Die KPCh investiert exorbitante Geldsummen und viel Arbeitsaufwand in die Entfernung sämtlicher religiöser Symbole unter freiem Himmel, indem sie diese zerstört oder verhüllt.
von Yao Zhangjin
Der Lingyun-Berg ist ein nationales Naturschutzgebiet der Ebene 4A in der Stadt Nanchong in der südwestlichen Provinz Sichuan. Er ist auch eine buddhistische und daoistische Pilgerstätte, die mit unzähligen religiösen Freiluftstatuen und in den Fels gehauenen Figuren geschmückt ist. Doch vor kurzem hat die KPCh im Rahmen ihrer Kampagne, die Religionen auszulöschen, sämtliche dieser Glaubenssymbole von hohem künstlerischen Wert verhüllt und dafür mindestens acht Millionen Renminbi (ungefähr 1 040 000 Euro) ausgegeben.
In Fels gehauene Skulptur des liegenden Buddhas verhüllt.
Im September 2018 wurde angewiesen, dass alle religiösen Elemente aus dem Naturschutzgebiet entsorgt werden sollten. Die sieben großen Freiluftstatuen sowie sämtliche kleinere Statuen wurden verhüllt und alle Symbole, Tafeln und sogar die Wegweiser zu den Statuen wurden entfernt. Sämtliche Werbetexte zu den religiösen Statuen mussten aus der offiziellen Website des Naturschutzgebietes und anderen Online-Plattformen gelöscht werden.
Die in diesem Gebiet berühmte, in Fels gehauene Darstellung des liegenden Buddhas, die über 72 Meter lang ist und die Geschichte vom Tod des Shakyamuni-Buddhas zeigt, wurde vollständig verhüllt, , sodass keiner sie mehr sehen kann.
Ein Dorfbewohner erzählte Bitter Winter, dass es zwei Millionen Renminbi (ungefähr 260 000 Euro) gekostet habe, den liegenden Buddha zu verhüllen – das ist sogar mehr, als dessen Herstellung gekostet hatte.
Ein Besucher des Naturschutzgebietes meinte, dass die Regierung Arbeitskraft und Ressourcen verschwendet und Steuergelder verprasst, um religiöse Skulpturen zu verhüllen.
Bauarbeiten an einer 99 Meter hohen Buddha-Statue abgebrochen
Die berühmteste Attraktion auf dem Lingyun-Berg ist eine noch unvollendete Statue des Amitabha-Buddhas. Die Skulptur sollte ursprünglich 99 Meter hoch werden und zusammen mit 9999 kleineren Buddha-Statuen, die in die umgebenden Felswände gehauen werden sollten, „Zehntausend Buddhas“ darstellen.
Nach ihrer Vollendung wäre diese Skulptur weltweit einzigartig gewesen. Doch die Bauarbeiten mussten abgebrochen werden, als erst die obere Körperhälfte des Buddhas (die 48 Meter maß) sowie circa 7000 der kleinen Statuen fertiggestellt waren, weil die Regierung dieses Projekt zu einem Hauptziel ihrer Kampagne zur Auslöschung religiöser Freiluftstatuen machte.
Mittlerweile sind Arbeiter fieberhaft damit beschäftigt, die Skulptur zu verhüllen und werden diese Arbeit voraussichtlich Ende Oktober beendet haben. Quellen berichteten, dass die geschätzten Kosten für die „Berichtigung“ der Buddha-Statue sich auf 5,7 Millionen Renminbi (ungefähr 741 000 Euro) belaufen.
In anderen, ähnlichen Fällen wurde in China auch schon Sprengstoff eingesetzt, um solche riesigen, in Fels gehauene religiöse Ikonen zu zerstören. Man begnügte sich nicht damit, sie einfach nur zu verhüllen.. Aber Quellen berichteten, dass diese Methode im Fall des Lingyun-Bergs nicht eingesetzt wurde, weil die Behörden befürchteten, dadurch Erdrutsche oder andere Katastrophen auszulösen.
Über 130 buddhistische Statuen „verschwanden“
Auch andere religiöse Statuen im Naturschutzgebiet verschwanden. Unter anderem wurden 33 Guanyin-Skulpturen, 24 in Stein gehauene Arhats sowie 11 buddhistische Grotten-Statuen eingemauert und Bambus um sie herum gepflanzt, um die Figuren zu verbergen.
Fünf riesige Statuen, die den Hof des daoistischen Tempels auf dem Lingyun-Berg schmückten, wurden von einem neu errichteten Pavillon verdeckt, sodass nichts zurückblieb, als ein leer wirkendes Gebäude ohne irgendwelche sichtbaren religiösen Symbole.
Vor der Sanqing-Halle (der Halle der Drei Reinen) wurde eine Statue von Cihang Zhenren, dem „Wahren Menschen“ im Daoismus, zunächst mit Holzplanken abgesperrt, sodass nur noch der Kopf der Statue zu sehen war. Später wurde er hinter schwarzen Stahlplatten verborgen.
Sechzig Skulpturen der chinesischen Tierkreiszeichen, die vor der Terrasse der Acht Diagramme standen, wurden ebenfalls verborgen.
Anwohner der Gegend berichteten Bitter Winter, dass die lokalen Beamten sie einschüchtern und ihnen drohen, Hilfspolizisten einzustellen und jeden zu verhaften, der es wagte, das Verbergen der Statuen zu behindern.
„Die kleinen Leute sind wütend, aber sie wagen es nicht, aufzubegehren. Jeder, der das tut, wird in Schwierigkeiten geraten. Während der Zeit Mao Zedongs wurden Tempel abgerissen und Bodhisattva-Statuen zerstört. Jetzt passiert das Gleiche. Wer wagt es „nein“ zu sagen, wenn Xi Jinping einen Befehl erteilt?“, erklärte ein Dorfbewohner Bitter Winter.