Seit April 2018 führen die chinesischen Behörden die “Operation Säuberung“ durch, eine landesweite Kampagne gegen die Kirche des Allmächtigen Gottes. Allein in der Provinz Jiangsu wurden bislang mindestens 350 Kirchenmitglieder festgenommen.
Wie Bitter Winter bereits berichtet hat, wurden im Rahmen der massiven Operationen gegen die Kirche des Allmächtigen Gottes, einer neuen christlich-religiösen Bewegung in China, in anderen Provinzen wie Henan, Shandong und Liaoning mittlerweile insgesamt fast 1000 Gläubige festgenommen.
Quellen berichten, dass allein am 25. Juni 64 Mitgieder der Kirche in Suzhou (Jiangsu) festgenommen wurden. Innerhalb von 15 Tagen wurden über 30 in Changzhou inhaftiert. Nach Insiderinformationen haben Polizeibeamte in Zivil heimlich Peilsender in den Elektrofahrrädern von mehr als 100 Gläubigen in der Stadt installiert. Das Büro für Öffentliche Sicherheit von Xuzhou hat auch eine Anweisung erlassen, nach der alle Polizeikräfte der Stadt jede Kreuzung patrouillieren und Kirchenmitglieder festnehmen sollten. Jeder Beamte sollte mindestens zwei Gläubige festnehmen.
Die Festnahmen finden oft in der Nacht statt: Die Polizeibeamten sind von 20 bis 22 Uhr an festgelegten Orten stationiert, danach werden sie ausgesandt, um die Häuser der Gläubigen zu durchsuchen. Kirchenleitern droht eine Haftstrafe von sieben Jahren, während normale Mitglieder mit einer Haftstrafe von ein bis drei Jahren rechnen müssen.
Nach vorläufigen Berechnungen der Kirche des Allmächtigen Gottes wurden seit 31. Juli im Süden und im Zentrum Jiangsus mehr als 350 Kirchenmitglieder festgenommen und mehr als 4 000 verloren ihre Versammlungsstätten, 169 wurden verfolgt und überwacht, 103 sahen sich zur Flucht gezwungen, von 63 wurden die Häuser durchsucht und persönliches Eigentum im Wert von insgesamt 474 320 RMB (ungefähr 69 000 USD) konfisziert, außerdem wurden Kirchenspenden im Wert von insgesamt 1 299 722 RMB beschlagnahmt.
Im Folgenden finden Sie Berichte über Festnahmen von Angehörigen der Kirche des Allmächtigen Gottes in der Provinz Jiangsu. Um die Anonymität der Menschen zu wahren, wurden die Namen von der Redaktion geändert.
Am 30. April brachen mehr als ein Dutzend Polizeibeamte aus der Stadt Bali (Yangzhou) in das Haus von Chen Cheng ein und nahmen sie zusammen mit ihren Mitgläubigen Jin Shengqin und Qiu Jingye fest. Die Polizei beschlagnahmte Kircheneigentum im Wert von insgesamt 60 000 RMB und persönliche Wertsachen von Frau Chen im Wert von insgesamt 40 000 RMB, die sie in ihrem Haus fanden. Am gleichen Tag wurde Chen Cheng zur lokalen Polizeidienststelle gebracht und erst am 15. Mai wieder entlassen. Qiu Jingye und Jin Shengqin wurden in das Chunxiao-Hotel gebracht und dort heimlich verhört. Der Verbleib von Frau Qiu und Frau Jin ist bis heute nicht bekannt und ihre Verwandten befürchten, dass sie vielleicht nicht mehr am Leben sind.
Am 11. Mai wurden Liu Yuanfeng und seine Frau, ein Ehepaar aus Nanjing, festgenommen und bis heute inhaftiert. Die Polizei beschlagnahmte Wertgegenstände der Kirche im Wert von über einer Millionen RMB, die Liu zu Hause aufbewahrt hatte.
Am 12. Mai nahm die Polizei Wang Tao und seine Frau aus dem Jiangning-Distrikt (Nanjing) fest und beschlagnahmte das Geld der Kirche in Höhe von 213 000 RMB.
Am 13. Mai wurden die Leiterin einer Lokalkirche in Taixing, Li Hui, und eine Mitgläubige, die sie gerade besuchen wollte, von der Polizei festgenommen. Später durchsuchten Beamte Frau Lis Haus und beschlagnahmten mehr als 3 000 RMB Kirchengeld und ihre persönlichen Wertgegenstände im Wert von über 22 000 RMB.
Am 25. Juni wurden An Xin und ihr Ehemann aus der Hafenstadt Zhangjiagang festgenommen. Die Polizei beschlagnahmte 400 000 RMB in bar und von Sparkonten. Nach Angaben von Verwandten des Ehepaars hatte die Polizei An Xins Haus zwei Monate lang überwacht, bevor sie sie festnahmen.
Am 26. Juni sandten drei Polizeidienststellen in Changzhou rund 40 Beamte aus, um He Mei festzunehmen. Die Beamten beschlagnahmten Bücher über den Gottesglauben und hielten sie in einer lokalen Polizeidienststelle fest. Sie erlaubten ihrem Ehemann nicht, sie zu besuchen, und bis heute ist ihr Verbleib unklar.
Nach Angaben informierter Quellen haben die Behörden vor dem Start der “Operation Säuberung“ bereits durch ein Netzwerk von Überwachungskameras Informationen über ihre Zielpersonen gesammelt. Die Zentralregierung hatte zuvor jeden Verwaltungsbezirk angewiesen, ein netzwerkbasiertes Überwachungssystem zu installieren, das es erlaubt, persönliche Daten von jedem Durchreisenden oder Anwohner in jeder Stadt und Gemeinde zu erheben, darunter auch Informationen zu dessen Arbeitsstelle oder Glauben. Alle gesammelten Daten werden unverzüglich zu einem lokalen Verwaltungsbüro weitergeleitet, das speziell für religiöse Angelegenheiten eingerichtet wurde.
Bericht von Yang Guang’an