Dies ist die beispielhafte Geschichte der ehrwürdigen Hauskirche in Xiamen, Fujian, deren glorreiche Existenz von der KPCh brutal beendet wurde.
von Massimo Introvigne
Xiamen, in der Provinz Fujian, war historisch gesehen ein wichtiges Zentrum für die Verbreitung des Christentums in China. Die Stadt hatte einen der Vertragshäfen, in denen das Christentum zum ersten Mal gepredigt wurde und blickt auf eine lange christliche Geschichte zurück. Pastor Yang Huaide (1868-1946) spielte in diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Er war der erste Pastor der Xiagang-Kirche, einer presbyterianischen Gemeinschaft, die der Reformierten Kirche in Amerika (RCA) und der London Missionary Society angeschlossen ist. Yang Huaide begann seinen Dienst als Pastor in der Xiagang-Kirche im Jahr 1900 und starb im Jahr 1946, nachdem er 42 Jahre lang der Kirche gedient hatte.
Nach Yangs Tod war die Xunsiding-Kirche ein Ableger der Xiagang-Kirche. Die 1950er Jahre waren insgesamt eine schwierige Zeit für christliche Kirchen in China. Die Xiagang-Kirche musste schließen. Die Treffen der Gläubigen fanden in Privathäusern statt. Später wurde dann die Xunsiding-Kirche gegründet, zu deren Predigern auch die Enkel von Pastor Yang Huaide, Frau Yang Xinfei (1928-2011) und Herr Yang Yuanzhang (1931-2011) gehörten. Beide landeten im Gefängnis – sie für 16 Jahre und er für 6 Jahre. Als sie nach der Kulturrevolution wieder freigelassen wurden, begannen sie erneut, Kirchenmitglieder zu sammeln. 1977 nahmen sie den Sonntagsgottesdienst der Kirche in der Xunsiding Lane Nr. 5 wieder auf.
Yang Xinfei wurde eine bekannte Predigerin in China und wurde wegen ihrer hartnäckigen Weigerung, der staatlich kontrollierten Drei-Selbst Kirche beizutreten, verfolgt. Ihre Erfahrungen werden in dem bekannten Dokumentarfilm The Cross thematisiert.
Yang Xinfei war auch als Musikerin bekannt. Schon in jungen Jahren zeigte sich ihr musikalisches Talent. Sie trat schon im Alter von 3 Jahren auf, verbrachte viel Zeit mit Stimmbildung und dem Erlernen des Klavierspiels. Sie besuchte das renommierte Musikkonservatorium in Schanghai, wo sie 1953 mit Auszeichnung als Klassenbeste abschloss. Yang wandte sich jedoch nicht einer glitzernden musikalischen Karriere zu, sondern folgte dem, was sie als Gottes Ruf zur Vollzeit-Priesterin empfand. Sie starb am 23. Juli 2011 im Alter von 83 Jahren.
Seit mehreren Jahrzehnten pflegt die Xunsiding-Kirche ihren ursprünglichen Glauben.
Ein Schild auf der Kirche in Xiamen lautet: „Wir sind eine Gruppe von Menschen, die von Gott erlöst wurden und die sich bemühen, das Evangelium um des Reiches Gottes willen zu predigen und das Leben des Evangeliums zu leben. Wir folgen den Traditionen der Hausgemeinden, einschließlich der Heiligung Christi als Oberhaupt, der Beachtung der Bibel, des Gebetes und des geistlichen Lebens. Wir betonen die Anbetung, Lehre und den umfassenden Dienst im Königreich. Wir folgen dem Ältestenmodus, bei dem die Ältesten die Leitung in der Gemeinde übernehmen und wählen die Mittel der Gemeinschaft und des Hirtendienstes in kleinen Gruppen. Wir praktizieren unsere große Mission durch die Gründung von Kirchen und der Schulung solcher Gründer.“
Wie Bitter Winter berichtete, wurde die Xunsiding-Kirche nach jahrelangem Bestehen im Jahr 2019 endgültig von der KPCh geschlossen. Am 19. Mai erhielt Yang Xibo, der derzeitige Pastor der Xunsiding-Kirche und bekannte Theologe, der in Singapur studiert hat, einen Verwaltungsstrafbescheid des Büros für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten des Stadtteils Siming in Xiamen. Am selben Tag wurden die Gläubigen, die am Sonntagsgottesdienst der Kirche teilnahmen, von den Behörden der Stadt Xiamen schikaniert.
Am darauffolgenden Tag legte Yang Xibo Berufung ein und forderte das Büro für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten dazu auf, eine Anhörung abzuhalten. Diese fand am 31. Mai um 10:00 Uhr morgens statt. Doch die Berufung der Kirche wurde abgelehnt. An jenem Abend umstellten Polizeibeamte die Kirche, verwehrten jedem den Zutritt und versiegelten die Kirche offiziell.
Die traurige Geschichte der Xunsiding-Kirche bestätigt, dass unter Xi Jinping ein Prozess begonnen hat, der darauf abzielt, den grauen Markt der unabhängigen Hauskirchen zu beseitigen, die ein prekäres Dasein fristen, zwischen dem roten Markt der staatlich kontrollierten Gemeinschaften, die mit den Drei-Selbst Kirchen verbunden sind, und dem schwarzen Markt der christlichen Bewegungen, die als xie jiao verboten sind. Hauskirchen am grauen Markt wird eine drakonische Alternative angeboten: Entweder sie schließen sich der Drei-Selbst Kirche an oder sie werden geschlossen und als xie jiao verfolgt. Leider deuten alle Anzeichen darauf hin, dass die Xunsiding-Kirche nicht die letzte historische Hauskirche sein wird, die von der KPCh geschlossen wird.