Das letztliche Ziel der KPCh besteht darin, die nicht vom Staat kontrollierten protestantischen Kirchen vollständig auszulöschen. Während dieses Ziel näherrückt, verschwinden die Hauskirchen nach und nach aus der chinesischen Hauptstadt.
Ye Lan
Am 9. Mai berichtete Radio Free Asia auf seiner chinesisch-sprachigen Website, dass die Stadtverwaltung von Peking aktuell eine Kampagne durchführt, um alle Hauskirchen loszuwerden, die sich weigern der staatlich genehmigten Drei Selbst-Kirche beizutreten.
Die, in den USA ansässige, Chinesische Christliche Gemeinschaft der Wahrheit berichtete, dass organisierte Razzien vorgesehen sind, um alle Hauskirchen zu “verkleinern, ent-organisieren und ent-kirchlichen.“ Diese Razzien sollen vom Zentralen Inspektionsteam der KPCh überwacht werden, hauptverantwortlich für die Umsetzung sollen das Ministerium für Öffentliche Sicherheit und das Büro für Religionsangelegenheiten sein. Es heißt, dass die Kampagne in Peking am 20. Mai enden soll, aber innerhalb Chinas weitergeführt wird, um letztlich die protestantischen Hauskirchen vollständig auszulöschen und das Christentum aus dem öffentlichen Raum und dem Internet zu entfernen.
In den letzten paar Monaten haben die Razzien gegen Hauskirchen in Peking, die letztes Jahr begonnen wurden, ein beispielloses Ausmaß angenommen. Von riesigen, berühmten Megakirchen wie der Shouwang-Kirche bis hin zu kleinen Versammlungsstätten wurde eine nach der anderen Hauskirche geschlossen. Bitter Winter erhält fortlaufend Berichte über unterdrückte Christen, die sich weigern, dass ihnen die Regierung vorschreibt, wie und was sie zu glauben haben.
Qianhe Jiayuan Plaza ist ein Bürogebäude im Pekinger Stadtbezirk Chaoyang. Darin befanden sich einmal sechs Hauskirchen, die alle vor kurzem geschlossen wurden. Eine davon war die Wenxin-Kirche (溫馨教會), die vor mehr als zehn Jahren gegründet wurde und über 300 Gemeindemitglieder hat.
Der Wenxin-Kirche wurde vom lokalen Büro für Religiöse Angelegenheiten mitgeteilt, dass sie aus dem Gebäude bis zum 27. April vor 10 Uhr ausziehen müsse. Am Tag nach der Schließung wurde eine Sicherheitskontrolle am Eingang zum Qianhe Jiayuan Plaza eingerichtet. Dort musste sich jeder registrieren lassen, der das Gebäude betrat. Gemeindemitglieder berichten, dass die Behörden im Juli 2018 damit begannen, Druck auszuüben. Damals begannen Regierungsangestellte damit, in der Wenxin-Kirche Inspektionen durchzuführen.
“Es scheint so, als ob die Regierung gründliche Recherchen und Ermittlungen durchgeführt hat, bevor sie die Kirche schließen ließ“, erklärte ein Kirchenangehöriger. Er fügte hinzu, dass sich die Gemeinde seit der Kirchenschließung in kleinen Gruppen von ungefähr zehn Personen treffen muss, um weiterer Verfolgung zu entgehen. „Wir müssen Guerilla-Taktiken anwenden und mit der Regierung Verstecken spielen, damit wir unsere Gottesdienste abhalten können“, erklärte der Gläubige.
Ein Mitarbeiter einer Hauskirche im Stadtbezirk Chaoyang glaubt, dass das KPCh-Vorgehen sich weiter verstärken wird, und den restlichen Hauskirchen das gleiche Schicksal droht wie der Wenxin-Kirche. „Überall im Land werden Hauskirchen geschlossen“, fügte der Mann hinzu. „Wenn man die aktuelle Haltung der Regierung betrachtet, werden auch die Drei Selbst-Kirchen früher oder später zerstört werden.“