Acht Jahre nachdem die lokalen Behörden der Enthüllungszeremonie beiwohnten, behaupten dieselben Behörden nun, dass die Statue des daoistischen Heiligen ungenehmigt sei und entfernt werden müsse.
Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) wies die Lokalbehörden der Stadt Luoyang in Chinas Zentralprovinz Henan an, die weltgrößte Bronzestatue von Laotse (auch als Laudse oder Laozi bekannt) zu bedecken und vor den Blicken zu verbergen. Laotse wird als Vater des Daoismus betrachtet und in daoistischen und traditionellen chinesischen Religionen als Gottheit verehrt.
Die Laotse-Statue auf dem daoistischen Kulturerbe-Gebiet des Berges Laojun ist 38 Meter hoch und wurde aus 360 Tonnen einer Zinn-Bronzelegierung gegossen, was fast 350 Millionen RMB (ungefähr 45 Millionen EUR) gekostet hatte. Sie wurde als nationale Touristenattraktion der Stufe 5A eingestuft – das ist die höchstmögliche Einstufung, die es gibt. Im Februar 2014 wurde diese Bronzestatue von Laotse als „weltgrößte Bronzestatue von Laotse“ in das Guinessbuch der Rekorde aufgenommen.
Bevor der Befehl zur Verhüllung der Statue gegeben wurde, war ein Zentralüberwachungs- und Inspektionsteam des Kreises Luanchuan in das touristische Landschaftsgebiet des Laojun-Berges gekommen, um Inspektionen durchzuführen. Die Beamten wiesen darauf hin, dass die Laotse-Statue nicht von der Verwaltungsabteilung für Religiöse Angelegenheiten des Staatsrats genehmigt worden wäre, und daher als „illegales Bauwerk“ gelte.
Die Inspektoren verkündeten, dass die Laotse-Statue nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürfe, bevor sie keine Genehmigung erhalten habe. Sie wiesen den Zuständigen für das touristische Landschaftsgebiet des Laojun-Berges an, die Laotse-Statue zu bedecken, ansonsten würde sie zerstört.
Ortsansässige Gläubige berichten, dass im Laotse-Kulturgarten des Berges Laojun im Mai 2010 eine Enthüllungszeremonie für die Bronzestatue stattgefunden habe. Gastgeber der Enthüllungsveranstaltung waren das Büro für Tourismus der Provinz Henan und die Stadtregierung von Luoyang. Nun drohen sie damit, das, was sie damals scheinbar abgesegnet haben, zu zerstören, weil es nicht genehmigt worden war.
Aus Ehrfurcht vor Laotse weigerte sich der Zuständige, die Statue zu bedecken. Doch die Beamten der Vereinigten Arbeitsfront (UFWD) der Provinz drohten ihm und sagten: „Wenn Sie die Laotse-Statue nicht bedecken, wird der Laojun-Berg vollständig abgesperrt.“
Da er keine andere Wahl hatte, bedeckte der für das Tourismusgebiet Zuständige am 11. Oktober die Laotse-Statue mit gelbem Stoff. Doch nur wenige Tage später wurde der Stoff von starken Winden fortgeblasen, sodass die Statue wieder enthüllt wurde.
Als Vertreter der Provinzregierung davon erfuhren, verlangten sie erneut, dass die Statue bedeckt werden sollte, und drohten dem Kreisparteisekretär von Luanchuan mit der Amtsenthebung, wenn die Bedeckung diesmal nicht besser durchgeführt würde.
Angesichts dieser Drohung sah sich der Parteisekretär zum Handeln gezwungen. Am 18. Dezember verwendeten Arbeiter einen Heißluftballon, um den gelben Stoff über die Statue zu heben, während der Parteisekretär sie dabei beobachtete. Der Stoff wurde über der Statue niedergelassen und ordentlich festgebunden, um sicherzustellen, dass er nicht wieder hinunter geweht werden konnte. Auf diese Art wurde die weltgrößte Bronzestatue von Laotse zum zweiten Mal bedeckt.
Die Laotse-Statue im Laotse-Kulturgarten des Berges Laojun wurde von oben mit gelbem Stoff bedeckt, der mit einem Heißluftballon in die Höhe gebracht worden war:
Quellen berichten, dass der Zuständige für das touristische Landschaftsgebiet des Laojun-Berges vor der Bedeckung der Laotse-Statue von der Kreisregierung von Luanchuan und der UFWD der Stadt Luoyang mit einer Geldstrafe von fast fünf Millionen RMB (ungefähr 650 000 EUR) belegt worden sei, weil die Statue nicht genehmigt worden war.
Auch andere Einrichtungen im Laotse-Kulturgarten des Laojun-Berges waren staatlicher Verfolgung ausgesetzt: UWFD-Vertreter des Kreises Luanchuan, die Anfang Oktober zur Inspektion kamen, bemerkten, dass sich im Räuchergefäß im Kulturgarten Räucherstäbchen befanden. Die Inspektoren wiesen umgehend an, dass das Verbrennen von Räucherwerk verboten sei. Die Beamten verlangten auch, dass alle Eingänge zum Kulturgarten versiegelt würden. Der Zuständige musste ein Spruchband und Absperrband verwenden, um das „Tor aller Wunder“ und das „Tor zur Einheit“ zum Laotse-Kulturgarten des Laojun-Berges zu versiegeln. Auf dem Banner stand in großen chinesischen Schriftzeichen: „Korrekturgebiet, Zugang für Touristen verboten“.
Bitter Winter hat bereits darüber berichtet, dass im Oktober die Laotse-Statue in Xingyang (Provinz Henan) von den Behörden mit der Begründung, es handele sich um ein „illegales Bauwerk“, zerstört worden war. Diese drei Vorfälle innerhalb kürzester Zeit, weisen stark auf eine Diskriminierung des daoistischen Glaubens hin.
Bericht von Wang Yichi