Während viele erwartet hatten, dass das Abkommen zwischen dem Vatikan und China eine, von konservativer Seite ausgehende Spaltung unter den Katholiken Chinas zur Folge hätte, zeigen sich die ersten Anzeichen einer möglichen Spaltung innerhalb der pro-staatlichen Patriotischen Vereinigung.
Massimo Introvigne
Das am 22. September 2018 geschlossene Abkommen zwischen China und dem Vatikan wurde in weiten Kreisen der konservativen Katholiken kritisiert, die darin einen Sieg der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) und einen Ausverkauf des Vatikans sahen. Manche Beobachter dachten, dass die meisten konservativen, gegen die KPCh eingestellten chinesischen Katholiken unzufrieden mit dem Abkommen seien und eine Spaltung fordern würden. Dass sie nach Jahrzehnten erbitterter Rivalität zwischen der pro-staatlichen Patriotischen Vereinigung und der pro-vatikanischen Untergrundkirche nicht akzeptieren würden, Teil einer aus dem Zusammenschluss der beiden entstehenden, vereinigten katholischen Kirche in China zu werden.
Nun gibt es tatsächlich Anzeichen für eine mögliche Spaltung der Katholiken in China – doch diese gehen nicht von den Konservativen aus. Asia News berichtet, dass sich ein Bündnis von Mitgliedern der Patriotischen Vereinigung bildet, das dem Zusammenschluss mit der Untergrundkirche feindlich gegenüber steht. In Lanzhou in der Provinz Gansu wurde der lokale Bischof Msgr Joseph Han Zhihai Präsident der lokalen Patriotischen Vereinigung und schwor, diese zum Werkzeug des Widerstands gegen jegliches Abkommen zu machen, welches die Leitung der katholischen Kirche Chinas durch den Vatikan anerkenne. Han Zhihai war ein Bischof der Untergrundkirche gewesen, bevor er der Patriotischen Vereinigung beigetreten war.
AsiaNews berichtet, dass “das Treffen der Vertreter der Patriotischen Vereinigung am 29. und 30. September in Lanzhou in Anwesenheit von Xian Daming von der Vereinigten Arbeitsfront stattfand. Nach den Glückwünschen zur Wahl von Msgr. Han Zhihai, hielt letzterer eine Rede, in der er noch einmal betonte, dass die Kirche von Lanzhou “dem Prinzip der Unabhängigkeit und Autonomie“ sowie “der Liebe zum Heimatland und (danach) der Liebe zur Kirche“ treu bleiben, und “bewusst die Leitung durch die Kommunistische Partei Chinas“ sowie “die gesetzmäßige Ausübung der religiösen Aktivitäten“ akzeptieren müsse.
Die Patriotische Vereinigung befürchtet verständlicherweise, dass im Falle eines Zusammenschlusses der aufwändige Lebensstil ihres Bischofs und der amoralische Lebenswandel von manchen, durch den Vatikan kontrolliert würden. Die Haltung der lokalen Vereinigten Arbeitsfront bestätigt, dass in der KPCh selbst unterschiedliche Meinungen hinsichtlich des Abkommens mit dem Vatikan bestehen.