In China ist sogar der Besitz eines Buches der Kirche des Allmächtigen Gottes ein hinreichender Grund für Verhaftung oder Verfolgung: Eine ältere Gläubige aus Shandong weiß das gut, nachdem sie zweimal festgenommen wurde.
Chen Ye (Pseudonym), ein 65-jähriges Mitglied der Kirche des Allmächtigen Gottes, einer chinesisch-christlichen neuen religiösen Bewegung, wurde am 14. Juni 2017 in der Stadt Rizhao (Provinz Shandong) wegen des Besitzes von Büchern über die Kirche des Allmächtigen Gottes verhaftet. Ein Jahr später geschah es erneut, nachdem die Polizei im Mai 2018 bei der Durchsuchung ihrer Wohnung Bücher über die Kirche gefunden hatte.
Informanten berichten, dass am 16. Mai 2018 zwei Beamte der örtlichen Polizeiwache in das Haus von Chen Ye einbrachen und es ohne Vorlage jeglicher Dokumente gewaltsam durchsuchten. Sie beschlagnahmten religiöse Bücher, zwei MP5-Spieler und andere Gegenstände. Chen Ye war zum Zeitpunkt der Razzia nicht zu Hause, also begleitete die Polizei ihre Schwester – kein Mitglied der Kirche – gewaltsam zur Polizeiwache der Stadt. Danach kehrten zwei Beamte in Chens Wohnung zurück und verhafteten sie, als sie nach Hause kam.
Ein Polizist der nationalen Sicherheitsbrigade verhörte Chen über andere Leute im Dorf, die an den Allmächtigen Gott glaubten und ihr die Bücher gaben. Ein anderer Beamter versuchte, Chen Ye zu zwingen, drei fotokopierte Dokumente zu unterschreiben, doch sie weigerte sich: Deshalb packten drei Beamte sie kurzerhand gewaltsam am Arm und zwangen sie, ihren Fingerabdruck auf die Dokumente zu setzen.
Gegen 16 Uhr am selben Nachmittag wurde Chen Yes Schwester freigelassen. Ein Polizist sagte Chen Ye, dass sie ein schlechtes Naturell habe und deshalb wurde sie mit einer Geldstrafe von 1000 Yuan belegt und in ein Internierungslager in Rizhao gebracht. Nachdem sie dort angekommen waren, packten drei Beamte Chen Ye am Arm und setzten ihren Fingerabdruck mit Gewalt auf mehrere Dokumente. Danach zwang die Polizei Chen Ye, 300 Yuan für ihre Lebenshaltungskosten zu bezahlen und sperrte sie 15 Tage lang wegen ihres „Glauben an den Allmächtigen Gott“ ein. Nach ihrer Freilassung wurde Chen Ye weiterhin von der örtlichen Polizeibehörde überwacht.
Laut der Datenbank der Gefangenen des Allmächtigen Gottes, die von der Organisation Human Rights Without Frontiers mit Sitz in Brüssel veröffentlicht wurde, sind die meisten Häftlinge mindestens zweimal festgenommen worden, nur weil sie an religiösen Versammlungen teilnahmen und das Evangelium predigten.
Bericht von Ye Lan