Weiterhin werden Statuen und Porträts von Chinas Führern – einst und jetzt – an religiösen Orten aufgestellt, um sie zu den einzigen „Göttern“ zu machen.
Wang Yichi
Die, in den USA ansässige, regierungsunabhängige und gemeinnützige christliche China Aid weist in ihrem Jahresbericht 2018 darauf hin, dass die bedeutendste Veränderung in den chinesischen Beziehungen zwischen Kirche und Staat im vergangenen Jahr darin bestand, dass „die Politik Vorrang hat und die Religion hintan stellt.“ Menschen dazu zu bringen, die Nationalhymne zu singen, die Nationalflagge zu hissen, Porträts von Mao Zedong und Xi Jinping in Kirchen aufzuhängen und die Staatsverwaltung für religiöse Angelegenheiten in die Zentralabteilung Vereinigte Arbeitsfront einzugliedern – sind alles Zeichen dafür, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) die volle Kontrolle über die Religion übernimmt.
Am 26. November 2018 wurde in der Stadtgemeinde Shaji des Yucheng-Bezirks im Zuständigkeitsbereich der Stadt Shangqiu in der zentralchinesischen Provinz Henan eine Mao Zedong-Statue am Eingang des Mulan-Tempels (ehemals „Tempel des Jade Kaisers“) aufgestellt. Einer Quelle zufolge hatte die Verwaltung der Stadtgemeinde verlangt, dass die Statue des Führers der KPCh aufgestellt wird.
Die Quelle fügte hinzu: „Die, für Kultur und Sanierung zuständigen, Beamten der Stadtgemeinde sowie Beamte der Polizeistation kamen gemeinsam für eine Inspektion und verlangten, dass die Statue Mao Zedong errichtet wird. Andernfalls werde [die Regierung] den Tempel, der gerade für mehr als 600.000 RMB (ca. 78000 Euro 89.400 $) erbaut worden war, wieder niederreißen. Die Statue des Jadekaisers steht jetzt innen [im Tempel] und die Statue von Mao Zedong draußen. Was für eine Ironie!“
Ebenso wurde angedroht, sowohl den Sansheng-Tempel (wörtlich: Tempel der drei Heiligen) und den Tempel von Lord Guan (beide in der Stadtgemeinde Huangzhong im Kreis Yucheng) abzureißen, wenn dort nicht eine Statue von Mao Zedong aufgestellt werden würde.
Video 1: Eine Mao Zedong-Statue steht neben einer Statue von Guan Yu, einem berühmten General des Alten China, die im Tempel von Lord Guan in der Stadtgemeinde Huangzhong ausgestellt ist.
„Jetzt verleiht die Regierung den politischen Führern [Chinas] sogar den Status von „Göttern““, sagte der Leiter eines Tempels und schien mehr als hilflos.
Widerrechtlich ein Porträt von Xi Jinping abzureißen, kann ebenfalls als Verbrechen angesehen werden. Am 24. Dezember kamen Regierungsmitarbeiter aus Huangzhuang in der Stadt Jiaozuo in Henan, an einem lokalen Versammlungsort der Drei-Selbst Kirche an und befahlen, ihn zu schließen, weil dort das Porträt von Xi Jinping ohne Genehmigung abgerissen worden war. Die Mitglieder der Kirche hatten jedoch Videobeweise, auf denen zu erkennen war, dass das Porträt tatsächlich heimlich von Regierungsmitarbeitern abgerissen worden war, um somit die Kirche fälschlich zu beschuldigen und um einen Grund für ihre Schließung zu haben. Die Beamten warnten die Gläubigen davor, das Video zu veröffentlichen und bestanden darauf, diesen Treffpunkt zu verbieten.
„Wäre man während der Kulturrevolution auch nur ein bisschen respektlos gegenüber einem Porträt von Mao Zedong oder dem Kleinen Roten Buch [„Zitate des Vorsitzenden Mao Zedong“] gewesen, wäre dies einer strafbaren Handlung gleichgekommen. Und Xi Jinping macht es jetzt genauso“, klagte ein älterer Bewohner.
Solche Vorfälle sind nicht nur für Henan typisch. Im Wanshou-Palast, im Tianbao-Tempel und in anderen Tempeln in der Stadt Jiujiang der südostchinesischen Provinz Jiangxi, wurden an prominenten Stellen Bronzestatuen von Mao Zedong und anderen „großen Männern“ errichtet.
Mönche einiger Tempeln haben sich beschwert, dass sie auch häufig die Neue Verordnung für Religionsangelegenheiten studieren und regelmäßige Prüfungen dazu ablegen müssen. Deswegen sind sie jeden Tag bis ein oder zwei Uhr morgens auf.
Video 2: Porträts und Statuen „großer Männer“ halten Einzug in Chinas Tempel.
Im Qingyun-Tempel im Dorf Lantian im Verwaltungsbereich der Stadt Shangrao in der Provinz Jiangxi wurde eine 12 Meter hohe Guanyin-Statue von den Behörden abgerissen, weil „keine Statue höher sein darf als die Statue von Mao Zedong“.
Bob Fu, Gründer und Vorsitzender von China Aid sagte, dass bestimmte Elemente der aktuellen Religionspolitik Chinas allmählich wie die des Deutschlands der 30er Jahre aussehen, als unter der Führung der Nazis hinter den Kanzeln Hitler-Fotos und Insignien des Regimes zur Schau gestellt wurden.