Bücher und DVDs des ehrwürdigen Meisters Chin Kung, der weltweit für die Verbreitung multikultureller und interreligiöser Harmonie verehrt wird, gelten nun in China als illegal.
von Shen Xinran
Der ehrwürdige Meister Chin Kung, 92, ist ein hoch angesehener, wichtiger Mönch des Pure Land, einer Schule des Mahayana-Buddhismus, die seit langem in China und Ostasien die größte ist. Seit fast 60 Jahren verbreitet er die Lehren Buddhas, die Gleichheit der Religionen sowie die interkulturelle und interreligiöse Harmonie auf der ganzen Welt. Meister Chin Kung wurde 2009 von Universitäten in Australien und Großbritannien zum International Trustee of Religions for Peace (Internationaler Treuhänder der Religionen für den Frieden) ernannt, einer auf allen Kontinenten tätigen internationalen Organisation.
Der Meister, der mit bürgerlichem Namen Hsu Yae-hong heißt, wurde 1927 im Kreis Lujiang in Chinas östlicher Provinz Anhui geboren. 1959 wurde er Mönch im Linji-Tempel von Yuanshan in Taiwans Hauptstadt Taipeh, wo er den Dharma-Namen Jue Chin und einen alternativen Namen, Chin Kung, erhielt, was „reine Leere“ bedeutet.
Meister Chin Kung leistete Pionierarbeit bei der Nutzung moderner Technologien – Internet und Satellitenfernsehen – zur Verbreitung der Lehren Buddhas und produzierte DVDs über moralische Erziehung und die Lehren der Weisen zur kostenlosen weltweiten Verbreitung und erlaubte es der Öffentlichkeit, seine Werke zu reproduzieren.
Einst erfreute er sich großer Beliebtheit in China – laut einem Bericht der BBC China von 2015 konnte man DVDs und Bücher mit den Reden des Meisters überall auf dem Festland finden. Doch jetzt wurde alles, was mit Chin Kung zu tun hat, von den Behörden als „illegal“ oder sogar als „irreführende Argumente und ketzerische Lehren“ bezeichnet und im ganzen Land verboten und zerstört.
Im April führten zwei Regierungsbeamte in der Stadt Xingtai in der nördlichen Provinz Hebei eine Razzia in einem lokalen Guanyin-Tempel durch und beschlagnahmten dort alle Bücher und DVDs, die sich auf Chin Kung beziehen. Die beiden Beamten erklärten, es sei den Tempeln verboten, Bücher von Chin Kung oder Gegenstände, die sich auf seine Lehren beziehen, zu verteilen oder aufzubewahren, weil seine Bemerkungen mit der nationalen Politik unvereinbar sind.
„Es wurden nicht nur diese Bücher mit Schriften und DVDs verboten, sondern das Foto von Meister Chin Kung wurde auch durch ein Porträt von Xi Jinping ersetzt“, sagte ein lokaler Buddhist mit einem Gefühl der Hilflosigkeit.
Im vergangenen November wurden in einem buddhistischen Tempel in der Stadt Anqing in Anhui alle Bücher, die in Zusammenhang mit Chin Kung stehen, vernichtet. Ein Meister im Tempel erinnerte sich daran, dass die Beamten der örtlichen Vereinigten Arbeitsfront die Räumlichkeiten durchsuchten und mehr als 100 Bücher fanden, auf denen der Name Meister Chin Kung aufgedruckt war, und behaupteten, dass diese illegal seien und nicht im Tempel verbreitet werden dürften. Anschließend verbrannten die Beamten alle Bücher unverzüglich.
Im Jahr 2001 gründete Meister Chin Kung in Toowoomba, Australien, die Pure Land Learning College Association Inc., um den Buddhismus weiter zu verbreiten. Die KPCh behauptete, dass die Institution Gläubige indoktriniert und Chinas Mainstream-Ideologie beeinflusst und beschuldigte Meister Chin Kung der Verbreitung irreführender und ketzerischer Lehren. Die Anti-xie jiao-Vereinigung der Gemeinde Tianjin hat Chin Kung und das Pure Land Institute auf ihrer Webseite für „religiöse Intervention“ und „kulturelle Infiltration“ in China einst unmissverständlich öffentlich zurechtgewiesen.
Ein Buddhist in der Stadt Xingtai sagte, dass die Regierung Angst habe, dass, weil so viele Menschen die Bücher von Meister Chin Kung lesen, alle, die auf des Meisters Worte hören, die buddhistische Kultur und das Denken akzeptieren. „Es wird immer weniger Menschen geben, die an den Kommunismus glauben“, erklärte der Buddhist die Gründe für das Verbot der Lehren von Meister Chin Kung.
Die Meinung des Buddhisten wird vom Abt eines Tempels in einem Bezirk der Stadt Jiujiang in der südöstlichen Provinz Jiangxi unterstützt. Obwohl die Bücher von Meister Chin Kung für die Meditation buddhistischer Mönche und Nonnen von Vorteil sind, behandelt die KPCh sie wie Sprengstoff, erklärte er. Nach Ansicht des Abtes will die KPCh nicht, dass kultivierte und gebildete Menschen den Buddhismus akzeptieren, indem sie die Bücher von Meister Chin Kung lesen – deshalb werden sie verboten und zerstört.
Der Abt enthüllte auch, dass in der zweiten Hälfte des Jahres 2018 Mitarbeiter der örtlichen Vereinigten Arbeitsfront jeden Tempel im Bezirk inspizierten und androhten, dass alle Bücher, die sich auf Meister Chin Kung beziehen, ohne Ausnahme vernichtet werden würden. Um das zu verhindern, versteckten die Äbte einiger Tempel sie in weiser Voraussicht, denn tatsächlich wurden alle Bücher, die entdeckt wurden, verbrannt oder anderweitig vernichtet.