Die jüngste Offensive gegen buddhistische Versammlungsstätten in China wird weiterhin verschärft. Sogar Ladenschilder, auf denen das chinesische Schriftzeichen Fó (佛, das „Buddha“ oder „Buddhismus“ bedeutet) zu lesen ist, wurden zwangsweise entfernt oder übermalt.
Ein Buddhist aus der Stadt Harbin in Chinas nördlichster Provinz Heilongjiang berichtet, dass das Verwaltungsbüro für Industrie und Handel, das Büro für Religiöse Angelegenheiten und einige andere Behörden in einem Stadtbezirk von Harbin zwischen dem 1. und dem 2. November gemeinsam gegen mehrere buddhistische Devotionalienläden in dem Stadtbezirk vorgingen: Ladenschilder mit buddhistischen Aufschriften wurden entfernt oder übermalt, und manche der buddhistischen Devotionalienläden in „Läden für Kunst und Handwerk“ umbenannt.
Am 9. November wiesen Angestellte des Verwaltungsbüros für Industrie und Handel den Besitzer eines buddhistischen Devotionalienladens in dem Stadtbezirk an, alle buddhistischen Bücher aus seinen Ladenregalen zu entfernen.
Anwohner berichten, dass sowohl die kleinen als auch die großen buddhistischen Devotionalienläden im Stadtbezirk nun praktisch völlig verlassen daliegen. In der Vergangenheit stieg von den Altären vor den Läden der Rauch des Weihrauchs auf, doch nun sind die Altäre schon seit langer Zeit abgebaut und einige der Läden geschlossen worden. Auch im Guanyin-Tempel des Stadtbezirks darf kein Weihrauch mehr abgebrannt werden.
In anderen Provinzen überall im Land gab es ebenfalls Fälle, in denen buddhistische Schilder zwangsweise entfernt wurden.
Als ein Bitter Winter-Reporter am 2. November über einen Markt in der Stadt Tangshan (Provinz Hebei) ging, beobachtete er, wie die Besitzer mehrerer buddhistischer Devotionalienläden das Schriftzeichen Fó (佛) von den Wänden oder Schildern entfernten.
Einer der Ladenbesitzer erklärte dem Reporter: „Die Zentralregierung hat ein Dokument herausgebracht, das chinesische Schriftzeichen oder Schilder mit religiöser Bedeutung als Außendekoration von Läden verbietet. Jetzt müssen wir diese Aufschriften in „Geschenke aus Handarbeit“ umändern… Mittlerweile ist es verboten, Weihrauch abzubrennen oder entzündete Kerzen oder andere Opfergaben vor Buddhastatuen niederzulegen. Wir dürfen nicht einmal mehr buddhistische Chanting-Maschinen verkaufen.
Auf die Frage hin, ob diese Regierungsentscheidung seinem Geschäft Verluste einbringen würde, antwortete der Ladenbesitzer: „Das ist Staatspolitik. Der Arm kann nicht gegen den Oberschenkel ankommen*. Wenn das zu Verlusten führt, dann müssen wir sie alleine tragen. Wenn wir die Worte nicht selbst entfernen, wird die Regierung kommen und sie entfernen – und wenn sie kommt, kann es sein, dass wir sogar noch mehr verlieren.“
Es heißt, dass die Wanfo-Pagode in der Nähe des Marktes die größte buddhistische Versammlungsstätte im Stadtbezirk Kaiping (Tangshan) ist, in der Weihrauch angeboten wird. Im August beendete die örtliche Buddhistische Vereinigung die halbwöchentliche buddhistische Andachtsübung, bei der um Segen gebetet wurde, unter dem Vorwand, sie wolle „die Gläubigen davon abhalten, Ärger zu machen.“ Die Behörden verwendeten auch mit Drachenköpfen bemalte Gegenstände, um die vier Buddhastatuen auf der Spitze der Pagode zu verdecken.
Eine buddhistische Quelle berichtet, dass die Behörden seit dem vergangenen Jahr zahlreiche Ladenschilder mit halal-Mustern oder -Aufschriften mit der Begründung entfernt oder übermalt hätten, dass diese einen „Verstoß gegen die verbotene Verallgemeinerung des Begriffs halal“ darstellten. Der Ausdruck „Verallgemeinerung des Begriffs halal“ ist die ungefähre Übersetzung des chinesischen Ausdrucks „qingzhen fanhua“, der sich auf die Verwendung des Begriffs halal (d.h. nach den islamischen Gesetzen erlaubt oder überliefert) über die Kategorie Nahrungsmittel hinaus bezieht.
Der angebliche Grund für die Entfernung der halal-Aufschriften ist, dass damit der Terrorismus bekämpft werden soll – was aber ist dann der Grund dafür, das chinesische Schriftzeichen für „Buddha“ oder „Buddhismus“ entfernt werden sollen? Die Antwort lautet: Es gibt keinen anderen Grund als den, jegliche Religion aus dem Land auszurotten.
Bericht von Piao Junying