Vier Kirchenleiter wurden im Rahmen eines der größten Einsätze gegen dieses Netzwerk der Sola Fide-Hauskirchen festgenommen.
von Ye Jiajia
Die Aktion dauerte nur einen Tag lang. Am 23. Juni starteten lokale Regierungsbeamte eine konzertierte Aktion. Sie gingen getrennt zu sämtlichen Versammlungsstätten der True Love-Kirche, die zum Netzwerk der Sola Fide-Hauskirchen gehört. Sie versiegelten die Versammlungsstätten und nahmen die Kirchenleiter fest.
Ungefähr zehn Angestellte des Büros für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten und des Büros für Öffentliche Sicherheit im Stadtbezirk Zhangdian (Stadt Zibo, östliche Provinz Shandong) stürmten in die Century-Halle (die Haupthalle der zum Sola Fide-Netzwerk gehörenden True Love-Kirche) und vertrieben die Gläubigen. Als Grund dafür gaben sie an, dass „die Kirche keine Genehmigung hat und die Gottesdienste illegal sind.“ Die Beamten verlangten von den Gläubigen auch, dass diese ihre persönlichen Daten und Mobiltelefonnummern registrieren lassen. An diesem Tag standen vor dem Gebäude-Eingang zwei Polizeibeamte Wache. Der Kirchenleiter wurde währenddessen mitgenommen.
Zur gleichen Zeit wurden 30 Angestellte zur Sanquan-Halle entsandt, einer Versammlungsstätte im Stadtbezirk Zhangdian. Sie blockierten dort sämtliche Eingänge, erlaubten es den Menschen jedoch, die Versammlungsstätte zu betreten – nur ließen sie keinen mehr hinaus. Dann machten sie Fotos und Videos von den Gläubigen. Auch die persönlichen Daten der Gläubigen wurden aufgenommen. Kurz darauf wurde ein Absperrband an der Kirche angebracht. Der Kirchenleiter, der vor Ort geeilt war, als er von dem Vorfall erfahren hatte, wurde festgenommen.
Doch damit war die Arbeit der Beamten noch nicht beendet: Die Polizei beschlagnahmte auch noch die Spendenbox der Versammlungsstätte.
Ein Gläubiger berichtete, dass die Polizisten bei der Razzia gegen die Versammlungsstätte, den Kirchenleiter nicht antrafen. Deshalb befahlen sie dem Vermieter, den Kirchenleiter anzurufen und mit einer List dazu zu bringen, so schnell wie möglich zur Versammlungsstätte zu eilen. Später wurde der Kirchenleiter festgenommen und inhaftiert. Auch der Vermieter wurde von der Polizei mitgenommen und mit einer Geldstrafe von 200 Renminbi (ungefähr 260 Euro) belangt.
Da die Gläubigen der fünf anderen Versammlungsstätten im Voraus gewarnt worden waren, verschwanden sie schnell, bevor die Polizei kam.
Bevor die zehn Versammlungsstätten versiegelt wurden, wurde dem Vermieter der Heping-Halle (einer Versammlungsstätte der Kirche) von der Polizei gedroht. Er wurde angewiesen, keine Immobilien mehr zur Nutzung als kirchliche Versammlungsstätten zu vermieten. Am 12. Juni musste die Kirche von einem Tag auf den anderen auszuziehen. Doch der Glaube der Kirchenmitglieder ist trotz der Angriffe seitens der Regierung unvermindert stark. Sie erklärten Bitter Winter, dass sie weiter an ihrem reinen Glauben festhalten und niemals der staatlich sanktionierten Drei Selbst-Kirche beitreten werden, auch wenn sie sich in Gruppen aufteilen müssen, um ihre Gottesdienste abzuhalten.
Ein Gläubiger der Century-Halle berichtete, dass derzeit elf Versammlungsstätten der Sola Fide-Kirche überwacht werden. Auch die Mobiltelefone der Gläubigen werden häufig überwacht.
Einer der Gläubigen berichtete Bitter Winter, dass ein Beamter der lokalen Polizeistation angesichts dieses zielgerichteten Vorgehens gesagt habe, dass die Kontrolle und Unterdrückung der Religion so streng ist wie nie zuvor, weil dieses Jahr der 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China ansteht. „[Der religiöse Glaube] wird überall im Land streng überwacht. Das ist eine zielgerichtete Aktion“, erklärte er.