Zhu Zhongcai, Pastor der Siebenten Tag Adventisten-Kirche, kam gemeinsam mit 11 anderen in Hubei vor Gericht und wurde im Januar wegen “illegaler Geschäftstätigkeiten“ verurteilt.
Cai Congxin
Ende Januar fand vor dem Volksgerichtshof des Kreises Gong’an im Zuständigkeitsbereich der Stadt Jingzhou in Chinas Zentralprovinz Hubei eine Anhörung für zwölf verhaftete Mitglieder der Siebenten Tag Adventisten-Kirche statt. Pastor Zhu Zhongcai und elf Kirchenmitarbeitern wurden “illegale Geschäftstätigkeiten“ vorgeworfen, weil sie Predigten und andere Texte über den Glauben – eine Predigtensammlung, das Buch der Offenbarung und das Buch Daniel – gedruckt und in der Gemeinde verteilt hatten. Pastor Zhu wurde zu fünf, der Kirchenälteste Li zu vier und neun Mitarbeiter zu einem bis dreieinhalb Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Einer erhielt keine Verurteilung.
Pastor Zhus Verteidiger erklärte, dass “illegale Geschäftstätigkeiten“ bedeute, dass die Veröffentlichung und Verbreitung der religiösen Texte illegaler Gewinnerzielung gedient oder die gesellschaftliche Ordnung und den Markt gestört habe. Doch dies war nicht der Fall: Die Predigtensammlung und andere Veröffentlichungen bestehen aus Kirchentexten, die innerhalb der Kirche verteilt werden. Darüber hinaus wurden nur wenige Spenden gesammelt, um die Kosten für den Druck und den Versand abzudecken. Es gab keine Absicht auf illegale Gewinne.
Ein Kirchenmitarbeiter, der anonym bleiben möchte, berichtete Bitter Winter, dass das Gerichtsurteil aus vielerlei Gründen ungerechtfertigt ist. Keines der Bücher war für den Verkauf gedacht. Es wurden keinerlei Urheberrechte oder Rechte Dritter verletzt. Der Gläubige fügte hinzu, dass Pastor Zhu die Sammlung seiner Predigten letztlich erst auf wiederholte Nachfrage von Gemeindemitgliedern gedruckt habe.
Ein anderer Kirchenmitarbeiter berichtete, dass am 10. Juli letzten Jahres die Behörden von Hubei Massenfestnahmen gegen die lokale Siebenten Tag Adventisten-Kirche durchgeführt hätten. Dabei seien Razzien gegen die Kirchen in der Stadt Wuhan und in den zur Stadt Jingzhou gehörenden Kreisen Gong’an und Jianli sowie dem Stadtbezirk Shashi und weiteren Gegenden erfolgt. Zahlreiche Versammlungsstätten seien versiegelt und geschlossen worden. Außerdem hätten an diesem Tag in Jianli über 50 Angestellte aus fünf Behörden, unter anderem dem Büro für Öffentliche Sicherheit und dem Büro für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten, eine Versammlungsstätte der Siebenten Tag Adventisten durchsucht. Sie hätten gewaltsam die Tür aufgebrochen, seien eingedrungen und hätten dann Tische, Stühle, Lautsprecher, ein Podium und anderen Kirchenbesitz beschlagnahmt. Pastor Zhu und elf andere seien verhaftet worden.
Der Mitarbeiter berichtete weiter, dass Pastor Zhu bei dieser Gelegenheit nicht zum ersten Mal zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden sei. Im Juli 2011 hatte der Volksgerichtshof des Stadtbezirks Shahekou in der Stadt Dalian in der Provinz Liaoning im Nordosten Chinas ihn wegen “illegaler Geschäftstätigkeiten“ zu neun Jahren Gefängnisstrafe verurteilt, weil er die Bibel gedruckt hatte. Diese Gefängnisstrafe hatte er im Wafangdian-Gefängnis in Dalian abgesessen. Das Urteil wurde später umgewandelt und er wurde am 3. September 2017 entlassen.
In China wird immer stärker gegen religiöse Texte vorgegangen. Dies ist Teil der fortlaufenden KPCh-Kampagne zur “Ausmerzung von Pornografie und illegaler Publikationen“. Laut chinesischen Staatsmedien hat das Komitee für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten der Provinz Hubei am 22. Januar 2017 ein Treffen abgehalten, um sein Vorgehen im Rahmen dieser Kampagne zu planen. Dabei wurde gefordert, Bücher und audiovisuelle Produkte, die ethnische und religiöse Fragen behandeln, streng zu zensieren. Besonderer Wert wurde auf das Vorgehen gegen “illegale Veröffentlichung und Verbreitung“ gelegt.
Es ist also durchaus üblich, dass das Drucken oder Verbreiten religiöser Texte unter dem Vorwurf “illegaler Geschäftstätigkeiten“ oder “Untergrabung der Staatsgewalt“ geahndet wird. Seit April letzten Jahres verbietet die Regierung streng die Verwendung von nicht offiziell zur Veröffentlichung genehmigten Bibelversionen und anderen religiösen Büchern.