebäude nicht umfunktioniert worden, hätte ihm Zerstörung gedroht, und zwar im Rahmen einer landesweiten Kampagne zur Ausrottung der Kirchen, „der niemand entkommen kann“, wie lokale Beamte erklärten. Die Außenmauern der Kirche wurden weiß gestrichen. In der Kirche wurde ein Fernseher und ein chinesisches Schachbrett aufgestellt. Die religiösen Symbole und Verse wurden durch die Vorschriften ersetzt, die in dem Freizeitzentrum für Senioren zu beachten sind.