In der Provinz Xinjiang werden nicht nur Muslime verfolgt – die Behörden haben nun auch die Christen im Visier, die immer strenger überwacht werden.
Im April 2018 stürmten Beamte des Büros für Religiöse Angelegenheiten der Stadt Urumqi eine staatlich kontrollierte protestantische Drei Selbst-Kirche im Bezirk Midong und wiesen den Kirchenleiter Lin Feng (Name von der Redaktion geändert) an, das Kreuz zu entfernen. Käme er dieser Anweisung nicht nach, würden sie mit einem Bagger zurückkehren und die Kirche zerstören, so die Beamten. Der Kirchenälteste Lin und die Diakone der Kirche waren also gezwungen, das Kreuz zu entfernen.
Kurz darauf wiesen die Beamten des Büros an, vor der Kirche einen Hügel aufzuschütten, auf dem ein Mast mit Chinas Nationalflagge aufgestellt werden sollte. Jeden Sonntag sorgen die Beamten und die lokalen Polizeikräfte dafür, dass die Gläubigen die Flagge hissen. Die Teilnahme daran ist verpflichtend. Die Behörden organisierten auch einen Prediger, der in der Kirche über die Staatspolitik und die Reden von Präsident Xi Jinping spricht. Vor der Kirche wurde sogar eine Gruppe Aufseher stationiert.
2017 brachte die Lokalregierung 13 Kameras innerhalb und außerhalb der Kirche an, um eine vollständige Überwachung durchzuführen. Außerdem wurden am Kircheneingang vier Polizeibeamte aufgestellt. Bevor die Gläubigen die Kirche betreten, müssen sie ihre Ausweise registrieren lassen. Gemeindemitglieder berichten, dass die Regierungsangestellten sie manchmal einschüchtern, indem sie drohen, dass jeder, der nicht gehorche, in “Studienklassen“ geschickt werden würde.
Vor einer Weile hatte die Kirche für den Kirchenbau 40 000 HKD (rund 5000 USD) von einem Prediger aus Hongkong erhalten, woraufhin die Lokalregierung den Kirchenältesten Lin Feng “der Verwicklung in xie jiao-Aktivitäten” verdächtigte und ihn zur primären Zielscheibe ihrer Verfolgung werden ließ. Auf Anweisung der Polizei muss sich der Kirchenälteste Lin seit Ende September 2017 jede Woche bei der lokalen Polizeidienststelle und dem Büro des Dorfkomitees melden und dort eine Unterschrift leisten. Außerdem muss er jederzeit auf Nachfrage bereit stehen.
Bericht von Li Zaili