Russell Abrutyn, der Rechtsanwalt der Leiterin der Kirche des Allmächtigen Gottes in vier chinesischen Provinzen, die zur Zeit in Detroit festgehalten wird und der die Rückführung nach China und dort eine mögliche Hinrichtung droht, hat einen Antrag gestellt, ihren Fall mit neuen Beweisen wieder aufzunehmen.
Bitter Winter -Leser sind unter Umständen mit dem Fall von Zou Demei vertraut, einer Chinesin, die in Detroit festgehalten wird. Ihr droht die Rückführung nach China, wo sie festgenommen und wahrscheinlich hingerichtet werden wird.
Frau Zou war bis 2016 als Gebietsleiterin der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG), einer in China verbotenen neuen christlich-religiösen Bewegung, verantwortlich für die vier Provinzen Yunan, Guizhou, Chongqing und Sichuan. Damit gehörte sie zu den höchsten KAG-Leitern in China und die Behörden unternahmen alles, um sie festzunehmen, unter anderem setzten sie ein hohes Kopfgeld auf sie aus. Wie alle KAG-Mitglieder vernichtete sie alles, was auf ihre wahre Identität hinwies, und lebte unter dem Namen Lu Yao.
2016 erfuhr Frau Zou, dass sie nicht nur gesucht wurde, weil sie Leiterin einer verbotenen religiösen Bewegung war – was schon schlimm genug war – sondern auch aufgrund gefälschter Spionagevorwürfe, der Gefahr der Todesstrafe ausgesetzt ist. Es gelang ihr, aus China zu entkommen. Indem sie den Pass einer anderen Person mit ihrem Foto verwendete gelangte sie nach Südkorea. Da Südkorea, anders als die USA und Kanada, KAG-Flüchtlingen kein Asyl gewährt und sie mit einem falschen Pass kein sicheres Leben führen konnte, entschied sie sich, in die USA zu fliehen. Am 24. Januar 2017 landete sie in Detroit, wo ihr Pass als falsch erkannt und sie festgenommen wurde.
Aufgrund sprachlicher Probleme konnten sie und ein paar Mitgläubige, die ihr anfangs helfen wollten, den US-amerikanischen Behörden ihren Fall nicht verständlich machen. Am 4. Dezember 2017 wurde ihr Asylantrag abgelehnt und ihre Rückführung nach China angeordnet. Ihre Berufung wurde am 22. Mai 2018 abgelehnt.
Zu diesem Zeitpunkt kontaktierte die KAG mehrere NGOs und beauftragte einen auf solche Fälle spezialisierten Anwalt, Herrn Russell Abrutyn aus Detroit, der von nun an Frau Zou vertrat und erfuhr, dass die Homeland Security ihre Rückführung nach China für den 15. August 2018 plante.
Herr Abrutyn hat nun einen Antrag gestellt, den Fall vor dem Board of Immigration Appeals, dem höchsten Verwaltungsgericht für Immigrationsfragen der Vereinigten Staaten, neu aufzurollen. Dieser Antrag basierte auf neuen Beweisen, die erst kürzlich Dank einer Kampagne der internationalen Menschenrechtsgemeinschaft verfügbar wurden – einer Kampagne, die verstärkte Aufmerksamkeit auf Frau Zous Notlage gezogen hat. Aufgrund der Kampagne hatten die Menschen, die mit ihr während ihrer Zeit als KAG-Leiterin in China zu tun gehabt hatten, sie auf Bildern erkannt (auch wenn sie sie unter einem anderen Namen gekannt hatten) und unterstützten ihre Verteidigung, indem sie ihre Rolle innerhalb der KAG bestätigten.
Herr Abrutyn erklärte weiterhin, dass “dem Bord of Immigration Appeals offizielle Regierungsberichte vorgelegt wurden, die schon früher hätten vorgelegt werden sollen, in denen die religiöse Verfolgung der KAG und ihrer Anhänger in China aufgezeigt wird.“ Dies war jedoch nicht der Fall.
Bitter Winter hat die Kampagne für Frau Zou organisiert und geht davon aus, dass diese neuen Dokumente Frau Zous Rückführung nach China, die zu ihrer Festnahme und wahrscheinlich zu ihrer Hinrichtung führen würden, abwehren können.
Dennoch benötigt Frau Zou jede Hilfe, die sie von Institutionen und Privatpersonen, die sich für religiöse Freiheit und Menschenrechte einsetzen, erhalten kann.