Die chinesische Regierung droht Zustellern mit heftigen Geldstrafen, wenn diese irgendwelche religiöse Texte in Umlauf bringen. Letztendlich soll diese Art von Texten vollständig ausgerottet werden.
Xin Lu
Der Verkauf von Bibeln wurde in China bereits verboten. Nun ist es auch nicht mehr erlaubt, Bibeln zu versenden. Ein Prediger einer Hauskirche in Chinas nördlicher Provinz Henan erzählte Bitter Winter, dass er im März dieses Jahres eine Bibelausgabe via YTO Express an seinen Neffen hatte schicken wollen, aber dass ein Angestellter des Unternehmens sich geweigert und darauf hingewiesen habe, dass dies per Staatsgesetz verboten sei.
“Das betrifft nicht nur uns. Auch andere Anbieter können keine ausliefern,“ erklärte der Angestellte. Der Zusteller kann 2 RMB (ungefähr 26 Cent) für jede versandte Ausgabe berechnen, aber wenn die Behörden etwas davon mitbekommen, dann erhält er eine Geldstrafe von 2000 RMB (ungefähr 260 EUR).
Der Prediger war enttäuscht, denn die KPCh hat es bereits seit März 2018 unmöglich gemacht, Bibeln käuflich zu erwerben, indem sie die Bibeln aus den größeren Buchläden und online-Buchshops überall in China entfernte. Er hatte nicht erwartet, dass es auch nicht möglich sein würde, eine Bibel zu versenden.
Ende 2018 wollte ein Gläubiger aus der Stadt Wenzhou in der östlichen chinesischen Provinz Zhejiang religiöse Kalender via Best Express versenden, was ihm jedoch verweigert wurde. Die Angestellten des Zustellungsunternehmens erklärten, dass dies eine landesweite Vorschrift sei. Wenn entdeckt werden würde, dass sie diese Vorschrift missachten, würden sie mit einer Geldstrafe belangt werden. Die Vorschrift wird seit 2017 umgesetzt.
Ein Angestellter einer Zustellungsfirma erklärte mir, dass es während des Transports der Päckchen Zufallskontrollen gibt. Werden dabei religiöse Bücher entdeckt, wird der Zusteller mit einer Geldstrafe von 4000 bis 5000 RMB (ungefähr 530-640 EUR) belangt. Das Zustellungsunternehmen erhält eine Geldstrafe von 10 000 bis 20 000 RMB (ungefähr 1300-2600 EUR). Er berichtete auch, dass seit März letzten Jahres alle Zustellungsfirmen damit begonnen haben, ein Real-Name-System einzurichten, um Postsendungen zu registrieren. Der Hauptgrund dafür besteht darin, dass man in der Lage sein will, den Absender zurückzuverfolgen.
Auch Bücher mit politischen Erörterungen stehen auf der Liste der Gegenstände, die nicht versendet werden dürfen. In dem Büro, in dem die STO Express-Mitarbeiter die Päckchen kontrollieren, hat die Unternehmensleitung eine Bekanntmachung zur “Ausmerzung von Pornografie und illegalen Publikationen“ ausgehängt. Darauf steht: “Machen Sie keine unbedachten Bemerkungen über Staatsführer und vermeiden Sie politische Themen. Achten Sie auf die vertikalen, traditionellen chinesischen Schriftzeichen und denken Sie daran, deren Inhalt zu kontrollieren. Nehmen Sie keine illegalen Veröffentlichungen aus Hongkong, Macao oder Taiwan an und versenden Sie diese auch nicht. Texte über xie jiao, Reaktionismus oder Separatismus müssen zensiert werden. Die Wiedergabe von Raubkopien verletzt Rechte, Gesetze und Vorschriften. Ihre Zustellung ist verboten. Im Rahmen des Real-Name-Systems werden strenge Kontrollen beim Versand und der Zustellung von Sendungen durchgeführt und die Zuständigen werden zur Verantwortung gezogen. Wenn ein Hinweis entdeckt wird, muss dies sofort gemeldet werden. Lassen Sie uns zusammen arbeiten, um die Sicherheit der Postzustellung zu gewährleisten.“